Mit Neil Peart ist eine Drummer-Legende von uns gegangen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Kanada,

Über vier Jahrzehnte hat Neil Peart die Musikwelt begeistert. Nun ist er im Alter von 67 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Schlagzeuger Neil Peart ist im Alter von 67 Jahren in Kalifornien an einem Hirntumor gestorben. Foto: Courtney Perry/TNS via ZUMA Wire/dpa
Schlagzeuger Neil Peart ist im Alter von 67 Jahren in Kalifornien an einem Hirntumor gestorben. Foto: Courtney Perry/TNS via ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Rush-Drummer Neil Peart ist am Dienstag 67-jährig gestorben.
  • Mit seinem Schlagzeugspiel hat er Generationen von Drummern beeinflusst.

Bei Ranglisten, wer der beste Rock-Schlagzeuger aller Zeiten sein soll, gehört Neil Peart immer zu den Favoriten. Der Ausnahme-Trommler wird ständig mit Grössen wie John Bonham und Keith Moon in einem Atemzug genannt. Völlig zurecht.

Ab 1974 sass Peart für die kanadische Band Rush hinter dem Schlagzeug. Gemeinsam mit dem Bassisten Geddy Lee und Gitarristen Alex Lifeson hat Peart die Rock-Welt geprägt – wenn auch in Europa weniger stark als im Rest der Welt. 2013 wurden die Kanadier in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Bis zur Auflösung 2018 blieb das Trio unzertrennlich. Die Band hörte 2015 mit dem Touren auf, weil Peart mit körperlichen Beschwerden kämpfte. «Wie bei allen Athleten kommt irgendwann die Zeit, um sich aus dem Spiel zu nehmen», erklärte er damals. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr: Schlagzeugspielen bei Rush verlangt von Körper und Geist Höchstleistungen.

Anspruchsvoll, aber zugänglich

Die kanadische Band hat Generationen von Musikern geprägt. Alle drei beherrschen ihre Instrumente meisterhaft, was sie von Album zu Album bewiesen. In die Musik-Geschichtsbücher wurden Klassiker wie «2112» und «Moving Pictures» längst aufgenommen. Doch auch ihre Spätwerke überzeugen Freunde von anspruchsvoller Rockmusik.

Dabei hatte Rush eine Sonderstellung: Jahrzehntelang hat das Trio das Kunststück geschafft, technisch hochstehende Songs zu schreiben, welche auch für Mainstream-Hörer zugänglich waren.

Peart hat den Sound der Band massgeblich beeinflusst. Sein Schlagzeugspiel ist mehr als nur Pulsgeber. Seine Fills bleiben – ähnlich wie ein schönes Gitarrensolo – beim Zuhörer hängen. Gleichzeitig konnte er durch sein kraftvolles Spiel das Trio problemlos tragen. Oder, um es in den Worten von Gitarrist Lifeson auszudrücken: «Er spielt wie Keith Moon und John Bonham gleichzeitig.»

Stillstand war keine Option

Und er hat sich ständig weiterentwickelt. In den 90er-Jahren, als er von Fans und Kritikern längst in den Schlagzeug-Olymp gehievt wurde, nahm Peart wieder Schlagzeug-Unterricht. Dank Jazz-Legende Freddie Gruber schaffte er, was eigentlich niemand für möglich gehalten hatte: Er wurde noch besser.

Neben seinem aussergewöhnlichen musikalischen Talent war Peart ein begnadeter Texter. Anfänglich durch Literatur inspiriert, wurden die Texte mit den Jahren persönlicher. Darin verarbeitet er auch den Verlust seiner Tochter und Ehefrau, welche beide 1997 innert kurzer Zeit nacheinander verstorben sind.

Rush war eine Band für Fans. Treffen mit ihnen waren für Lee und Lifeson eine Gaudi. Das war nicht die Welt von Peart. Der Drum-Virtuose mochte es nicht, abseits von der Bühne im Scheinwerferlicht zu stehen.

Neil Peart ist am Dienstag an Krebs gestorben. Er wurde 67 Jahre alt.

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