Moritz Bleibtreu: Stand-up-Comedy «ist eigentlich wie Battle-Rap»
Der Schauspieler Moritz Bleibtreu ist seit dem 26. Januar in «Caveman» als erfolgloser Autoverkäufer und Wannabe-Comedian Bobby Müller zu sehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Moritz Bleibtreu spielt im neuen Streifen «Caveman» einen Autoverkäufer.
- Der 51-Jährige gehört zu den Schauspiel-Grössen Deutschlands.
Moritz Bleibtreu (51) gehört seit den späten 1990er-Jahren zu den absoluten Schauspiel-Grössen in Deutschland. Nun läuft ab dem 26. Januar sein neuer Streifen «Caveman» in den deutschen Kinos. Darin spielt er einen erfolglosen Autoverkäufer, der sich als Stand-up-Comedian versuchen will.
Bleibtreu spricht im Interview mit «spot on news» darüber, wie viel Caveman in ihm selbst steckt und warum gute Stand-up-Comedy und Battle-Rap für ihn eigentlich zusammengehören.
Wie erleichtert sind Sie, dass der Film nach allen Verschiebungen endlich seine Kinopremiere feiert?
Moritz Bleibtreu: Sehr. Ich bin vor allem froh, dass der Film auch wirklich ins Kino kommt. Einige Filme, die während der Pandemie als Kinofilme angedacht wurden, sind dann leider nie im Kino erschienen.
Mein eigener Film, bei dem ich Regie geführt habe, ist damals genau in diese Klappe gefallen. Es ist jetzt also der erste Film seit der Pandemie, der ganz normal ins Kino kommt. Mit allem, was dazu gehört.
Wie viel Caveman haben Sie vom Dreh mit nach Hause genommen?
Bleibtreu: Nicht so viel. Ich habe grundsätzlich nicht so viel Caveman in mir. Und wenn, dann hoffentlich seinen Humor (lacht).
Aber vielleicht physisch: Auf dem Kopf fallen die Haare aus, wachsen auf der Schulter weiter. Wenn man nicht aufpasst, sieht man irgendwann aus wie er.
Haben Sie schon mal über eine Karriere als Comedian nachgedacht?
Bleibtreu: Nee, das ist ein sehr eigenes Feld. Ich bin grosser Fan von «Delirious» mit Eddie Murphy, den habe ich mit 16 gesehen.
Kurz danach «Raw», dann die ganzen afroamerikanischen Comedians, wie Richard Pryor. Alles, was danach kam, auch, wie Chris Rock oder Dave Chappelle, aber auch Louis C.K. war damals grossartig.
Ich bin grosser Stand-up-Fan. Aber ich weiss nicht, ob ich das selber könnte oder wollte. Ich glaube auch, dass Stand-up überhaupt erst in den letzten Jahren verstanden wurde in Deutschland.
Es geht nicht darum, so zu tun, als wäre man ein anderer. Das haben viele gemacht. Sondern, dass es in der guten Stand-up-Comedy immer damit anfängt, dass du du selbst bist.
Und dass du wirklich aus deiner Position heraus agierst und sprichst. Mit Leuten wie Felix Lobrecht sehe ich langsam, dass es so richtig losgeht in Deutschland mit Stand-up-Comedy.
Es ist ein bisschen wie in der Rapmusik. Da hat man nicht verstanden, dass Dissen und Leute beleidigen was ist, das zu der «Sportart» gehört. Es ist nicht böse gemeint in dem Sinne. Es ist ein offener Schlagabtausch, der Teil der Kunstform ist.
Und in der Stand-up-Comedy hat man eben lange nicht begriffen, dass es essentiell ist, dass man wirklich von sich aus agieren muss. Wenn Ricky Gervais sich hinstellt und das gesamte Auditorium adressiert, dann meint er das wirklich ernst.
Das ist nicht eine Rolle, die er spielt, wo er dann sagt: «Nein, das habe ich nicht so gemeint!» Sondern das meint der schon auch wirklich so. Das ist das Wichtigste.
Die Natur des guten Stand-ups ist eigentlich wie Battle Rap. Du musst das, was du sagst, schon so meinen. Das geht jetzt so langsam los.
Welcher Comedian kommt dem Caveman am nächsten?
Moritz Bleibtreu: Tracy Morgan! Vor allem physisch, und von seiner Art her.
Was ist mit Mario Barth?
Bleibtreu: Das gilt ja nur in Hinsicht auf die Prämisse, die bei Mario natürlich total auf Männern und Frauen liegt. Aber ich kenne keinen Stand-up, der Männer und Frauen nicht thematisiert hätte. Es gibt auch keinen schwarzen Stand-up-Comedian, der keine Witze darüber gemacht hätte, was es bedeutet, schwarz zu sein.
Und so gibt es auch generell keinen Stand-up-Comedian, fernab von der Herkunft, der nicht Witze über Männer und Frauen gemacht hätte. Das ist eins der absoluten Ur-Themen. In der Hinsicht kann man eigentlich fast alle nennen.
Mit Laura Tonke bilden Sie ja quasi ein «altes Ehepaar». Hat es sich auch so angefühlt am Set?
Bleibtreu: Laura und ich sind sehr gut befreundet. Es ist toll, wenn man mit jemandem zusammenarbeiten kann, mit dem man auch wirklich gerne Zeit verbringt. Wie ein altes Ehepaar hat es sich nicht wirklich angefühlt. Aber sie ist eine absolute Ausnahme-Schauspielerin und macht immer wieder Spass.
Wie schwer war es, mit Martina Hill am Set ernst zu bleiben?
Bleibtreu: Sie werden lachen, Martina war am Set gar nicht so, wie man sie sich aus «Knallerfrauen» vorstellt. Es ist nicht so, dass sie irgendwie den ganzen Tag hysterisch lachend über das Set läuft.
Im absoluten Gegenteil. Und das ist ja auch grundsätzlich so: Die Komödie ist immer die Schwester des Dramas. Natürlich kann man mit Martina super lachen. Aber die hat das sehr diszipliniert und ernsthaft gespielt.