NSDAP: Eltern von Karl Lagerfeld waren in der Hitler-Partei
Die Biografie von Karl Lagerfeld zeigt, dass seine Eltern Mitglieder der NSDAP waren: Sein Vater aus geschäftlichen Interessen, seine Mutter aus Überzeugung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Biografie von Karl Lagerfeld offenbart, dass seine Eltern bei der NSDAP waren.
- Unklar bleibt, ob der Modeschöpfer selbst darüber Bescheid wusste.
Die Eltern von Karl Lagerfeld waren in der NSDAP. Das belegen neu entdeckte Dokumente, wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» in einem Vorabdruck der Lagerfeld-Biografie von FAZ-Redakteur Alfons Kaiser berichtet.
Otto Lagerfeld, der Vater des 2019 gestorbenen Modeschöpfers und Gründer des Kondensmilch-Unternehmens Glücksklee, handelte demnach vor allem aus geschäftlichem Interesse. Die Mutter Elisabeth Lagerfeld aber sei in den 30er Jahren eine überzeugte Nationalsozialistin gewesen.
Schreiben von Mutter entlarvt Mitgliedschaft
Die Biografie «Karl Lagerfeld. Ein Deutscher in Paris» von Alfons Kaiser erscheint offiziell am Donnerstag im Verlag C.H. Beck.
Alfons Kaiser fand im Nachlass von Lagerfelds Tante Felicitas Ramstedt ein maschinenschriftlichen Schreiben. Darin bekennt sich Elisabeth Lagerfeld offen zu ihrer Parteimitgliedschaft. Sie erwähnt aber auch, dass ihre Ideale später ins Wanken geraten seien.
Wusste Lagerfeld über die NSDAP und seine Eltern Bescheid?
Ob der gebürtige Hamburger Karl Lagerfeld von den Überzeugungen seiner Mutter wusste, ist unklar. Über seine Kindheit äusserte sich der Modeschöpfer meist nur sehr vage. Eine Anekdote über seine Mutter könnte jedoch dafür sprechen, dass er von der Wahrheit ablenken wollte, glaubt Kaiser.
«Können Sie Ihrem Sohn nicht mal sagen, er soll sich die Haare abschneiden?» soll ein Lehrer nach dem Krieg zu ihr gesagt haben.
Daraufhin habe Elisabeth Lagerfeld den Schlips des Lehrers gepackt und mit der Frage: «Wieso? Sind Sie noch Nazi?» ins Gesicht geschleudert.
Diese Szene sollte wohl die Annahme illustrieren, dass die Lagerfelds nichts mit den Nazis und der NSDAP zu tun hatten. «Mit seinem eigenen Leben hat das natürlich wenig zu tun», sagte Kaiser der Deutschen Presse-Agentur.
«Aber seine Karriere hätte womöglich anders verlaufen können, wäre das früher bekannt geworden. Vielleicht hätte ihn Chanel dann gar nicht genommen. Als Deutscher hatte er es in Paris in den Anfangsjahren ohnehin nicht leicht.»