Wer ging schon sechs Mal leer aus? Wie viele Pfunde speckten Oscar-Anwärter an? Und wie könnte «Roma» Geschichte schreiben?
Glenn Close ist zum siebten Mal für einen Oscar nominiert. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP
Glenn Close ist zum siebten Mal für einen Oscar nominiert. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Oscars werden in diesem Jahr zum 91.
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Mal verliehen. Dabei könnte es einige Rekorde und längst überfällige Gewinner geben.

GLENN CLOSE KÖNNTE ES ENDLICH SCHAFFEN: Hollywoodlegende Glenn Close (71) könnte im siebten Anlauf mit ihrer Hauptrolle in «Die Frau des Nobelpreisträgers» ihren ersten Oscar holen. Darin spielt sie die geduldige Ehefrau eines Schriftstellers, die sich nach Jahren gegen den egoistischen Mann auflehnt.

Seit ihrer ersten Nominierung für «Garp und wie er die Welt sah» von 1982 war sie sechs Mal leer ausgegangen. Bei einer weiteren Niederlage wäre sie Hollywoods Schauspielerin mit der grössten Pechsträhne und würde Deborah Kerr und Thelma Ritter, die je sechs Oscar-Schlappen einsteckten, überbieten.

MIT EXTRA-PFUNDEN INS OSCAR-RENNEN: Mehrere Schauspieler haben für ihre Oscar-nominierten Rollen kräftig angespeckt. Die Britin Olivia Colman (45) nahm für ihren Königinnen-Part in «The Favourite - Intrigen und Irrsinn» gut 15 Kilo zu. Es sei ein Vergnügen gewesen, während der Dreharbeiten ständig zu essen, witzelte sie. Der dänisch-amerikanische Schauspieler Viggo Mortensen (60) legte als italienischstämmiger Chauffeur in «Green Book - Eine besondere Freundschaft» etwa 20 Kilo zu. Ebenso viele Kilos ass sich Christian Bale für die Politsatire «Vice - Der zweite Mann» an - der 45-Jährige ist als Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney kaum wiederzuerkennen.

CHAOS IM VORFELD: Selten zuvor gab es vor der Oscar-Gala solch ein Durcheinander bei der Organisation. Zuerst sprang US-Komiker Kevin Hart nach einer Kontroverse um frühere schwulenfeindliche Bemerkungen als geplanter Moderator der Show ab. Wochen später wurde bekannt, dass es in diesem Jahr gar keinen festen Moderator, sondern nur einzelne Präsentatoren auf der Bühne geben wird - eine Oscarshow ohne Gastgeber gab es zuletzt vor 30 Jahren.

Als wäre dieses Hin und Her nicht genug, kam noch Wirbel um die Vergabe einzelner Preise hinzu: Erst wurde angekündigt, man wolle einige Awards in den Werbepausen verleihen, um so Zeit zu sparen. Das aber führte zu so massiven Protesten, dass die Organisatoren kürzlich einen Rückzieher machten. Nun sollen die Preise in allen 24 Sparten während der Live-Übertragung ausgehändigt werden.

MINDERHEITEN-CHANCEN: Spike Lee (61) ist mit «BlacKkKlansman» für die beste Regie nominiert - er ist der erst sechste schwarze Regisseur der Oscar-Geschichte, der in dieser Kategorie überhaupt nominiert wurde. Und wenn er gewinnen sollte, wäre er sogar der erste schwarze Filmemacher mit dieser Trophäe.

Auch die Nominierung von Yalitza Aparicio ist ein kleiner Meilenstein: Die 25-Jährige, die in Alfonso Cuaróns «Roma» eine Hausangestellte verkörpert, ist als erste indigene Schauspielerin aus Mexiko für einen Oscar der besten Hauptdarstellerin nominiert. Ein Gewinn scheint angesichts der starken Konkurrenz allerdings eher unwahrscheinlich.

KÜRZER ALS DIE LÄNGSTE SHOW: Diesen Rekord wollen die Oscar-Verleiher auf keinen Fall überbieten: Die Live-Übertragung der 74. Academy Awards im Jahr 2002 war mit einer Dauer von vier Stunden und 23 Minuten die längste Show aller Zeiten. Whoopi Goldberg war Gastgeberin, «A Beautiful Mind» gewann als bester Film. Knapp vier Stunden zog sich die Gala im vergangenen März hin. Diesmal soll es straffer zugehen, die TV-Ausstrahlung werde auf drei Stunden begrenzt werden, hiess es vorab. Ob man das schafft?

KEINE FRAUEN HINTER DER KAMERA: Wirklich neu ist dieser Fakt nicht und trotzdem stiess er Kritikern bereits negativ auf: In der Kategorie für die beste Regie ist keine einzige Frau nominiert - mal wieder. Im vergangenen Jahr hatte es dagegen Greta Gerwig mit ihrer zweiten Regiearbeit «Lady Bird» unter die Nominierten geschafft. Sie gewann aber nicht; bisher ist Kathryn Bigelow die einzige Frau, die je als Regisseurin ausgezeichnet wurde (2010 für «Tödliches Kommando - The Hurt Locker»).

«ROMA» AUF REKORD-KURS: In «Roma» erzählt Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón (57, «Gravity») die sehr persönliche Geschichte einer Familie und ihrer Hausmädchen im Mexiko der 70er Jahre. Der Film hat zehn Oscar-Chancen, alleine Cuarón könnte mehrere Trophäen abräumen. Mit Warren Beatty und den Coen-Brüdern gehört der Mexikaner zu einer kleinen Elitegruppe der Oscar-Geschichte mit vier persönlichen Gewinnchancen in einem Jahr. Es wäre auch ein Novum, wenn «Roma» den Preis als bester Film und zugleich den Auslands-Oscar holt. Netflix kann bereits jubeln: Mit «Roma» hat der Streamingdienst erstmals eine Eigenproduktion in der Top-Sparte «Bester Film» platziert.

KAMERA, SONG UND KOSTÜME - GROSSE HOFFNUNGEN: Kamera-Veteran Caleb Deschanel (74, «Die Passion Christi») filmte das Künstlerporträt «Werk ohne Autor» von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck - das brachte ihm seine sechste Oscar-Nominierung ein. Seit 1983 war der US-Amerikaner bei fünf Oscar-Verleihungen leer ausgegangen. Noch glückloser ist die US-Songwriterin und Komponistin Diane Warren (62), die nach neun Oscar-Pleiten nun auf ihre zehnte Nominierung für den Song «I’ll Fight» aus der Doku «RBG - Ein Leben für die Gerechtigkeit» setzt. Mit jetzt 14 Nominierungen hatte die Kostümdesignerin Sandy Powell nun doppelt Glück - sie ist für «The Favourite» und «Mary Poppins' Rückkehr» im Rennen. Sollte sie dennoch verlieren, kann sich die 58-jährige Britin mit drei früheren Oscar-Trophäen, darunter für «Shakespeare In Love», trösten.

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