Otto Waalkes kann auch Picasso und van Gogh
Als Komiker bringt Otto die Leute zum Lachen. Der Ostfriese kann aber auch Malerei, hat an einer Kunsthochschule studiert. Für seine Gemälde gilt: breite Palette, viel Humor, Ottifanten in allen Varianten.
Das Wichtigste in Kürze
- Kleines Dachatelier und Pinsel statt grosser Bühne und Mikrofon.
Otto Waalkes malt. Schon seit rund zehn Jahren. Die Bilder des Kult-Komikers sind aber noch eher wenig bekannt. Auch der 74-Jährige wirkt überrascht, als er seine bisher grösste Gemälde-Ausstellung mit gut 180 Werken im nordrhein-westfälischen Werl eröffnet.
«Ich dachte, da hängen ein paar Otto-Bilder und ein paar andere Bilder», sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Aber das sei ja «die reinste Otto-Schau», freut sich der Künstler. Auch er sieht sie am Samstag zum ersten Mal. Einige seiner Arbeiten seien zwar schon andernorts gezeigt worden, meist aber in kleineren «musealen Ausstellungen». Nun hat er ein Problem: «Ich kann mir meine Bilder nicht mehr leisten», scherzt der Spassvogel.
Tatsächlich stehen in den Walentowski Galerien in Werl auf den Preisschildern auch fünf- und sechsstellige Zahlen. Handsignierte Drucke auf Papier oder Leinwand und rund 30 Unikate werden präsentiert.
Der Ottifant im Fokus
Ein kleines Tier kommt gross raus, ist nahezu omnipräsent. «Der Ottifant wird in der abendländischen Malerei sträflich vernachlässigt. Da fühle ich die Verpflichtung, den ein bisschen unterzumischen», sagt Waalkes. Dass die Bilder nun der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, bedeute auch ein wenig «Abschied nehmen».
Otto Waalkes gilt als einer der populärsten deutschen Komiker und ist auch als Musiker, Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher sehr erfolgreich. Zahlreiche Auszeichnungen von «Bambi» bis Bundesverdienstkreuz hat er erhalten, 2022 kamen etwa der Niedersächsische Staatspreis und ein Publikumspreis als bester Darsteller im Kinofilm «Catweazle» hinzu. Eine Karriere als Maler habe er nie geplant, schildert Waalkes. Aber: «Dann kommt plötzlich ein Galerist und sagt: Das können wir doch mal irgendwo ausstellen.»
Im Stil der alten Meister
Warum greift er zur Farbpalette? «Die Malerei ist für mich Meditation, eine Angelegenheit, die hohe Anforderungen an den Geist stellt. Ihr entscheidender Vorteil ist, dass sie den Körper nicht so malträtiert.» Und: «Es ist so ein bisschen wie ein Freischwimmen.» Er malt vor allem mit Öl und Acryl. «Ich versuche es im Stil der alten Meister, mit zehn bis 20 Farbschichten.»
Die Technik erfordere einiges an Disziplin. Anfang der 1970er Jahre hatte Waalkes an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert, acht Semester Kunstpädagogik. Schon als Junge zeichnete er viel. Das Rüsseltier schuf er als Jugendlicher im ostfriesischen Emden. «Der Ottifant ist das Resultat eines missglückten Selbstporträts.»
Häufig nimmt er Meisterwerke berühmter Künstler als Vorlage. Um sie «ottotypisch zu verfremden», wie Waalkes in seiner «Ottobiografie» (2018) schreibt, es seien «eigentlich Cover-Versionen». In seinen Bildern steckten «komische Elemente» und «versteckte Scherze», erläutert er. Und eben immer wieder sein Markenzeichen. So trägt das weltbekannte «Mädchen mit dem Perlenohrring» von Jan Vermeer (1665) in der ostfriesischen Interpretation einen Ottifanten-Ohrring. In einem Seerosenteich - frei nach Claude Monet - ist der Vierbeiner ebenfalls dabei. Die «Sternennacht» von Vincent van Gogh (1889) wird bei Waalkes zur «Sternennacht mit Rüssel».
Meister aller Epochen sind Grundlage - Rembrandt van Rijn, Pablo Picasso, Gustav Klimt, Edvard Munch oder auch Andy Warhol und Roy Lichtenstein. Was würden sie wohl zu seiner Kunst sagen? «Sie würden das vielleicht als Huldigungen anerkennen. Maler sind ja sehr kollegial», meint Otto. Stars wie Charlie Chaplin über Marilyn Monroe kommen als Motive zu Ehren. Seine Bilder sind erstaunlich vielseitig, lösen bei den Besuchern bewunderndes Staunen aus.
Selbstporträts findet Otto Waalkes schwierig. Da sei er oft «ein bisschen unzufrieden, weil das Bild mir nicht immer ganz ähnlich sieht». Grinsend zeigt er auf eine Arbeit, die Otto von hinten zeigt: «Ah, hier ist es ja doch gut gelungen.»
Im Austausch mit Udo Lindenberg
Auch Udo Lindenberg ist öfter mal im Bild - so auch reitend auf einem Flamingo. In den 1970ern hatten Otto und Udo in Hamburg zusammen in einer Künstler-WG gewohnt. Und heute? «Wir teilen unsere Erfahrungen beim Malen, tauschen uns aus und diskutieren. Sein Stil gefällt mir sehr gut. Einen Lindenberg erkennt man von Weitem. Bei Otto muss man näher hingucken: Hat der das gemalt? Ja. Stark!»
Wegen pandemiebedingt ausgefallener Touren hat Waalkes mehr Zeit zum Malen in Hamburg. «Ich habe ein kleines Atelier unterm Dach und da sitze ich dann und male, stundenlang, tagelang.» Das gelte auch für Fort Lauderdale bei Miami, wo er die Wintermonate verbringt. «Da wird durchgehend gemalt.» Mit Blick auf die Zukunft sagt der 74-Jährige, der zweimal geschieden ist und einen Sohn hat: «In meinem Alter plant man nicht mehr langfristig. Da freut man sich, wenn so ein paar Bilder aufgehängt werden. Und Wünsche gehen bei mir fast jeden Tag in Erfüllung.»