Western mit Witz wurden sein Markenzeichen. Vor der Kamera stand Terence Hill schon als Zwölfjähriger, und auch im Alter dreht der blonde Italiener noch Filme. Jetzt wird er 80.
Terence Hill wird am Ortseingang der sächsichen Kleinstadt Lommatzsch, wo er von 1943 bis 1947 wohnte, mit Brot und Wein willkommen geheissen. Foto: Thomas Lehmann
Terence Hill wird am Ortseingang der sächsichen Kleinstadt Lommatzsch, wo er von 1943 bis 1947 wohnte, mit Brot und Wein willkommen geheissen. Foto: Thomas Lehmann - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn man seine guten Deutschkenntnisse lobt, dann strahlen die stahlblauen Augen von Terence Hill gleich noch ein bisschen heller.
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Wegen seines Künstlernamens hält den Weltbürger ja manch einer für einen Amerikaner, dabei ist der Italiener in Wahrheit ein halber Sachse. Denn seine Mutter stammte aus der Dresdner Ecke, und die Sprache Götz Georges oder Ulrich Tukurs spricht der Italo-Westernheld noch heute fliessend. Mit Western-Parodien wie «Vier Fäuste für ein Halleluja» an der Seite seines bärbeissigen Kumpels und italienischen Landsmanns Bud Spencer wurde der blonde Mime weltberühmt. Heute wird er 80 Jahre alt.

Den runden Geburtstag wird Terence Hill privat in den USA verbringen, wie von seinem Management zu erfahren ist. Auch dort hat der Mann mit dem spitzbübischen Lächeln viele Jahre gelebt und Filme gedreht. Geboren wurde Mario Girotti, so sein wahrer Name, aber in Venedig. Sein Vater, ein italienischer Chemiker, fand einen Job in Deutschland und zog 1943 mit der Familie nach Lommatzsch bei Dresden. Der Junge konnte die alliierten Luftangriffe vom Februar 1945 aus der Ferne sehen und hatte deshalb nach eigenen Worten jahrzehntelang Alpträume. 1947 kehrte die Familie nach Italien zurück.

Im «Bel Paese» musste sich Mario erst einmal durchboxen, und zwar wortwörtlich. Denn die Mitschüler mobbten ihn, weil er kein Italienisch konnte. Das lernte er aber schnell, und schon 1951 hatte er die erste kleine Rolle im Abenteuerfilm «Vacance col gangsters» (Ferien mit den Gangstern). Danach spielte er in einer Reihe zum Teil recht populärer italienischer Filme mit. 1963 gab er in Luchino Viscontis Filmklassiker «Der Leopard» an der Seite Burt Lancasters und Claudia Cardinales den Grafen Cavriaghi. In Deutschland spielte er in einigen Karl-May-Filmen mit.

Die wohl wichtigste Weichenstellung seiner Laufbahn kam 1967. Da spielte er erstmals in einem Italo-Western: «Gott vergibt, wir beide nie» unter der Regie von Giuseppe Colizzi. Weil nach Ansicht der Produzenten ein italienischer Name für einen Western gar nicht ging, brauchte er ein anglophones Pseudonym. Er kriegte eine Liste mit 20 Vorschlägen - und wählte Terence Hill. Sein Filmpartner Carlo Pedersoli wurde Bud Spencer. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bis zum Tod Spencers 2016 währte.

Bei den Dreharbeiten lernte Terence Hill am Set auch seine Ehefrau Lori Zwicklbauer kennen, eine Deutsch-Amerikanerin. Die auf Anhieb erfolgreiche erste Hauptrolle hatte er durch Zufall bekommen: Er sprang als Ersatzmann für den Südtiroler Peter Martell ein, der sich kurz vor Beginn der Dreharbeiten in der Wüste bei Almería in Spanien den Fuss brach. Laut Hill hatte Martell ständig Streit mit seiner Verlobten, er wollte sie treten, doch sie wich aus und sein Fuss knallte gegen eine Wand.

«Gott vergibt» war noch ein richtiger Brutalo-Western mit Blut und Folterszenen. Der Schwenk zur Western-Parodie voller Situationskomik und cooler Sprüche, wo die Bösewichter nur noch per Kinnhaken, Backpfeifen und Bratpfannenhieben niedergestreckt werden, kam unter Regisseur Enzo Barboni: «Die rechte und die linke Hand des Teufels» (1970) - nach eigenen Worten Hills Lieblingsfilm -, «Vier Fäuste für ein Halleluja» (1971) und «Verflucht, verdammt und Halleluja» (1972).

Vom Wilden Westen ging es 1972 mit der Fliegerklamotte «Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle» - wieder unter der Regie Colizzis - in den Urwald Kolumbiens. Unter Meisterregisseur Sergio Leone spielte Terence Hill an der Seite Henry Fondas in «Mein Name ist Nobody», einem ebenso witzigen wie tiefgründigen Abgesang auf das Western-Genre, kongenial vertont von Ennio Morricone.

Erstmals als Regisseur versuchte sich Terence Hill 1984 in «Keiner haut wie Don Camillo», einer Neuverfilmung des Klassikers «Don Camillo und Peppone», in der er auch den streitbaren Priester spielte. Sehr erfolgreich in Italien ist Hill in der seit Jahren laufenden RAI-TV-Serie «Don Matteo», in der er als ein Pater Brown a la italiana Kriminalfälle löst.

Im vergangenen Jahr war Terrence Hill erstmals seit 20 Jahren wieder im Kino zu sehen, in «Mein Name ist Somebody - Zwei Fäuste kehren zurück». Anspielungsreich schon im Titel, finden sich in dem tragikomischen Alterswerk viele Bezüge zu früheren Filmen. Es ist zugleich eine Hommage an den verstorbenen Spencer. Bei der Deutschlandpremiere in Dresden deutete Hill an, dass er noch weitere Filmpläne habe. Zugleich versicherte er, dass ihn seine Mutter in seiner Wesensart stärker geprägt habe als sein Vater. «Und ich kann sagen, dass ich auch ein Sachse bin», sagte er - auf Deutsch, versteht sich.

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