Promi-Geburtstag vom 30. April 2019: Jane Campion
Bis heute ist sie die einzige Regisseurin mit einer Goldenen Palme. Inzwischen hat sie im Fernsehen mehr Erfolg als im Kino. Nun wird die Neuseeländerin Jane Campion 65.
Das Wichtigste in Kürze
- Natürlich denkt man zum 65.
Geburtstag auch an den Tod. Und daran, was man der Welt einmal hinterlassen wird. Wenn es bei Jane Campion, Neuseelands bekanntester Filmemacherin, bald schon so weit wäre, stünde überall: die einzige Frau, die jemals die Goldenen Palme von Cannes gewann.
Aber in ein paar Jahren, wenn hoffentlich auch andere Frauen die Auszeichnung geholt haben werden, und lange darüber hinaus, wird eine Aufnahme von ihr bleiben: das Bild eines Pianos an einem menschenleeren schwarzen Strand.
Heute wird Jane Campion 65 Jahre alt. Ihr grösster Triumph liegt nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Mit «Das Piano» holte sie im Mai 1993 in Cannes die vielleicht wichtigste Auszeichnung des europäischen Kinos und dann noch drei Oscars dazu. Es ist ein Melodram um eine stumme schottische Einwandererin im Neuseeland des 19. Jahrhunderts. In der berühmtesten Szene spielt die Frau am Strand von Karekare Beach an Neuseelands Westküste Klavier. Noch heute pilgern dorthin die Touristen.
Dass sich Campion die Palme damals mit dem Chinesen Chen Kaige («Lebewohl, meine Konkubine») teilen musste, ist fast vergessen. Und dass auf den grössten Triumph die grösste Tragödie ihres Lebens folgte auch. Einen Monat später starb ihr Sohn Jasper. Er wurde nur zwölf Tage alt. Im «Guardian» erinnerte sie sich: «Der Erfolg hat mich nie voll getroffen. Ich habe ein Jahr lang getrauert. Ich habe um meine Existenz gekämpft.» Dann bekam sie eine Tochter: Alice Englert, die heute Schauspielerin («Beautiful Creatures») ist.
Das liegt so in der Familie. Jane Campions eigene Mutter war eine von Neuseelands bekanntesten Schauspielerinnen, der Vater ein erfolgreicher Theater- und Opernregisseur. Sie selbst studierte in London und Sydney Kunst und Film. Noch als Studentin wurde sie 1982 in Cannes für ihren ersten Kurzfilm ausgezeichnet, «Orangenschalen». Mit Filmen wie «Sweetie» und «Ein Engel an meiner Tafel» wurde sie schnell zu einer der bekanntesten Frauen im Autorenkino.
Den Erfolg von «Das Piano» konnte sie im Kino dann allerdings nicht mehr wiederholen. Die Henry-James-Verfilmung «Portrait of a Lady» mit Nicole Kidman und der Erotik-Thriller «In The Cut» mit Meg Ryan fielen bei der Kritik durch und an den Kassen auch. Dann wurde es still um sie. «Ich habe mir ein paar Jahre Auszeit genommen, um darüber nachzudenken, wie ich die Dinge machen will. Und, um meine Tochter gross werden zu lassen», sagte sie später dazu.
Erst für die TV-Krimiserie «Top of the Lake», von der es inzwischen zwei Staffeln mit zwölf Folgen gibt (2013/17), bekam Campion wieder viel Lob. Insbesondere begeisterte sich die Kritik wie früher schon in den Kinofilmen an den starken Frauenfiguren und den grossartigen Landschaften. Die erste Staffel spielte in einem Kaff in ihrer Heimat Neuseeland, die zweite grösstenteils in Sydney, wo Campion seit den 1980er Jahren lebt. Oft kommt sie nach Europa. Einmal war sie auch Präsidentin der Jury in Cannes.
Mit all den Theorien über die Unterschiede zwischen Kino und Fernsehen kann Campion wenig anfangen. Als sie 2017 den Filmpreis Köln bekam, meinte sie im «Kölner Stadtanzeiger»: «Als Filmemacher versucht Du, Dir ein gutes böses Verbrechen auszudenken, um die Leute zu fesseln. Es geht ums Geschichten-Erzählen. Ich gebe dem Fernsehen dieselbe Energie und Liebe wie meinen Filmen. Und umgekehrt.» Derzeit arbeitet sie an einem neuen Kinofilm.