Wladimir Putin: Freundin darf jetzt doch nicht in Luzern auftreten
Anna Netrebko steht wegen ihrer Nähe zu Wladimir Putin in der Kritik. Nach langem Hin und Her wurde ihr Auftritt im KKL Luzern nun abgesagt.
Das Wichtigste in Kürze
- Anna Netrebko darf nicht im KKL Luzern auftreten.
- Die Opernsängerin wurde wegen ihrer Nähe zu Putin aus vielen Programmen gestrichen.
Nach langem Hin und Her um den Auftritt der russischen Opernsängerin Anna Netrebko (52) hat die Diskussion nun ein Ende: Die viel kritisierte Putin-Unterstützerin darf am 1. Juni nicht im KKL in Luzern auftreten.
Eigentlich wäre das Konzert Anfang Juni 2022 geplant gewesen. Noch gestern wurde ihr Auftritt bestätigt, nun wurde er definitiv abgesagt, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Die KKL-Verantwortlichen sahen die «öffentliche Ordnung bedroht». Auch mit der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock habe die Absage zu tun.
«Bedrohung der öffentlichen Ordnung»
Das KKL bestätigt der Zeitung: «Das KKL Luzern steht für das Konzert von Anna Netrebko vom 1. Juni nicht zur Verfügung. Die öffentliche Wahrnehmung der Solistin ist weiterhin kontrovers. Aufgrund der zeitlichen und geografischen Nähe des Auftritts von Frau Netrebko zur Ukraine-Friedenskonferenz musste daher mit der Bedrohung der öffentlichen Ordnung gerechnet werden. Das KKL Luzern wurde aus diesem Grund von den kantonalen und städtischen Behörden aufgefordert, das Konzert abzusagen.»
Die Friedenskonferenz findet Mitte Juni statt.
Der Veranstalter des Konzerts, die Firma Good News Productions AG in Zürich, will erst morgen Donnerstag weiter informieren. Aktuell werden noch Tickets für den Event verkauft. Rund zwei Drittel der Plätze sind noch leer.
Laut Zeitung gab es auch Druck aus der Luzerner Regierung. Man fürchtete sich auch vor Ausschreitungen und Protesten in Luzern im Vorfeld des Konzertes.
Anna Netrebko gilt als Putin-Freundin
Anna Netrebko gilt als äusserst Putin- und Kreml-treu: 2014 schwang sie eine neurussische Fahne mit einem ostukrainischen Separatistenführer, zu ihrem 50. Geburtstag wurde sie zu Wladimir Putin (72) in seinen Kreml eingeladen. Und bei den Wahlen 2014 und 2018 unterstützte sie den russischen Machthaber aktiv. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs wurde sie deswegen kritisiert und teils aus den Programmen westlicher Opernhäuser gestrichen.
Dafür gab es wiederum Kritik von Operndirektoren, beispielsweise von Bogdan Roscic, der die Wiener Staatsoper leitet. Die Intendanten, sie sich ursprünglich als «Chef-Empörer» aufgespielt hätten, schleimten der Russin wieder hinterher, sagt er der «Presse». «Das ist ganz unterhaltsam.» Man lädt Netrebko also wieder auf die Bühnen ein.
Luzern ist nicht die erste Station für die Russin: Im Februar war sie beim Wiener Opernball – und fiel dort negativ auf. Den Auftritt von Elina Garanca kommentierte sie mit einer Kotz-Geste. Die Lettin hat sich mehrmals kritisch zu Putin und Russland geäussert.
Anna Netrebko bald auch wieder in Zürich?
Dabei sprach sich auch Netrebko mehrmals gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aus. Darauf verweist der Veranstalter des Konzerts in Luzern. Man lehne jegliche Art von Gewalt und Krieg entschieden ab, teilt «Good News» gegenüber der «Luzerner Zeitung» mit. Gleichzeitig sei man der Auffassung, «dass Musik verbindet und Brücken schlägt und nicht in den Strudel politischer Ereignisse geraten soll».
Von Luzern reist Anna Netrebko dann weiter nach Mailand. An der Scala waren russische Künstler nach Kriegsausbruch sehr schnell wieder gerngesehen. Anschliessend tritt sie in Verona auf.
Ob sie auch bald wieder auf der Bühne des Zürcher Opernhauses zu sehen ist, ist unklar. Laut der «Luzerner Zeitung» stehen die Chancen aber gut: Der neue Intendant Matthias Schulz hatte Netrebko während des Kriegs bereits an seinen aktuellen Arbeitsort, die Berliner Staatsoper, geholt.