Regisseur Werner Herzog feierte 80. Geburtstag

Werner Herzog ist ein deutscher Ausnahmeregisseur: Gesellschaftskritik und die Flucht aus der Konvention waren stets Thema in seinen Werken. Das kulturelle Schwergewicht feierte am 5. September seinen 80. Geburtstag.

Neben einer ganzen Reihe klangvoller Namen zählt Herzog zu den bedeutsamsten Vertretern des Neuen Deutschen Films. Das Credo: Weg von den verhassten Heimatschmonzetten, der Karl-May-Romantik, den Heile-Welt-Schlagerfilmchen.

Der Gesellschaft galt es fortan vielmehr, die eigene Fratze vorzuhalten. «Zivilisation ist wie eine dünne Schicht Eis über einem tiefen Ozean aus Chaos und Dunkelheit», sinnierte einst Herzog.

Für einen ersten grossen Aufreger sorgte Herzog mit seinem zweiten Spielfilm «Auch Zwerge haben klein angefangen» von 1970. Die surreale Gesellschaftskritik dreht sich einmal mehr um den verzweifelten Ausbruchsversuch aus der Konvention. Angeblich wurde bei den Dreharbeiten ein Darsteller von einem Auto überrollt und fing später auch noch Feuer.

Werner Herzog verleitete dies zu einer Wette: Sollten alle Darsteller den Dreh überleben, so würde er für sie in einen Kaktus springen. Sie überlebten. Er sprang: «Es war ein fieser Kaktus, er hatte sehr lange Stacheln.» Zugleich hielt er fest: «Es birgt nichts Selbstzerstörerisches, in einen Kaktus zu hüpfen.»

«Ich sagte ihm, ich habe ein Gewehr. Er würde höchstens die nächste Flussbiegung erreichen und dann würde er acht Kugeln durch den Kopf haben.»

Schon Herzogs erste Zusammenarbeit mit Klaus Kinski gipfelte in Fluchtversuchen des Hauptdarstellers und Morddrohungen, nicht nur durch den Filmemacher. «Aguirre, der Zorn Gottes» erschien im Jahr 1972.

Immer wieder hätten ihm die indigenen Statisten angeboten, Kinski um die Ecke zu bringen. So auch bei seinem wohl berühmtesten Film, «Fitzcarraldo» (1982). Das ginge natürlich nicht, er müsse schliesslich den Film zu Ende drehen, habe Herzog daraufhin geantwortet.

Insgesamt fünf gemeinsame Streifen mit «Bestie» Kinski stellten Herzogs Leidensfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis. Ebenso wie seine eigene Manie: So liess er unter anderem ein riesiges Dampfschiff über einen Berg bugsieren

Der britische BBC-Filmkritiker Mark Kermode (59) interviewte Herzog anlässlich dessen Films «Grizzly Man» (2005) auf offener Strasse in den USA. Dann schoss sein unbekannter Idiot mit einem Luftgewehr auf den Regisseur und traf ihn schräg unterhalb des Bauchnabels.

Herzog wiegelte kurz danach mit einem Lachen ab, dass es keine «bedeutsame» Wunde sei. Die schockierendste Erkenntnis sei laut Kermode in diesem Moment nicht gewesen, dass Werner Herzog der coolste Mensch der Welt ist. Sondern, dass er dabei Boxershorts mit Paisleymuster trägt.