Royce da 5'9": Explizite Reime aus Detroit

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USA,

Auf Eminems neuem Album gibt Royce da 5'9" ein Gastspiel. Die beiden Rapper kennen sich bereits aus ihren Anfangstagen in der Detroiter Hip-Hop-Szene. Jetzt legt Royce da 5'9" mit eigenem Material nach.

Royce da 5'9" hat es immer noch drauf. Foto: Tremaine Edwards/dpa
Royce da 5'9" hat es immer noch drauf. Foto: Tremaine Edwards/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Musiklabel Motown aus Detroit machte die Motorcity zeitweilig zur Hauptstadt des R&Bs und Souls.

Weniger bekannt ist die Hip-Hop-Szene, die sich in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre formierte - und deren Protagonisten auch heute noch aktiv sind. Einer davon ist Royce da 5'9".

Der heute 42 Jahre alte Royce war damals einer der jungen und hungrigen MCs, der bei den improvisierten Rap-Battles in Detroit aufkreuzte. An den Cyphers, den verbalen Zweikämpfen MC gegen MC, nahm damals auch ein noch unbekannter Rapper namens Eminem teil.

Royce ist zwar heute nicht so bekannt wie sein einstiger Sparringspartner, Eminem lud ihn aber zuletzt ein, auf seinem aktuellen Album «Music to Be Murdered By» gleich auf mehreren Tracks mit zu rappen.

Auch wenn Royce heute nicht so bekannt ist wie Eminem, mauserte er sich mit ausgeklügelten Raps mit Wortwitz und Inhalt zu einer Konstanten im US-Hip-Hop. Mit seinem achten Studioalbum «The Allegory» unterstreicht er einmal mehr, dass er auch nach 20 Jahren noch abliefert, ohne zu langweilen.

So wie es sich für ein echtes Rap-Album gehört, prangt auf dem Cover der Verweis auf «Explicit Lyrics». Royce gibt sich dabei explizit politisch: Das Album ziert auch ein angekokelter Dollarschein, auf dem das Wort United von United States of America durchgestrichen ist.

Im Intro heisst es, im Kern gehe es in den USA um Gewalt und Unternehmertum. «Aber dies ist Amerika, wo die Privilegierten Kredit bekommen, und mir die Annehmlichkeit des Profits nicht vergönnt ist. Ich bin bloss hier, um von den Cops erschossen zu werden, berühmt zu werden, um diskreditiert zu werden.»

Manchmal trägt Royces - wie im Battle-Rap üblich - etwas dicker auf, wie etwa auf «I Don’t Age», wenn er feststellt: «They say you are what you eat, but I never ate goat.» Wobei Goat in diesem Fall für die Auszeichnung «Greatest of All Time» steht.

Royce präsentiert sich als Überzeugungstäter, wenn er auf «Upside Down» erklärt: «Vergiss nie, dass die Anstrengung in die Kunst fliessen muss, nicht in die Welle. Alle reden davon, dass sie ihre Master (Originalaufnahmen) besitzen. Doch wenn die Musik nicht gut altert, ist das egal.»

Die Singleauskopplung «Black Savage», zu dem auch ein Video gedreht wurde, ist die etwas poppigere Ausnahme. Mit einer gesungener Hook und mehreren Features, darunter der Südstaaten-Kollege T.I. aus Atlanta, hat der Titel die grösste Hit-Tauglichkeit. Wobei es auch hier inhaltlich um die Unterdrückung der Afroamerikaner in den USA geht.

Anspieltipp ist die musikalische Referenz an Westküsten-Produzent und Rapper Dr. Dre mit dem Titel «My People Free». Der vorletzte Track auf dem Album kommt mit einem verlangsamten Bassline-Sample von Dr. Dres «Keep Their Heads Ringing» von 1994 daher. Royce bedankt sich darin auch bei Wegbereitern wie Ice-T, Ice Cube und Jay-Z.

Das Album wird vom Selbstbewusstsein eines Rap-Veteranen getragen, der sein Handwerk beherrscht. Royce steht für eher ernsten Rap mit Ecken und Kanten. Für jüngere Hörer mag sein Sound schon nach alter Schule klingen.

Vielleicht ist auch nicht jeder Track ein Treffer, aber «The Allegory» ist insgesamt ein abwechslungsreiches Album, das keinem Trend hinterherläuft und auch Übermorgen noch hörbar und relevant sein wird.

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