Samantha Martin: Kraftvoller Southern-Soul aus Kanada
Aretha, Mavis, Sharon, Tina - wer sich mit solchen Soul-Ikonen messen will, muss eine grosse Stimme haben. Und die hat Samantha Martin nun wirklich. Ihre Herkunft ist eine Überraschung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Name der Begleitband führt etwas in die Irre: Delta Sugar - das klingt nach US-Südstaaten, dabei stammen Frontfrau Samantha Martin und ihre Mitstreiter aus Kanada.
Andererseits: Musik mit berühmten Vorbildern aus dem Southern-Soul - genau das ist es, was diese Truppe macht.
Samantha Martin & Delta Sugar haben sicher nichts dagegen, wenn man ihr neues Album «The Reckless One» (Gypsy Soul/Bertus) unter «Retro» einordnet. Wer sich auf legendäre Musikerinnen wie Mavis Staples, Aretha Franklin, Sharon Jones oder Tina Turner berufen kann, für die ist ein solches Etikett eine Ehre. Zudem hat die 37-Jährige aus Toronto eine so mitreissende Power-Stimme und eine so kompetente Band, dass sie garantiert nicht im Fussvolk der Epigonen landet.
Während «Send The Nightingale» (2015), das Debüt der von Samantha Martin angeführten Delta Sugar, noch recht bescheiden daherkam, war der Nachfolger «Run To Me» (2018) schon eine opulente Gospel-Soul-Messe mit funky Rhythmen und Bläsersektion. Diesen fetten Klang bietet nun auch «The Reckless One».
Neben elf Songs, an denen Martin zumindest mitgeschrieben hat (Anspieltipp: das fulminante «I've Got A Feeling» und der Girlgroup-Track «Sacrifice) begeistert sie mit einem inspirierten Cover von Bob Dylans «Meet Me In The Morning». Zu schade nur, dass wir diese kraftvolle Stimme und den prächtigen Sound einer vielköpfigen Band wohl in absehbarer Zeit nicht live in einem schwitzigen Club (mit möglichst grosser Bühne) hören können.