Serebrennikow inszeniert Hamburger «Nabucco»
Der russische Theatermacher Kirill Serebrennikow steht in Moskau unter Hausarrest. Trotzdem bringt er an der Staatsoper Hamburg Verdis «Nabucco» heraus. Ins Zentrum seiner Inszenierung rückt er die Heimatlosigkeit heutiger Geflüchteter.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper «Nabucco» an diesem Sonntag an der Staatsoper Hamburg wird mit besonderer Spannung erwartet: Für Regie, Bühnenbild und Kostüme zeichnet Kirill Serebrennikow verantwortlich, der seit August 2017 in Moskau unter Hausarrest steht.
Während der gesamten Produktionszeit konnte er kein einziges Mal anwesend sein.
Serebrennikow soll staatliche Fördergelder in Millionenhöhe veruntreut haben. Seit November 2018 läuft der Prozess gegen den Künstler, der das renommierte Gogol-Zentrum in Moskau leitet und in Deutschland sowohl als Theater- und Opernregisseur als auch durch seinen Film «Leto» bekannt ist. Beobachter sprechen davon, dass der Prozess ein Zeichen für die kritische Kulturszene in Russland sein könnte.
Da Serebrennikow kaum Kontakt zur Aussenwelt haben und insbesondere das Internet nicht nutzen darf, lief die Regiearbeit über aufgezeichnete Videobotschaften. Die Handlung der Oper verlegt Serebrennikow vom alttestamentarischen Jerusalem und Babylon in den UN-Sicherheitsrat. Es treten aus Syrien geflüchtete Musiker auf, unter anderem im Projektchor Nabucco. Die Titelrolle singt der Bariton Dimitri Platanias, die musikalische Leitung hat Paolo Carignani. Während der Vorstellungszeiten zeigt die Staatsoper Hamburg im Foyer die Ausstellung «Kirill Serebrennikow im Visier der Staatsmacht - Chronik der Ereignisse».