Steven Spielberg wird 75 – nach «West Side Story» kein Ruhestand
Steven Spielberg hat unvergessliche Filmmomente geschaffen – und er hat nicht vor, damit aufzuhören. Auch wenn der Starregisseur am Samstag 75 Jahre alt wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Regisseur Steven Spielberg wird 75 Jahre alt.
- Er hat mehrere Auszeichnungen gewonnen und viele Klassiker produziert.
- Er hat nicht vor demnächst mit seiner Tätigkeit aufzuhören.
«Der weisse Hai», «E.T.» «Indiana Jones», «Schindlers Liste», «Lincoln» - so produktiv, erfolgreich und abwechslungsreich wie Steven Spielberg ist kein anderer Hollywood-Regisseur.
In einem Alter, in dem viele längst im Ruhestand sind, hat der Filmemacher jetzt Neuland betreten. Spielberg wird an diesem Samstag (18. Dezember) 75 Jahre alt. Er hat mit «West Side Story» das erste Film-Musical seiner langen Karriere inszeniert - und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt.
Seine Eltern hätten eine Aufnahme von dem Broadway-Hit «West Side Story» (1957) nach Hause gebracht. Damals sei er elf Jahre alt gewesen, erzählte der Regisseur Anfang Dezember der Zeitung «Boston Herald». Mit Begeisterung habe er die Texte gelernt und die Lieder gesungen.
Basierend auf dem Klassiker
Seine eigene Adaption ist seit dem 9. Dezember in den deutschen Kinos. Sie basieret auf dem Musical-Klassiker aus der Feder von Leonard Bernstein (Musik), Stephen Sondheim (Liedtexte) und Arthur Laurents (Buch).
Die berühmte Romeo-und-Julia-Liebesgeschichte im New York der 1950er-Jahre, dreht sich um verfeindete Jugendbanden und Rassismus; die weissen Jets gegen die Sharks mit ihren in Puerto Rico liegenden Wurzeln. In einer Nebenrolle castete Steven Spielberg die aus Puerto Rico stammende Rita Moreno (90). Sie gewann für den «West Side Story»-Film von 1961 als erster Latina-Star einen Oscar als beste Nebendarstellerin.
Spielberg kam es nach eigenem Bekunden auf Diversität und Authentizität an. Sie hätten sehr viel Wert darauf gelegt, mit Latino-Schauspielern zu arbeiten, sagte er dem News-Service IGN. Aus Respekt für deren Sprache hätten sie die spanischen Dialoge bewusst nicht mit englischen Untertiteln versehen.
Steven Spielberg setzt schon die nächste Idee um
Filmkritiker räumen «West Side Story» gute Oscar-Chancen ein – die Verleihung findet Ende März statt. Währenddessen arbeitet Steven Spielberg längst an seinem nächsten Projekt. Mit dem autobiografisch geprägten Drama «The Fabelmans» schaut der Sohn einer jüdischen Familie auf seine Kindheit zurück. Paul Dano («There Will Be Blood») spielt eine Figur in Anlehnung an Spielbergs Vater; Michelle Williams («Manchester by the Sea») die Mutter-Rolle, Newcomer Gabriel LaBelle mimt den jungen Spielberg.
Das Skript schrieb der Regisseur gemeinsam mit Autor Tony Kushner. Er lieferte auch die Drehbücher für Spielberg-Filme wie «München», «Lincoln» und «West Side Story». Spielberg verbrachte in den 50er Jahren Teile seiner Kindheit im US-Staat Arizona.
Mit einer Super-8-mm-Filmkamera, einem Geschenk seines Vaters, drehte er schon als Teenager Filme. Spielbergs Vater war im vorigen Jahr mit 103 Jahren gestorben.
Als Regisseur und Produzent ist Steven Spielberg unermüdlich. Vor «West Side Story» brachte er den Sci-Fi-Thriller «Ready Player One» (2018) über eine futuristische Online-Welt in die Kinos. Und das Mediendrama «Die Verlegerin» (2017) mit Meryl Streep und Tom Hanks auf die Leinwand.
Bis ans Ende
«Ich werde bis an mein Lebensende Regie führen», sagte der Oscar-Preisträger 2016 beim Filmfest in Cannes. Es sei eine tolle Arbeit voller Freude. Dort hatte er mit dem Fantasiefilm «BFG - Big Friendly Giant» seinen 29. Spielfilm vorgestellt.
Einen Rückzieher von einem Herzensprojekt machte Steven Spielberg aber doch. Nach vier «Indiana Jones»-Filmen war er 2020 von dem geplanten fünften Teil der Abenteuersaga abgesprungen. Den Job gab er an den jüngeren Kollegen James Mangold (57, «Walk the Line») ab; als Produzent ist er aber weiter an Bord. Nach zig Aufschüben soll «Indiana Jones 5» 2023 in die Kinos kommen; mit dem ergrauten Harrison Ford als Archäologie-Professor Henry Walton Jones.
Spielberg ist siebenfacher Vater und seit langem in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate Capshaw (68) verheiratet. Ende der 1960er Jahre hielt er mit dem Kurzfilm «Amblin» in Hollywood Einzug. Nach einigen Lehrjahren als Regieassistent bei TV-Serien drehte Spielberg 1974 seinen ersten Spielfilm: «The Sugarland Express», ein Roadmovie mit Goldie Hawn.
Blockbuster-König
Gerade 28 Jahre alt läutete er mit dem Gruselschocker «Der weisse Hai» die Ära der «Blockbuster»-Filme ein. Mit dem Science-Fiction-Thriller «Unheimliche Begegnung der dritten Art» und «Indiana Jones» setzte Steven Spielberg seinen Siegeszug in Hollywood fort.
«E.T.» (1982), der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film überhaupt, wurde später von Spielbergs Dinosaurier-Spektakel «Jurassic Park» noch übertroffen.
Er brachte Milliarden in die Kinokassen, doch das reichte dem «Blockbuster»-König nicht. Mit «Die Farbe Lila» (1985, «The Color Purple») kam die Wende. Das Drama über das Schicksal einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten holte elf Oscar-Nominierungen; es ging bei der Verleihung allerdings leer aus.
Triumph mit «Schindlers Liste»
Sein Oscar-Triumph kam mit dem Holocaust-Drama «Schindlers Liste». Der Film über das Leben des Industriellen Oskar Schindler kam im Dezember 1993 in die US-Kinos. Er beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs Juden in seinen Betrieben und rettete sie somit vor dem Tod.
Der Regisseur drehte über Monate hinweg an vielen Originalschauplätzen, etwa vor den Toren des Konzentrationslagers Auschwitz. Er betrieb Nachforschungen über eigene Verwandte, die im Holocaust getötet worden waren.
«Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, bevor ich nach Polen ging». Das sagte Spielberg, als er 1994 den Golden Globe, zwei Oscars – für Regie und Produktion des «Besten Films» erhielt. Der Film gewann insgesamt sieben Oscar-Trophäen. Seinen zweiten Regie-Oscar nahm Spielberg 1999 für den Kriegsfilm «Der Soldat James Ryan» entgegen.
Shoah Foundation relevanter denn je
Nach den Dreharbeiten zu «Schindlers Liste» gründete Steven Spielberg die Shoah Foundation, um den Holocaust mit Zeitzeugen-Interviews zu dokumentieren. Das riesige Archiv stellt die Stiftung Schulen und anderen Einrichtungen weltweit zur Verfügung. Zum 25. Jubiläum von «Schindlers Liste» kam der Film 2018 erneut in die Kinos.
«Es ist die perfekte Zeit, den Film noch einmal zu veröffentlichen. Wahrscheinlich noch wichtiger, als damals in den 90er Jahren», sagte Spielberg dem Sender NBC. «Heute steht mehr auf dem Spiel als damals.» Er wolle jungen Leuten die Botschaft auf den Weg geben: Dass man Hass heute ernster nehmen müsse als die Jahre zuvor.