Tiefpunkt nach Missbrauchsvorwürfen - Kevin Spacey wird 60

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USA,

Kevin Spaceys Aufstieg zu einem der grössten Schauspieler auf dem Planeten wurde nur von seinem ungebremsten Fall übertroffen. Seine Auftritte fanden zuletzt vor einem Provinz-Gericht statt. Kurz vor seinem 60. Geburtstag gibt es eine Wende.

Tief gefallen: Kevin Spacey bei einer Vorverhandlung. Foto: Steven Senne/AP
Tief gefallen: Kevin Spacey bei einer Vorverhandlung. Foto: Steven Senne/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • So oft haben wir dieses Erfolgsgesicht gesehen.

Es hat uns berührt als frustrierter Vorstadtvater in «American Beauty», einen Schauer über den Rücken getrieben als ruchloser Politiker Frank Underwood in «House of Cards».

Im Sommer 2019 spielt Kevin Spacey keine Rolle mehr. Seine Bühne war in den letzten Wochen ein Provinz-Gericht auf der US-Ostküsten-Insel Nantucket.

Kein roter Teppich mehr, kein Lächeln für die Kameras - nur die aufgeregten Reporter sind noch immer da. Spaceys Wangen wirken etwas runder als man sie aus unzähligen Produktionen kennt, seine Haut ist fahl und konkurriert mit dem Grau seines Anzugs. Der Glamour ist verflogen nach seinem tiefen Fall, nach den Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs.

Von der Kunstfigur Underwood war nichts zu sehen, als der Beschuldigte Spacey im 11.000-Seelen-Ort Nantucket im Juni schweigend in den Gerichtssaal geht, wie TV-Bilder zeigten. Er hätte zu dieser Anhörung nicht erscheinen müssen, doch seine Anwesenheit kann als Zeichen für den Stellenwert gesehen werden, den der Fall für ihn einnimmt.

Es war die einzige Anschuldigung gegen Spacey, die es bislang vor ein Strafgericht geschafft hat. Es ging um einen unsittlichen Angriff und Körperverletzung, Spacey soll im Juli 2016 in einem Restaurant auf Nantucket einen damals 18 Jahre alten Mann betrunken gemacht und dann unsittlich berührt haben. Der Schauspieler hatte auf unschuldig plädiert.

Spacey, der am 26. Juli 60 Jahre alt wird, musste mit einem Prozess - und im Falle eines Schuldspruchs - mit einer Haftstrafe rechnen. Doch kurz vor seinem runden Jubiläum kam die überraschende Wende. Eine gute Woche zuvor ruderte die Staatsanwaltschaft zurück. Die Anklage wurde fallen gelassen, weil das mutmassliche Opfer, der heute 21-jährige Mann, nicht vor Gericht aussagen wollte.

Die Glaubwürdigkeit des Hauptzeugen war schon seit einer Weile angeschlagen. Der zuständige Richter Thomas Barrett stellte schon Anfang Juli in Aussicht, die Anklage könne verworfen werden. Das forderte Spaceys Anwalt Alan Jackson schon seit langem. Die Wartezeit sei eine Tortur für seinen Mandanten. «An jedem Tag, den sich das noch hinzieht, leidet er.»

Die Einstellung des Verfahren muss für den früheren «House of Cards»-Star eine grosse Genugtuung sein, doch ob er je wieder als Schauspieler Erfolg haben kann, scheint weiter fraglich.

Mehr als 30 Jahre lang konnte Spacey machen, was er wollte: Der Weg seiner Karriere kannte nur den Weg nach oben. In der Schule im Süden Kaliforniens hatte er zur Schauspielerei gefunden, sein Jahrhunderttalent sollte nicht lange unentdeckt bleiben. Als junger Mann ging Spacey nach New York und ergatterte seine ersten Rollen am Theater, spielte am Broadway und bekam 1991 schliesslich einen Tony für seine Rolle in Neil Simons Erfolgsstück «Lost in Yonkers».

Von der Bühne wandte Spacey sich dem Kino zu und sorgte als Serienmörder in «Sieben» für Aufsehen, erhielt 1996 den Nebenrollen-Oscar für «Die üblichen Verdächtigen» und vier Jahre später die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller in «American Beauty». Seine Paraderolle im Streaming-Zeitalter fand Spacey mit Frank Underwood in «House of Cards», die mit dem Golden Globe belohnt wurde.

Die Erfolgsserie allerdings endete ohne Spacey. Netflix beendete die Zusammenarbeit, nachdem ihm ab Herbst 2017 in mehr als 30 Fällen sexuelle Übergriffe und Belästigung vorgeworfen wurden. Im Sog des Skandals um den Filmproduzenten Harvey Weinstein meldeten sich immer mehr Schauspieler und berichteten, dass Spacey sich ihnen sexuell aufgedrängt habe. Filmemacher wandten sich von dem Star ab, aus dem Film «Alles Geld der Welt» von Ridley Scott wurde Spacey herausgeschnitten.

Er selbst schwieg lange zu den Vorwürfen, meldete sich an Heiligabend letzten Jahres dann aber mit einem Video, das im besten Fall als bizarr bezeichnet werden kann. Angesichts seines Rausschmisses bei «House of Cards» veröffentlichte Spacey ein dreiminütiges Videos, in dem er offenbar in seiner Rolle des Kriminellen Frank Underwood in die Kamera sprach. Was er dort sagt, wirkte angesichts der Vorwürfe mehr als nur deplatziert.

«Ich habe euch meine tiefsten, dunkelsten Geheimnisse gezeigt. Ich habe euch gezeigt, wozu Menschen fähig sind», spricht Spacey alias Underwood mit seiner tiefen, respektheischenden Stimme direkt zum Zuschauer. Dann: «Ihr würdet doch nicht ohne Beweise das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?» Und schliesslich: «Vermisst ihr mich?»

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