Viel Kritik an Trump bei virtuellen Emmys
Die Emmy-Verleihung wurde in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie virtuell durchgeführt. Donald Trump wurde dabei heftig kritisiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die diesjährigen Emmy Awards wurden wegen der Corona-Pandemie virtuell durchgeführt.
- Donald Trump musste viel Kritik einstecken.
- Grosser Gewinner ist die Serie «Schitt's Creek».
Am Ende sassen sie doch fast alle im schicken Abendkleid da. Nur eben daheim statt im Staples Center in Los Angeles. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Emmy Awards weitgehend virtuell durchgeführt werden. Viele Stars übten sechs Wochen vor den US-Wahlen viel Kritik an Präsident Donald Trump.
Die drei grossen Abräumer am Sonntagabend waren: das Drama «Succession» um die kaputte Familie eines Medienmoguls, die freundliche Toleranz-Comedy «Schitt's Creek». Und die auf einem realen Massaker an Schwarzen im US-Süden beruhende Comicverfilmung «Watchmen».
«Nichtdank» an Donald Trump und Boris Johnson
In der Königskategorie des Abends entschied sich dann Produzent und Drehbuchautor für eine ungewöhnliche Rede. Er wolle einigen «Nichtdank» aussprechen, sagte Jesse Armstrong bei der Bekanntgabe des Preises für die beste Dramaserie an «Succession».
Ein «Nichtdank» gehe an das Virus und an Donald Trump und Boris Johnson. Für deren «lausige und unkoordinierte Antwort» darauf, sagte er. Ein «Nichtdank» gehe auch an alle Nationalisten auf der Welt und «an alle Medienmogule, die sie an der Macht halten.»
Seine opulent ausgestattete Serie handelt vom alternden Patriarchen Logan Roy. Seine Kinder kämpfen um die Nachfolge in seinem Medienkonzern. Die Serie wurde mit sieben Preisen ausgezeichnet. Darunter auch Emmys für Jeremy Strong als bester Hauptdarsteller und Andrij Parekh als bester Regisseur.
Dass während der Verleihung des Hauptpreises kurz im Hintergrund das Telefon klingelte, blieb eine der wenigen Pannen. «Zimmerservice, vermutlich», witzelte Armstrong.
Emmy-Moderator: «Das hier ist keine MAGA-Rally»
Ansonsten war deutlich häufiger der US-Präsident das Thema vieler Gags und ernster Anspielungen. Zu Beginn sprach Moderator Jimmy Kimmel zunächst vor applaudierenden Stars. Er gab dann aber preis, dass dies Aufnahmen der Vorjahre waren. Und er nahezu allein auf der Bühne im Staples Center stehen werde.
«Natürlich haben wir kein Publikum», sagte der Komiker. «Das hier ist keine MAGA-Rally», ergänzte Kimmel als Seitenhieb auf die «Make America Great Again»-Wahlkampfreden. US-Präsident Donald Trump hält diese trotz Infektionsrisikos während der Corona-Pandemie vor Tausenden Anhängern.
Danach ging Kimmel hinter die Bühne in einen Raum voller Monitore mit Schalten zu rund 100 Nominierten. Mit der Vergabe des ersten Preises begann dann der Siegeszug von «Schitt's Creek» in den Comedy-Kategorien. Mehr als 70 Minuten dauerte es, bis überhaupt irgendeine andere Sendung einen Preis erhielt.
Neun Emmy-Awards für «Schitt's Creek»
Bis dahin gewann in allen sieben wichtigen Sparten die warmherzige Serie. Es geht um die extravagante Familie Rose, die nach Problemen mit den Steuerbehörden in ein kleines Dorf zieht. Dieses hatte der Vater einst als Spass dem Sohn geschenkt.
«Im Kern handelt unsere Serie davon, welche Veränderungen Liebe und Akzeptanz auslösen.» Dies sagte Daniel Levy, der Preise als Regisseur, Autor und Nebendarsteller erhielt. «Und das ist etwas, das wir heute mehr als je zuvor brauchen», ergänzte er. Danach rief er die Zuschauer engagiert auf, Anfang November wählen zu gehen.
just wanted one last look pic.twitter.com/nqgRrKDA3h
— Schitt's Creek (@SchittsCreek) September 21, 2020
Ihm wurden auch Catherine O'Hara und Eugene Levy für ihre Hauptrollen und Annie Murphy für die beste weibliche Nebenrolle ausgezeichnet. Insgesamt kam «Schitt's Creek» auf neun Awards.
Emmys für Fernsehfilme und Miniserien: «Watchmen» räumt ab
Bei den Emmys für Fernsehfilme und Miniserien war «Watchmen» mit insgesamt elf Preisen der grosse Abräumer. In ihren Reden erinnerten die Macher an ein dunkles Kapitel der US-Geschichte, das der Serie zugrunde liegt:
Beim Massaker von Tulsa waren laut mancher Schätzungen im Jahr 1921 bis zu 300 Schwarze umgebracht worden. «Dieses Land vernachlässigt seine eigene Geschichte oft zum eigenen Nachteil», sagten die Drehbuchautoren Damon Lindelof und Cord Jefferson.