Wenn Finnen tanzen - Tango-Festival in Seinäjoki
In Finnland soll es mehr Tango-Tänzer als in Argentinien geben. Ihr heiliger Ort ist das kleine Städtchen Seinäjoki, rund 350 Kilometer nordwestlich von Helsinki gelegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine finnische Kleinstadt lädt zum gemeinsamen Tango-Tanzen ein.
Zu der 35. Auflage des Tango-Festivals in Seinäjoki werden nach Angaben der Veranstalter von Mittwoch an mehr als 100.000 Menschen aus dem In- und Ausland in der finnischen Provinz erwartet.
Das macht den bis Sonntag laufenden Tangomarkkinat - übersetzt heisst das so viel wie «Tangomarkt» - zu einem der grössten Feste in Finnland.
Nun könnte man sich fragen, wie die generell zurückhaltenden Finnen zu dem feurigen Tanz gekommen sind. Juha Teuri vom Organisationsteam in Seinäjoki liefert dazu eine Erklärung: Anfang des 20. Jahrhunderts habe der Tango zunächst neben anderen Tanzstilen seinen Weg in den hohen Norden gefunden und sich dort recht schnell durchgesetzt. «Ein Hauptgrund dafür waren der Rhythmus und die Melancholie und die gesamte Atmosphäre. Er passte eben sehr gut zu unserem Volk in Finnland», sagte Teuri vorab der Deutschen Presse-Agentur.
Aufgrund der Einflüsse anderer Musikrichtungen sei der Tango später beinahe in Vergessenheit geraten, weshalb sich ein paar Tanzfreunde entschieden hätten, das Festival in Seinäjoki ins Leben zu rufen. 1985 wurde die erste Auflage veranstaltet. Heute soll es in Finnland angeblich mehr Tango-Tänzer als in Argentinien geben: Schätzungsweise jeder zweite Finne wisse einigermassen, wie man Tango tanze, so Teuri.
Vom klassischen argentinischen Tango unterscheidet sich die finnische Variante laut Teuri durch seine zurückhaltendere Form. «Das ist nicht der grosse Angebertanz, er ist hier vertraulicher und einfühlsamer», sagt der Tanzexperte. Während in Buenos Aires eine gewisse Dramatik beim Tanzen eine Rolle spiele, sei der finnische Tango direkter und auch ein wenig einfacher.
Das hat den Vorteil, dass auch Anfänger in Seinäjoki willkommen sind, wie Teuri versichert. Zum Tanzen gezwungen werde niemand. In Kursen könne man es trotzdem versuchen. Grosses Highlight sind neben den Kursen die Gesangswettbewerbe am Donnerstag- und Samstagabend - wer diese gewinnt, bekommt den Titel Tango-König oder -Königin verliehen.