Westernhagens Live-Mitschnitt aus der Berliner Waldbühne
Marius Müller-Westernhagen begeistert mit einem neuen Album, das den Mitschnitt seines Konzerts in der Berliner Waldbühne präsentiert.
Der deutsche Musiker und einstiger Schauspieler Marius Müller-Westernhagen hat vergangenen Mai seine Fans in der Berliner Waldbühne begeistert. Jetzt erscheint der Mitschnitt als Album.
«Alle, die von Freiheit träumen, sollen's feiern nicht versäumen»: Wenn Marius Müller-Westernhagen auf der Bühne diesen vor allem für die Deutschen geschichtsträchtigen Klassiker anstimmt, erreichen seine Konzerte den emotionalen Höhepunkt. Den Auftritt im Frühling in der Berliner Waldbühne gibt es ab Freitag als Livemitschnitt auf zwei CDs: «Live Waldbühne Berlin».
Begleitet wird der Mittsiebziger von drei Background-Sängerinnen und einer siebenköpfigen US-Band, die sich auf Blues und Rock spezialisiert hat. 21 Songs spielt der Rockstar an diesem Abend vor 22'000 Fans. Neben neueren Stücken wie «Ich will raus hier» oder «Zeitgeist» sind es vor allem die Klassiker aus den 80ern und 90ern, die das Publikum begeistern und nostalgisch werden lassen.
Die Hits des grössten deutschen Rockstars
«Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz», «Fertig», «Sexy», «Johnny Walker», «Es geht mir gut» oder «Lass uns leben»: Westernhagen lässt kaum einen der Hits aus, die ihn in den 90ern zum grössten deutschen Rockstar werden liessen. Mit dem ganz grossen Ruhm fremdelt der in Düsseldorf geborene Sänger bis heute. Dennoch zieht er die Fans in seiner Wahlheimat Berlin sofort in seinen Bann.
«So ein Konzert funktioniert ja nur, wenn ein Energieaustausch stattfindet. Also brauche ich auch das Publikum dazu. Es gab wirklich eine hohe Emotionalität, nicht nur an dem Abend, sondern während dieser ganzen Konzerte. Das ist auch körperlich spürbar.»
Das «Alphatier», mit diesem Song startet Westernhagen sein Konzert, spielt an diesem Abend oft selbst Akustikgitarre oder Mundharmonika. Ehefrau Lindiwe Suttle begleitet ihn bei der Liebesballade «Luft um zu atmen», wie schon 2016 auf seinem letzten Livealbum «MTV Unplugged».
Überraschungen und Veränderungen
Zur Freude seiner Anhänger spielt der Sänger auch seinen grossen Hit «Taximann» vom ersten und kommerziell nicht wirklich erfolgreichen Album «Das erste Mal» von 1975. «‹Taximann› habe ich viele Jahre nicht gespielt, weil es vom Arrangement her sehr nach den 80ern klingt. Das gefällt mir nicht. Aber ich habe den Song dann etwas anders arrangiert und aus meiner Sicht verbessert.»
Auf andere Klassiker verzichtet der Songwriter dagegen: Das poppige "Willenlos" mag er heute nicht mehr; "Dicke" hat mit seinen teils drastischen Liedzeilen Menschen verletzt. Heute sagt Westernhagen dazu: «Ich hatte bestimmt nicht die Absicht, Dicke zu beleidigen. Sondern ich wollte eigentlich nur den Leuten den Spiegel vorhalten und ihnen sagen: ‹So redet ihr hinter dem Rücken von Menschen, die diskreditiert und diskriminiert werden.› Es war sicher eine Provokation.»
Provokant sind die Konzerte des Musikers, der am Tag der Albumveröffentlichung 76 Jahre alt wird, heute nicht mehr. Westernhagen zeigt sich auf der Bühne lässig, routiniert und topfit. Sein mittlerweile fünftes Livealbum beeindruckt mit neuen, vielschichtigen Arrangements. Und es erlebt mit einer soulig angehauchten Version von «Freiheit» einen angemessenen Schlussakkord.