1. Session im Rollstuhl: Mitte-Kutter ist positiv überrascht
Nach seinem schweren Ski-Unfall hat Mitte-Nationalrat Philipp Kutter erstmals wieder an einer ganzen Session teilgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nationalrat Philipp Kutter ist nach der ersten Session im Rollstuhl "positiv überrascht".
- Er könne fast alles mitmachen, müsse sich halt manchmal organisieren.
- Im Interview erzählt er von den Abstrichen und macht einen Ausblick auf nächstes Jahr.
Im Februar 2023 erlitt Mitte-Nationalrat Philipp einen schweren Ski-Unfall und ist seither teilweise gelähmt. Nach einer kurzen Visite in der Herbstsession hat er nun erstmals wieder eine vollständige Session absolvieren könnten. «Es geht mir gut! Ich bin eigentlich positiv überrascht, wie gut ich hier mithalten kann», sagt er jetzt im Nau.ch-Interview.
Das Positivste sind die Menschen
Dies ist alles andere als selbstverständlich. Philipp Kutter ist einer von gleich drei Rollstuhlfahrern im neuen Parlament. Der Bisherige Christian Lohr (Mitte) sitzt ennet dem Zwischengang links von Kutter. Islam Alijaj (SP) fünf Plätze rechts von ihm am Ende der Bankreihe.
Rollstuhl-Neuling Kutter erinnert daran, dass eine Session auch «als Mensch, der zu Fuss unterwegs ist», sehr anstrengend sei. Anstrengend sei es für ihn zwar gewesen, aber: «Ich habe eigentlich fast alles machen können», meint er sichtlich stolz.
Im Saal «Platz nehmen», abstimmen, Bundesräte wählen: Das habe alles recht gut funktioniert. Das Positivste sind für Kutter aber die Menschen um ihn herum. Alle im Bundeshaus hätten ihn nach Kräften unterstützt: «Ich darf auf Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen und die Parlaments-Weibel sind auch sehr hilfsbereit.»
Zusätzlich sei er ja teilweise von seiner Frau und einem Assistenten begleitet gewesen. So habe er nun Erfahrungen sammeln und feststellen können: «Es geht recht gut!»
Spontaneität leidet
Recht gut, denn ganz wie früher sei es halt doch nicht, bilanziert Philipp Kutter seine Rollstuhl-Erfahrungen. «Man ist nicht mehr so spontan und ich kann natürlich nicht überall noch schnell vorbeischauen.» Mit dem Rollstuhl seien einige Orte schlicht gar nicht erreichbar für ihn, gerade im Nationalratssaal.
Zum Beispiel das bei den Räten besonders beliebte Herumwandern zwischen den Stuhlreihen. «Wenn ich mit jemandem etwas besprechen will, muss diese Person zu mir kommen. Oder wir treffen uns in der Wandelhalle.» Das sei eine Umstellung, aber, meint Kutter schulterzuckend: «Seien wir ehrlich, das lässt sich alles organisieren.»
Das scheint sich bereits eingespielt zu haben. Die Kollegen kämen nun halt vermehrt auf ihn zu, , erkundigten sich nach dem Wohlbefinden und besprächen auch Politisches. Von daher: «Die ersten Erfahrungen sind positiv.»
Zuversicht auch für nächstes Jahr
Sind also auch künftige Sessionen gut machbar, als nächstes dann die Frühlingssession ab Ende Februar. Dazwischen – und darauf plangen viele der Neugewählten – steht aber noch die Arbeit in den Kommissionen an. Diese bringt wieder andere Herausforderungen für Philipp Kutter, aber darauf freut er sich auch.
«Ich darf in der Verkehrskommission das Präsidium übernehmen», betont er, und auch dafür habe man ihm alle Unterstützung zugesagt. Der Testlauf in der zu Ende gehenden Wintersession war also erfolgreich, jetzt kann es so weitergehen: «Ich bin zuversichtlich fürs nächste Jahr», strahlt Kutter.