10’000 Fr.: «Senioren-Tarif» würde Krankenkassenprämie verdoppeln
Was wäre, wenn Ü65 höhere Krankenkassenprämien zahlen müssten, weil sie auch höhere Kosten verursachen? Das wollte ein FDP-Nationalrat vom Bundesrat wissen.
![Philippe Nantermod Elisabeth Baume-Schneider](https://c.nau.ch/i/RPwkZO/900/philippe-nantermod-elisabeth-baume-schneider.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Ü65 verursachen mehr Gesundheitskosten als jüngere Erwachsene.
- Ein separater «Senioren-Tarif» hätte aber doppelt so hohe Krankenkassenprämien zur Folge.
- Das EDI befürchtet mehr Altersarmut, heisst es in der Antwort an einen FDP-Nationalrat.
Das ist doch ungerecht, dachte sich Nationalrat Philippe Nantermod (FDP/VS): Insbesondere Familien leiden unter den stetig steigenden Krankenkassenprämien. Aber sie bezahlen insgesamt mehr ein als ältere Versicherte – obwohl diese mehr Kosten verursachen.
Mit der steigenden Lebenserwartung werde sich dieses Ungleichgewicht immer weiter verschieben, sorgt sich Nantermod. Er deponierte deshalb eine Anfrage beim Bundesrat: Wie hätte sich die Einführung einer neuen Altersklasse Ü65 auf die Prämien 2025 ausgewirkt?
Ziemlich drastisch, zeigt jetzt die Antwort aus dem Departement EDI von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Für die einen doppelt, für die anderen halb so teuer
Aktuell gibt es für Krankenkassenprämien drei Tarife: Kinder bis zur Volljährigkeit, junge Erwachsene von 19 bis 25 Jahren und alles ab 26 Jahren und älter.
Würde man noch einen «Senioren-Tarif» ab 66 Jahren einführen, verdoppelt sich die durchschnittliche Prämie pro Person auf fast 10'000 Franken: Von 5400 auf 9912 Franken, rechnet das EDI vor.
![Elisabeth Baume-Schneider Krankenkassenprämien](https://c.nau.ch/i/bmONyw/900/elisabeth-baume-schneider-krankenkassenpramien.jpg)
Aber, klar, für die Nicht-Rentner würde es billiger: Sie hätten 2025 nur noch halb so viel bezahlt. Statt 5400 würde die mittlere Prämie noch 2655 Franken betragen.
Plötzlich Rentner – und plötzlich arm
Das klingt für alle von 26 bis 65 Jahren positiv und gerechter. Doch gemäss EDI hätte eine solche Regelung auch diverse Haken. Abgesehen davon, dass es einmal mehr noch komplizierter würde.
Zum einen würde das Prinzip der Solidarität in der obligatorischen Grundversicherung verletzt: «Diese Solidarität beinhaltet insbesondere eine Solidarität zwischen alten und jungen Versicherten sowie kranken und gesunden Versicherten.» Zum anderen würde ein «Senioren-Tarif» ja bedeuten, dass die Krankenkassenprämien von einem Jahr auf das andere viermal so viel kosten.
![Rentner Senioren](https://c.nau.ch/i/BJ98Kv/900/rentner-senioren.jpg)
Dies wiederum würde zu mehr Wechseln der Krankenkassen führen. Ein solch abrupter Übergang hätte für die Betroffenen aber auch Finanzierungsprobleme bis hin zu Altersarmut zur Folge. «Denn sie haben praktisch keine Möglichkeiten, ihre Einkommenssituation zu verändern», schreibt das EDI.
Die bundesrätliche Warnung wird deutlich: Je nachdem, was ein Kanton in Sachen Prämienverbilligung unternimmt, würde so der Anteil Rentner in der Sozialhilfe deutlich steigen.