Amnesty Schweiz lanciert Kampagne gegen Selbstbestimmungsinitiative
Mit der wohl grössten und teuersten Kampagne will Amnesty Schweiz die SVP-Initiative bodigen. Es gehe um nichts weniger als das Schicksal der Menschenrechte.
Das Wichtigste in Kürze
- Amnesty Schweiz lanciert eine eigene Kampagne gegen die Selbstbestimmungsinitiative.
- Amnesty ist schon mit der «Allianz der Zivilgesellschaft» an der Nein-Kampagne beteiligt.
- Es gehe um das Schicksal der Menschenrechte. Das sei über 200'000 Franken wert.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Schweiz sieht sich zu einem ausserordentlichen Schritt genötigt: Sie steigt mit einer eigenen landesweiten Kampagne in den Abstimmungskampf gegen die Selbstbestimmungsinitiative.
«Eine Schicksalsabstimmung»
Dabei ist Amnesty bereits im Nein-Lager engagiert: In der «Allianz der Zivilgesellschaft» ist man Partnerorganisation. Doch dieses Mal reiche das nicht, sagt Mediensprecher Beat Gerber: «Es ist eine zentrale Kampagne für Amnesty, eine Schicksalsabstimmung für die Menschenrechte, deshalb engagieren wir uns mit aller Kraft.»
Eine Annahme der Initiative könne den Austritt der Schweiz aus dem Europarat und der Europäischen Menschenrechtskonvention zur Folge haben. Also Klotzen statt Kleckern: Amnesty Schweiz lässt Plakate aushängen, hat ein Kampagnen-Video produziert und verschickt Infoflyer – und zwar an 2,5 Millionen Schweizer Haushalte. Das gemahnt an Dimensionen, wie man sie sonst von der Initiantin SVP kennt mit ihren Extrablättern.
Mit SVP-Methoden gegen SVP-Initiative
Der Vergleich ist naheliegend: Bereits 2014, bei der Lancierung der Selbstbestimmungsinitiative hatte Amnesty Schweiz ein Extrablatt drucken lassen, das einem SVP-Extrablatt zum Verwechseln ähnlich sah. Damals aber noch in einer Auflage von 100'000 Exemplaren.
Eine seit vier Jahren laufende Kampagne wird also noch einen Gang höher geschaltet. Das sei wohl tatsächlich eine neue Grössenordnung, bestätigt Beat Gerber. Auch wenn man schon anderen Abstimmungskämpfen engagiert gewesen sei.
Das liebe Geld
Amnesty lässt sich das einiges kosten: 150'000 Franken für Plakate, 80'000 Franken für Video, Standmaterial, Flyers und Social Media. Die Frendmailing-Kosten kenne man noch nicht: «Wir hoffen, dass mit dem Spendenaufruf Gelder für den Schutz der Menschrechte eingehen und neue SpenderInnen gewonnen werden», sagt Gerber.
Das ist viel Geld. Und doch: «Insgesamt kostet unsere Kampagne sicherlich nur einen Bruchteil der SVP-Kampagne.» Gerber fände es interessant zu wissen, was deren Kampagne kostet: «Sind die auch so transparent?»