Armin Capaul: «Hörner helfen gegen Hitze – und gegen den Wolf!»
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz haben Wölfe nun auch Mutterkühe gerissen.
- Hornkuh-Initiant Armin Capaul glaubt, mit Hörner hätten diese sich besser wehren können.
- Er hofft, dieses Argument verhelfe dem «Hörnerfranken» auch im Nationalrat zum Durchbruch.
«Ganze Kühe» forderte 2018 die von Bergbauer Armin Capaul lancierte «Hornkuh-Initiative». Die Enthornung sei einerseits unnötig und komme andererseits einer Verstümmelung gleich. Die Initiative scheiterte überraschend knapp, doch die 45 Prozent Ja-Stimmenden wurden vertröstet, man werde auf Gesetzesstufe eine Lösung suchen. Capaul drohte bereits mit einer zweiten Volksinitiative, doch mit dem «Hörnerfranken» hat nun ein Vorstoss gute Chancen im Parlament.
Wolf und Hitze als Argument
Der Ständerat hat dem «Hörnerfranken» als Tierwohlbeitrag bereits zugestimmt. Nächste Woche nimmt sich die Wirtschaftskommission des Nationalrats der Motion von SP-Ständerat Roberto Zanetti an. Capaul hofft auch hier auf Zustimmung. Doch mittlerweile haben Kühe, die aus anderen Gründen nicht mehr ganz «ganz» waren, Schlagzeilen gemacht.
Das Beverin-Wolfsrudel hat zwei Mutterkühe gerissen, zwei Jungwölfe wurden deshalb von der Wildhut geschossen. Armin Capaul kämpft jetzt aber keineswegs auch noch gegen den Kuh-Verstümmler Wolf. Er kehrt den Spiess – beziehungsweise das Horn – gleich um: «Eine Kuh mit Hörnern könnte sich gegen einen Wolf wehren», mahnt Capaul.
«Dies lernen heute in den Landwirtschaftsschulen die angehenden Landwirtinnen und Landwirte nicht mehr», bedauert der Rentner im Aktiv-Ruhestand. Denn ihm ist aufgefallen, dass die gerissenen Kühe enthornt waren. Wichtig sei aber auch, dass Kuh-Hörner für das andere aktuell brennende Thema ebenfalls die Lösung seien.
«Hörner spielen auch eine Rolle beim Temperaturausgleich», weiss Capaul. Entsprechend schlimm sei es, wenn sie bei der aktuellen Hitze fehlten. Hier schliesst sich der Kreis: «Da werden die Kühe gar nicht mehr am Tag auf die Weide gelassen. Und in der Nacht sowieso nicht mehr, wegen dem Wolf.»
Hornlos gegen Wölfe: «Diese A…!»
Diverse Zuschriften bestärken Capaul in dieser Sicht der Dinge. So ereifert sich ein Hornfreund, Hörner seien ja eben gerade dazu da, um sich gegen Raubtiere zu verteidigen.
«Diese gemeinen, verantwortungslosen A…! Den Kühen erst die Hörner wegnehmen und sie dann den Wölfen überlassen!» Auch von fachkundiger Seite und mit weniger Kraftausdrücken wird der Sachverhalt bestätigt. Durch die Enthornung werde in der Tat die Verteidigungskraft der Kühe gegenüber Wölfen entscheidend eingeschränkt.
So schreibt es Zoologe Christian Schmidt in einem Leserbrief. «Wölfe als intelligente Tiere – immerhin sind sie die Stammväter unserer Hunde – merken sich diesen Vorteil.» Sie lernten, dass enthornte Kühe leichter zu erbeuten seien als ihre wehrhafteren Artgenossen mit Hörnern.
Schmidt weiss, wovon er redet: Er war 14 Jahre lang Direktor des Zoo Frankfurt und widmet sich privat der Hundezucht. Auch andere Kenner der Materie äussern sich in Leserbriefen in die gleiche Richtung. In der Wolfsdebatte waren Hörner allerdings bislang ein kaum genannter Aspekt. Zum Zug kommen sie an der Front aber dennoch: Alphirten verscheuchen Wölfe bisweilen mit einem Nebelhorn.