Asylchef Mario Gattiker bremst SP bei Aufnahme von Flüchtlingen
Die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan sorgt derzeit für heftige Diskussionen. SEM-Direktor Mario Gattiker nimmt im Video-Interview mit Nau.ch Stellung.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen der Afghanistan-Krise soll die Schweiz 10'000 Flüchtlinge aufnehmen, fordert die SP.
- Aus der Sicht von SEM-Direktor Mario Gattiker ist das kein realistisches Ziel.
- Es brauche jetzt keine Alleingänge, sagt der Schweizer Asylchef zu Nau.ch.
Wie viele afghanische Flüchtlinge soll die Schweiz aufnehmen? Diese Frage beschäftigt die Schweiz, seit die Taliban die Macht im Land übernommen haben.
Der Bund will vorerst «nur» die 230 Angehörigen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in die Schweiz holen. Mehr Geflüchtete aus Afghanistan will die Landesregierung im Moment noch nicht aufnehmen.
Anders sieht es die SP: Sie fordert die Aufnahme von 10'000 Geflüchteten aus Afghanistan. Der Bundesrat könne einen Unterschied machen, indem er es wenigstens versucht, Leute zu retten, meint die linke Partei.
SEM-Direktor Mario Gattiker gibt der SP einen Korb
Eine Forderung, von der nicht nur andere Parteien nichts halten, sondern auch SEM-Direktor Mario Gattiker: «Das ist einfach nicht realistisch», sagt er im Video-Interview mit Nau.ch.
«Selbst wenn man das möchte, ist es zurzeit gar nicht möglich, so viele Menschen aus Afghanistan zu evakuieren.» Prioritär sei klar die Hilfe vor Ort: «Es gibt humanitäre Bedürfnisse von 500'000 Menschen, die intern in Afghanistan vertrieben worden sind. Dort muss der Fokus liegen», meint Gattiker.
Mario Gattiker: «Mehr liegt nicht drin»
Zudem sei es von oberster Priorität, diejenigen Personen in die Schweiz zu holen, die auch legal ausreisen können. Damit meint Gattiker die 230 Menschen, die vom Bund eine Anstellung haben.
«Mehr liegt einfach nicht drin», stellt der Asylchef klar. Vor allem nicht für gefährdete Personen, die von den Taliban verfolgt werden. «Wir können zurzeit sicher nicht mit den Behörden vor Ort verhandeln. Und genau das wäre ja für eine Evakuation der gefährdeten Personen die Voraussetzung», erklärt Gattiker.
Es brauche jetzt weder von der Schweiz, noch von anderen Ländern irgendwelche Alleingänge: «Der Hochkommissar für Flüchtlinge von den Vereinten Nationen erhebt die Bedürfnisse, welchen Menschen am dringendsten geholfen werden muss. Wenn eine solche Anfrage kommt, werden wir das prüfen.»