Attentat auf Fico: Bedarf nach Personenschutz steigt auch bei uns
Personenschutz gewinnt in der Schweiz an Bedeutung – denn ein Attentat wie dasjenige auf Robert Fico wäre auch bei uns möglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Attentat wie auf den slowakischen Präsidenten Fico wäre auch in der Schweiz möglich,
- Der Personenschutz gewinnt an Bedeutung, sagen Sicherheitsfachleute.
- Bei einer verschärften Sicherheitslage könnte gar Fachkräftemangel drohen.
Nach den lebensgefährlichen Schüssen auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico stellt sich die Frage nach der Sicherheit unserer Landesregierung. Die offiziellen Stellen halten sich – verständlicherweise – bedeckt. Von Nau.ch angefragte Sicherheitsunternehmen sagen aber einstimmig: Ein solches Attentat (beziehungsweise Attentatsversuch) ist auch in der Schweiz jederzeit und überall möglich.
Anzahl Drohungen weiter auf hohem Niveau
Der CEO des Ausbildungszentrums Elite Guard, Kosmas Mutter, weist auf einen kritischen Punkt hin: «Es handelt sich in diesem Fall offenbar nicht um eine Organisation, die vom Geheimdienst beobachtet werden kann. Sondern um eine Einzelperson, die aus Frust an politischen Entscheidungen eine solche Tat entscheidet und durchführt.»
Marco Fetz, CEO der Starco Security AG, betont: Die Drohungen gegen Personen des öffentlichen Lebens seien zwar nach Ende der Pandemie gemäss Jahresbericht des Fedpol etwas weniger geworden. Fetz hält aber auch fest: «Die Anzahl der realen Drohungen bleibt jedoch hoch. Aus dem Fedpol-Jahresbericht 2023 geht hervor, dass die Sicherheitsbeurteilungen von schweizerischen Magistratspersonen in den letzten Jahren wieder zugenommen haben.»
Schweiz ist vorbereitet
Beide Personenschutzexperten relativieren die Gefahr aber auch. Einerseits sei man personell gut vorbereitet, betont Starco-Chef Fetz: «Die Schweizer Polizeibehörden und ein Teil der Mitglieder des Verbandes Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU verfügen über sehr gut ausgebildete Sicherheitsspezialisten.» Diese würden durch geeignete Schutzkonzepte und klar definierte, professionelle Schutzmassnahmen alles dafür tun, ein solches Attentat präventiv zu verhindern.
Oder dann, im schlimmsten Fall, durch Personenschutzmassnahmen abzuwehren: «Ein Restrisiko wird aber für eine Schutzperson immer bestehen bleiben», stellt Fetz klar. Entschärfend komme in der Schweiz auch hinzu, dass solche Frustvorkommnisse viel weniger vorhanden seien, sagt Kosmas Mutter. Dank der direkten Demokratie, mit der Entscheidungen meist über das Volk getätigt würden. «Die Politiker selbst werden somit schon stark aus der Gefahrenzone geholt.»
Spürbare Zunahme beim Personenschutz
Anders beim Personenschutz im Unternehmens- und Privatsektor: Dieser sei in der Schweiz weniger etabliert als beispielsweise in Deutschland mit seinen Erfahrungen mit dem RAF-Terror, sagt Fetz. «Manche Risikopersonen glauben irrtümlich, in der Schweiz wären sie vor Anschlägen und Entführungen sicher oder uninteressant.»
Dies könnte sich ändern nach einem «Trigger Event», also einem schwerwiegenden Ereignis in der Schweiz. Bei der Starco Security AG gehe man davon aus, dass der Personenschutz dann noch an Bedeutung zunehmen werde.
Was für die Schweizer Sicherheitsbranche aber nur bedingt positiv klingt, erklärt Marco Fetz: «Wir haben bisher nur etwa 100-120 Fachleute mit eidg. Fachausweis Personenschutz.» Also qualifizierte und bewaffnete Personenschützer für die Wirtschaft oder Privatpersonen mit einer höheren eidgenössischen Berufsprüfung.
Das könnte knapp werden, wenn es zu einem Ereignis kommt, bei dem viele qualifizierte Personenschützer gebraucht werden. «Wir bezweifeln, ob der Markt aufgrund des Fachkräftemangels dies leisten kann.»