Bergbau-Firma nach Unglück mit 248 Toten verurteilt
Ein Bergbaukonzern mit Verbindungen in die Schweiz muss für Schäden durch eine Überschwemmung aufkommen. Das freut die Menschenrechtsorganisation.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Dammbruch in Brasilien kamen fast 250 Menschen ums Leben.
- Nun muss das Bergbau-Unternehmen für sämtliche Schäden aufkommen.
- Der Konzern hat Verbindungen in die Schweiz.
- Der Experte begrüsst den Gerichtsentscheid.
Knapp ein halbes Jahr nach dem verheerenden Dammbruch in Brasilien hat ein Gericht den Bergbauriesen Vale dazu verurteilt, für alle Schäden der Katastrophe aufzukommen. Bei dem Unglück waren im Januar 248 Menschen gestorben, 22 werden nach wie vor vermisst.
Am 25. Januar war der Damm eines Rückhaltebeckens für Bergbauabfälle im ostbrasilianischen Brumadinho geborsten. Millionen Tonnen Klärschlamm ergossen sich über die Umgebung des Bergwerks. Sie begruben Häuser, Autos und Strassen unter sich.
Verbindungen auch in die Schweiz
Das Gericht legte vorerst keine Schadenssumme fest. Es stellte aber fest, dass zu den Schäden neben den vielen Todesopfern auch negative Folgen für die Umwelt und die lokale Wirtschaft zählten. Für etwaige Schadenersatzzahlungen hat die Justiz bereits Vermögenswerte von Vale in Höhe von umgerechnet 2,9 Milliarden Franken blockiert.
Tochterfirma der Betreiberin der Bergbau-Mine Córrego do Feijão, bei welcher der Damm brach, ist die Schweizer Firma Vale International S.A. Ihr Hauptsitz liegt in Saint-Prex im Kanton Waadt.
NGO: «Tropfen auf den heissen Stein»
Oliver Classen, Mediensprecher der Nichtregierungsorganisation Public Eye, sagt zum Entscheid: «Es ist zu begrüssen, dass die brasilianische Justiz den Minengigant Vale in Haftung nimmt um die Schäden, soweit überhaupt möglich, wiedergutzumachen.»
Bei der hohen Zahl an Todesopfern und massivsten Umweltschäden sei das aber natürlich nur ein Tropfen auf den heissen Stein. «Das Urteil liegt uns noch nicht vor und wir wissen auch nicht ob Vale dagegen Berufung einlegen wird.»
Classen war bereits im Winter wenig überrascht, dass es in Brasilien zu einem solchen Unglück gekommen war. «Vale hat bereits 2012 unseren Publikumsschmähpreis in Davos gewonnen», sagte er im Februar zu Nau.ch.
«Die am Tag vor dem Unglück aktualisierte Regierungsstatistik listet fast 200 Dämme in derselben zweithöchsten Risikostufe auf. Vale allein betreibt einen Viertel davon. Viele sind wohl tickende Zeitbomben.»
Vale will kooperieren
Auch der vor dem Zustand des Damms in Brumadinho war gewarnt worden. «Trotz der Warnungen kam es erneut zur Katastrophe. Man muss deshalb davon ausgehen, dass zu wenig in die Risikoüberwachung investiert wurde.»
Für Classen ist klar: «Das zeigt, dass wir uns nicht auf Versprechen von Unternehmen verlassen dürfen. Es braucht solide Gesetze und unabhängige, staatliche Kontrollen». Weil Vale International SA in Saint-Prex Rohstoffe der Mutterfirma Vale SA handelt, wäre sie von der Konzernverantwortungsinitiative betroffen.
Vale erklärte am Dienstag, das Gericht habe seine «Kooperation» während des Verfahrens anerkannt. Der Konzern wolle «rasch und gerecht» für die Begleichung der Schäden aufkommen, die durch die Katastrophe entstanden seien.