Berner Grossräte werden mit VIP-Tickets eingeseift
Sei es an Skirennen oder Kulturveranstaltungen: Berner Politiker werden häufig als VIP zu Anlässen eingeladen. Das kann problematisch sein, warnt eine Expertin.

Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Umfrage erhalten die Berner Grossräte immer wieder Einladungen zu Anlässen.
- Dabei liegen schon mal teure VIP-Tickets drin – beispielsweise für Skiweltcuprennen.
- Eine Expertin ist kritisch – doch auch ein Grossrat selbst will die Regeln verschärfen.
Politiker nehmen immer wieder an Grossanlässen in der Schweiz teil. Oftmals sind sie im VIP-Bereich anwesend und müssen nicht einmal dafür zahlen. Möglich machen es Einladungen, die sie wegen ihrer politischen Tätigkeit erhalten.
Die «Berner Zeitung» hat das Thema am Beispiel des Berner Grossrats beleuchtet. An einer entsprechenden Umfrage haben 28 von 160 Grossrätinnen und Grossräten aus verschiedenen Parteien teilgenommen.
Grossräte werden unterschiedlich oft eingeladen
Daraus geht hervor: Die grössten Geschenke dürften die Einladungen an die Skiweltcuprennen im Oberland sein. In Adelboden kostet ein VIP-Ticket bis zu 750 Franken, in Wengen sind es gar bis zu 965 Franken.
Aber auch für andere Anlässe erhielten die befragten Politiker Einladungen. Genannt werden weitere Sportevents wie Fussballspiele oder Schwingfeste. Dazu kommen beispielsweise Kulturveranstaltungen wie das Gurtenfestival oder das Locarno Filmfestival.
Die Grossräte erhalten laut dem Bericht aber unterschiedlich oft Einladungen. Die einen erhalten nach eigenen Angaben praktisch nie ein solches Angebot, die anderen dafür gleich mehrmals pro Woche.
Und die Politiker gehen auch nicht alle gleich damit um. Einige lehnen die Einladungen konsequent ab – andere sehen in der Annahme kein Problem.
Organisationen brauchen Geld vom Kanton
Katja Gloor sieht in den VIP-Einladungen durchaus ein Problem. Die Geschäftsführerin von Transparency International sagt gegenüber der «BZ»:
«Es besteht die Möglichkeit, dass so Politiker einer Institution gegenüber positiv gestimmt werden sollen. Wodurch ihre zukünftigen Handlungen oder Entscheidungen in deren Interesse beeinflusst werden könnten.»
Als Beispiel kann man die Einladungen von Theatern und Museen nennen. Denn diese sind oft von Geldern abhängig, die sie vom Kanton Bern erhalten. Da ist es nicht schlecht, wenn man im Grossen Rat Verbündete hat. Gleiches gilt für die Skirennen, die ebenfalls Geld vom Kanton bekommen.
«Genau deshalb sollten Politiker sehr zurückhaltend sein, was Einladungen angeht», sagt Gloor. Allerdings müssen laut ihr auch nicht alle Angebote abgelehnt werden: «Man muss die Verhältnismässigkeit wahren.»
Nils Fiechter bereitet Vorstoss vor
Gut möglich, dass die Regeln in Zukunft ohnehin verschärft werden. SVP-Grossrat und JSVP-Präsident Nils Fiechter will zu diesem Thema einen Vorstoss einreichen.

Einladungen dürften zwar dann noch angenommen werden, allerdings müssten die Politiker den Preis selbst bezahlen.
Auch andere Politiker sprechen sich für strengere Regeln aus, wie die «Berner Zeitung» berichtet.