Börsenäquivalenz: Droht die Eskalation mit Brüssel?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die EU hat einen Nicht-Entscheid gefällt und brüskiert den Bundesrat. Politiker und Verbände warnen vor einem Scheitern des Rahmenabkommens.

Schweiz EU Börsenequivalenz
Fähnchen der EU und der Schweiz stehen im Nationalratssaal. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU hat den Entscheid zur Börsenäquivalenz vertagt und setzt die Schweiz unter Druck.
  • Die Börsenäquivalenz hat an sich nicht sehr viel mit dem Rahmenabkommen zu tun.
  • Doch Schweizer Politiker warnen vor einem Scheitern beim Rahmenabkommen.

Die EU setzt die Schweiz weiter unter Druck, beim Rahmenabkommen schneller vorwärts zu machen. Der für heute erwartete Entscheid, ob die Anerkennung der Schweizer Börse verlängert werde – die sogenannte Börsenäquivalenz – wurde vertagt. Es ist damit sehr wahrscheinlich, dass gar kein oder zumindest kein rechtzeitiger Entscheid fallen wird.

Abwärtsspirale und Eskalation

Die Börsenäquivalenz hat an sich nicht sehr viel mit dem Rahmenabkommen zu tun. Aber sie wird von der EU als Druckmittel gegenüber dem Bundesrat verwendet. Denn die EU ist unzufrieden, wie gemächlich die Kompromisssuche in der Schweiz beim Rahmenabkommen vorwärtskommt.

Vor allem Mittepolitiker warnen nun vor einer Negativspirale beim Verhältnis Schweiz-EU. Die Situation verschärfe sich zusehends wegen dem «orientierungslosen Bundesrat», Twittert etwa GLP-Fraktionschefin Tiana Moser.

Grünliberale Partei
GLP-Fraktionschefin Tiana Moser. - Keystone

CVP-Ständerat Beat Vonlanthen hält eine sachliche Klärung der offenen Fragen für möglich. Doch: «Politische Strafmassnahmen und Notfallpläne sind das Worst-Case-Szenario.»

Bundesrat hat Plan B bei der Börsenäquivalenz

Denn einen Notfall-Plan hätte die Schweiz tatsächlich: Vorsorglicherweise hat der Bundesrat bereits letztes Jahr einen solchen Plan B beschlossen. Sollte die EU die Börsenäquivalenz nicht verlängern, also die Schweizer Börse nicht anerkennen, dürften EU-Börsen keine Schweizer Aktien mehr handeln. Kurzfristig könnte dies der Schweizer Börse sogar zu einem Höhenflug verhelfen – langfristig allerdings nicht.

So fordert auch der Kaufmännische Verband, dass der Bundesrat den Unterzeichnungsprozess unbedingt weiterführen müsse – was immer das genau heisst. SP-Nationalrat Eric Nussbaumer dagegen mockiert sich über den Bundesrat: Dieser brauche wohl Übersetzungshilfe. Mit «Verstehen Sie bitte, wir sind die Schweiz» werde man nämlich nicht erfolgreich sein.

Auch Economiesuisse hebt Mahnfinger

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse schlägt zwar moderate Töne an, doch nicht ohne auf den Ernst der Lage hinzuweisen. «Economiesuisse bedauert die sich abzeichnende Entwicklung sehr, da nun das Risiko einer Eskalation politisch motivierter Massnahmen besteht.» Jetzt gelte es, die Wirtschaftsbeziehungen zu stabilisieren. Denn: «Das sich abzeichnende Auslaufen der Börsenäquivalenz ist eine rein politische Massnahme der EU-Kommission und sollte verhindert werden.»

Für beide Seiten stehe sowohl wirtschaftlich wie politisch zu viel auf dem Spiel. Für Economiesuisse sind die Signale aus Brüssel deutlich: Die Ratifizierung des Rahmenabkommens sei nun erschwert worden.

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