Botschaftsmitarbeiterin in Moskau zockte Schweizer Bürger ab

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Russland,

Eine Mitarbeiterin der Schweizer Botschaft in Moskau hat über Jahre Geld veruntreut. Nur wegen eines Lapsus flog sie überhaupt auf.

Schweizer Botschaft Moskau
Die Schweizer Botschaft in Moskaumit dem Altbau, links, und dem Neubau, rechts, aufgenommen am 2. Juli 2019. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine langjährige Mitarbeiterin der Schweizer Botschaft in Moskau hat Gelder veruntreut.
  • Sie flog nur auf, weil ihr ein Fehler unterlief.
  • Darauf beschuldigte sie den Botschafter, mit Geheimdienst und Mafia verstrickt zu sein.

Das dreiste Vorgehen von Natalia P., Assistentin des Generalkonsuls an der Schweizer Botschaft in Moskau, ist das eine. Dass das Aussendepartement davon jahrelang nichts bemerkte, ist genau so bemerkenswert. Die Reaktion der aufgeflogenen Betrügerin ist noch das i-Tüpfelchen auf der ganzen Geschichte.

Erfundene Rechnungen und eingesackte Gebühren

Natalia P. hat gemäss einem Bericht von «Radio SRF» seit 17 Jahren in der Schweizer Botschaft Moskau gearbeitet. Heiratswillige Schweizer Bürger, die eine Russin heiraten wollen, müssen dort ziemlich viel Papierkram erledigen.

Das gilt natürlich auch im geschlechtsbezogen umgekehrten Fall. Natalia P. wurde kreativ: Sie erfand Rechnungen, aber auch die regulären Gebühren steckte sie in den eigenen Sack.

Dabei unterlief ihr ein Fehler: Einem Paar fiel eine Rechnung auf, für die es keine Quittung hatte. Weil der Mann reklamierte, untersuchte die Botschaft zusammen mit dem Aussendepartement den Fall. Nur so wurde entdeckt, dass Natalia P. in grösserem Stil Gelder veruntreute.

80'000 Franken für angebliche Krebs-Erkrankung

Noch grössere Beträge heimste die Betrügerin aber ein, weil sie auch noch mit gefälschten Arztrechnungen operierte. Als Botschaftsangestellte war sie über ihren Arbeitgeber versichert. Diesem gab sie an, krebskrank zu sein. Die Rechnungen wurden ihr zurückerstattet.

Über 80'000 Franken ertrog die Konsular-Assistentin so. Auch dieser Masche kam das EDA erst wegen der Untersuchung im Zusammenhang mit der fehlenden Gebühren-Quittung auf die Spur.

Sexuelle Belästigung, Geheimdienst und Mafia

Anders sieht den Sachverhalt allerdings die Beschuldigte selbst. Gegenüber «Radio SRF» stritt sie die Vorwürfe ab und sprach stattdessen von einer Verschwörung. Man habe sie gemobbt, der Botschafter habe sie gar sexuell belästigt. Dieser stecke mit dem russischen Geheimdienst und der Mafia unter einer Decke.

Weniger gesprächig ist man dagegen beim EDA. Die Vorwürfe wies man zurück und spricht dem Botschafts-Team das volle Vertrauen aus. Warum das Controlling in der Botschaft nicht funktionierte, liess man dagegen offen.

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