Albert Rösti setzt sich gegen die Biodiversitätsinitiative ein. Jetzt wird ausgerechnet die Alp seines Bruders wegen Bedrohung der Artenvielfalt kritisiert.
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Hans Rösti ist der Bruder von Bundesrat Albert Rösti. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Albert Rösti glaubt, es gäbe genug Bemühungen zur Biodiversität in der Schweiz.
  • Sein Bruder Hans güllt seine geschützte Alp – der Landschaftsschutz ist sauer.
  • Landwirte hingegen bejahen massvolles Güllen an den richtigen Orten.
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Bundesrat Albert Rösti (SVP) unterstreicht, dass die Schweiz bereits ausreichend Massnahmen zum Schutz der Biodiversität ergriffen hat.

Wirft man einen Blick auf den Bergbetrieb seines Bruders Hans Rösti, dann kommen nun Fragen auf. Gerade, weil die Schweiz kurz vor der Biodiversiätsinitiative steht. Dort empfiehlt Rösti wie der gesamte Bundesrat, ein Nein einzulegen.

Denn: Hans Rösti güllt noch Teile seiner Alp, wie die «NZZ» schreibt. Er ist Präsident der Alpgenossenschaft Ueschinen im Berner Oberland und betont stolz: «Wir betreiben naturnahe und nachhaltige Alpwirtschaft».

Landschaftsschützer sehen das aber anders.

Trockenwiesen und -weiden sind nährstoffarme Flächen mit hoher Biodiversität. Auf dem Land von Hans Rösti wurden solche Weiden von regionaler und sogar nationaler Bedeutung identifiziert.

Hans Rösti hat mit dem Kanton Schutzvereinbarungen abgeschlossen, welche Pestizide, Dünger und Gülle verbieten. Es gibt aber etwa zwei Hektar seines Landes, wo diese Vereinbarungen nicht gelten.

Gülle als Bedrohung für die Artenvielfalt

Der Bruder von Albert Rösti argumentiert, dass es zu viel Aufwand wäre, die Gülle anderswo auszutragen. Doch Experten warnen vor den Folgen dieser Praxis für die Artenvielfalt.

«Das schockiert mich», sagt Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. «Das ist die irreversible Zerstörung von Biodiversität

Albert Rösti
Albert Rösti und Aline Trede posieren noch 2020 gemeinsam auf der Alp. In Sachen Biodiversität vertreten sie 2024 ganz andere Meinungen.
Albert Rösti
Studien zufolge soll Güllen die Artenvielfalt der Alpen schaden. Landwirte halten jedoch an massvollen Güllen fest.
Albert Rösti
Nun wird Albert Rösti kritisiert, da sich sein Bruder nicht um die Erhaltung der Biodiversität auf der Alp zu kümmern scheint.

Studien zeigen, dass eine einzige Düngung jahrzehntelang Spuren hinterlassen kann. Rodewald kritisiert auch Bundesrat Rösti: «Er beschwört eine Biodiversitätsidylle, die es so nicht gibt.»

Hans Rösti verstösst nicht gegen das Gesetz. Aber sein Güllen steht im Widerspruch zu den Zielen des Bundesrats.

Seit 1900 hat die Schweiz 95 Prozent ihrer Trockenwiesen und -weiden verloren. Deshalb wurden diese Flächen 2010 in ein Inventar aufgenommen und sollen «ungeschmälert» erhalten bleiben.

Albert Rösti in Kritik

Bauernpräsident Markus Ritter sieht die Biodiversität durch die verminderte Alpenwirtschaft in Gefahr. Kleine Mengen Dünger in richtiger Verteilung würden die Artenvielfalt hingegen sogar verbessern. «Güllen mit Augenmass schadet nicht», sagt Ritter zur «NZZ».

Ist dir Biodiversität ein wichtiges Anliegen?

Aline Trede (Grüne) sieht ein Vollzugsproblem beim Naturschutz: «Die Geschichte ist ein weiteres Beispiel dafür, dass angeblich geschützte Flächen gar nicht wirklich geschützt sind.»

Sie kritisiert auch Bundesrat Rösti dafür, dass er behauptet habe, die Schweiz tue bereits genug zum Schutz der Biodiversität.

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