Bund meldet: Fast 8000 ukrainische Geflüchtete in der Schweiz
Fast 8000 ukrainische Geflüchtete sind schon in der Schweiz. Die Kantone informierten gemeinsam mit dem Bund über die aktuelle Lage und die Herausforderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus der Ukraine sind schon über drei Millionen Menschen geflüchtet.
- Fast 8000 haben ihren Weg in die Schweiz gemacht und sich bei den Behörden registriert.
- Das SEM erhöht die Kapazitäten, gerät aber zunehmend personell ans Limit.
Schon fast 8000 aus der Ukraine geflüchtete Personen haben sich bei den schweizerischen Behörden gemeldet. Das meldeten Bund und Kantone heute an einer Medienorientierung in Bern. Die allermeisten sind Frauen und Kinder. Täglich verliessen immer noch etwa 100'000 Personen die Ukraine.
Der Bund könne nicht abschätzen, wie viele Flüchtlinge noch in die Schweiz kommen könnten. Die Diaspora sei eine der kleinsten Europas, und der Ruf der Schweiz könne auch eine Rolle spielen. Sollte der Krieg andauern, könnte sich der Flüchtlingsanteil in der Schweiz aufgrund der Belastung von Grenzstaaten – Polen, Tschechien, etc. – erhöhen.
Bund & Kantone haben viel Arbeit
Die Aufgaben des Asylsystems teilen sich Bund und Kantone auf. Ersterer muss die Asylanfragen prüfen: Aktuell habe das Staatssekretariat für Migration SEM Kapazität für etwa 1000 Gesuche für den Schutzstatus S täglich. «Es kommen immer noch zu viele Leute», so David Keller, Leiter des Krisenstabs Asyl beim SEM.
«Wir versuchen, eine Staffelung zu machen», so Keller weiter. Mit einem Formular könne das Gesuch für den Status S eingereicht werden. Über 1000 Personen hätten von diesem Formular schon Gebrauch gemacht. So könne der Fluss von Personen reguliert und Schlangenbildung verhindert werden.
Mit dem Formular könnten auch gesundheitliche Dienstleistungen für Flüchtlinge vom SEM übernommen werden. Es stünden aber noch weitere Herausforderungen vor den Mitarbeitern des SEM: «Ich weiss nicht, wie gut wir die meistern werden», gab Keller zu. Aber im Moment erhalte jede Person, die sich melde, ein Dach über dem Kopf.
9000 Betten nicht genug
Die Kantone sind unter anderem für die Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten zuständig. Das ist auch die grösste Herausforderung der aktuellen Situation. Inzwischen hätten Bund und Kantone die Bettenkapazität auf 9000 aufgestockt. Das werde jedoch nicht genügen, sagte der Vertreter des SEM.
Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der kantonalen Sozialdirektionen, sagte, die Kantone hätten kreative Lösungen gefunden: Turnhallen, Hotels oder Mietwohnungen. Damit seien etwa 1000 zusätzliche Plätze geschaffen worden.
Viele Private haben ihr Daheim oder ihre Ferienwohnungen und -häuser als Unterkunft angeboten. Hier müssen die Behörden gemeinsam mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe schauen, ob diese passend sind. Deswegen würden Personen, die auch privat untergebracht werden könnten, zuerst behördlichen Unterkünften zugeteilt.
Mit dem Schutzstatus S können die Geflüchteten in der Schweiz arbeiten und im Schengen-Raum reisen. Gestern traf sich Justizministerin Karin Keller-Sutter mit Vertretern des Gewerbes, der Arbeitgeber und Arbeitnehmenden. Viele Fragen seien noch offen, doch bei zentralen Fragen herrsche Einigkeit.
Westeuropa erwartet eine der grössten Flüchtlingswellen der letzten paar Jahren. Schätzungen zufolge sind in den letzten drei Kriegswochen drei Millionen Personen aus der Ukraine geflüchtet, täglich werden es mehr. «Wir sprechen von einer völlig neuen Dimension», sagte Christoph Curchod, Leiter der Migrationsanalysen im SEM.