Bund nennt Zahlen: Schweizer kaufen 25 Prozent mehr Schusswaffen
Der Besitz von privaten Schusswaffen in der Schweiz nimmt massiv zu. Das sei beunruhigend, sagt eine grüne Nationalrätin – zumal der Grund unbekannt sei.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund hat erstmals den Aufwärts-Trend zum privaten Schusswaffenbesitz bestätigt.
- Laut einer Umfrage bei 19 Kantonen seien die Kaufbewilligungen um 25 Prozent angestiegen.
- Für Marionna Schlatter (Grüne) ist das bedenklich, insbesondere wegen der Radikalisierung.
Vor ein paar Wochen berichteten Medien über einen Nachfrageboom bei Waffenscheinen. Nau.ch berichtete von einer praktisch zeitgleichen Zunahme in allen Kantonen. Nun hat Justiz- und Polizeiministerin Karin Keller-Sutter in einer Antwort auf eine Frage von Marionna Schlatter (Grüne/ZH) bestätigt: Verglichen mit letztem Jahr haben die Kantone 25 Prozent mehr Waffenerwerbsscheine ausgestellt.
In absoluten Zahlen sind es 11'119 Bewilligungen, die im ersten Quartal 2022 ausgestellt wurden. 2021 waren es noch 8615. Die Zahlen stammen jedoch aus lediglich 19 Kantonen; gut möglich also, dass es noch mehr sind.
Karin Keller-Sutter kann nicht sagen, ob dies ein langfristiger Trend sei, hält sie in ihrer schriftlichen Antwort fest. Dies lasse sich «vor dem Hintergrund ausserordentlicher Ereignisse wie der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg» nicht beurteilen. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) werde ein Auge auf die Entwicklung behalten, heisst es weiter.
Das Schweizer Waffenrecht sei genügend wirksam, auch aufgrund der Übernahme der EU-Waffenrichtlinie, so Keller-Sutter. Der Bund sehe darum aktuell keinen Handlungsbedarf.
Forderung eines nationalen Waffenregisters zurück
Auf Nachfrage von Nau.ch nimmt Marionna Schlatter Stellung zu den Antworten der Bundesrätin. Sie finde den Trend beunruhigend: «Und das gleichzeitig im Kontext der Corona-Pandemie, wo die Radikalisierung und die Gewaltbereitschaft zugenommen haben.»
Grundsätzlich sei sie für ein restriktives Waffenrecht. «Mehr Waffen machen die Schweiz nicht sicherer, das sehen wir ja gerade am Beispiel der USA», so Schlatter. Dass die Bundespolizei Fedpol zuerst einmal bei den Kantone nachfragen musste, um sich ein Bild zu machen, sei auch beunruhigend.
Schlatter sieht im Gegensatz zum Bund sehr wohl Handlungsbedarf: «Aus meiner Sicht müsste der Bund der Frage nachgehen, wieso der Besitz so krass zunimmt.» Sollte es «mit irgendeiner Regelung von Sportschützen-Vereinen» zusammenhängen, wäre die Sache geklärt. «Aber so erschreckt es mich schon, dass wir gar nicht wissen, was der Grund ist.»
Zuerst solle der Bund also das «Warum» abklären und aus den Rückschlüssen könnten Massnahmen ergriffen werden. Schlatter will auch eine alte Forderung zurück aufs politische Tapet bringen: Ein zentrales nationales Waffenregister.