Es sind nicht die spektakulären Unfälle mit ganzen Zugskompositionen, die in der Statistik zu Buche schlagen. Der eben veröffentlichte Sicherheitsbericht 2017 zeigt, wo es die meisten Schwerverletzten und Getöteten im öffentlichen Verkehr gibt.
Spektakulär, aber statistisch gesehen eine Ausnahmeerscheinung: Am 22. März 2017 sprang beim Bahnhof Luzern ein Eurocity aus den Weichen.
Spektakulär, aber statistisch gesehen eine Ausnahmeerscheinung: Am 22. März 2017 sprang beim Bahnhof Luzern ein Eurocity aus den Weichen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast die Hälfte der schweren Unfälle im öffentlichen Verkehr geschieht wegen Leichtsinn und Unaufmerksamkeit.
  • Das zeigt der Sicherheitsbericht 2017.
  • Das Bundesamt für Verkehr lanciert zusammen mit SBB und bfu darum eine Kampagne, die auf diese Ursachen fokussiert.
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Der «Bericht über die Sicherheit im öffentlichen Verkehr 2017» beginnt positiv: «Ein vergleichsweise ereignisarmes Jahr.» Mit 167 schweren Unfällen lag nur gerade 2016 noch tiefer in den letzten Jahrzehnten. Auch im europäischen Vergleich steht die Schweiz gut da.

Fast die Hälfte der schweren Unfälle geschehen wegen Unaufmerksamkeit oder Leichtsinn, vor allem im Bereich der Geleise.
Fast die Hälfte der schweren Unfälle geschehen wegen Unaufmerksamkeit oder Leichtsinn, vor allem im Bereich der Geleise. - Nau / Quelle: BAV

Sicherer ÖV, leichtsinnige ÖV-Kunden

Punkto Sicherheit steht der öffentliche Verkehr gut da: Beim Sterberisikovergleich mit Auto, Velo und Töff schneidet die Eisenbahn hundertmal besser ab (s. Bildstrecke). Trotzdem hat der Bund jetzt eine Kampagne lanciert, denn: Fast die Hälfte der ÖV-Unfälle sind wegen Leichtsinn (39) und Unaufmerksamkeit (38) von Reisenden passiert.

Dazu kommt: Unter den 30 Toten bei Unfällen im ÖV sind keine Passagiere. Betroffen waren Personal, Drittpersonen und zu zwei Dritteln Unbefugte. Der Schein trügt also: Nicht aus den Schienen kippende Wagons sind die grösste Gefahr für den Menschen, sondern der Mensch selbst.

Verkehrsmittel im Vergleich: Statistisch betrachtet ist die Eisenbahn pro gefahrene Kilometer weitaus am sichersten.
Verkehrsmittel im Vergleich: Statistisch betrachtet ist die Eisenbahn pro gefahrene Kilometer weitaus am sichersten.
Insgesamt gehen die Unfallzahlen seit 1991 klar zurück, obwohl bald doppelt so viele Kilometer zurückgelegt werden.
Insgesamt gehen die Unfallzahlen seit 1991 klar zurück, obwohl bald doppelt so viele Kilometer zurückgelegt werden.
Tödliche Unfälle passieren vor allem im Umfeld der Eisenbahn. Und die Zahlen ändern sich über die Jahre kaum.
Tödliche Unfälle passieren vor allem im Umfeld der Eisenbahn. Und die Zahlen ändern sich über die Jahre kaum.
Die aufgeschlüsselten Zahlen zeigen: Schwere Personenschäden gibt es kaum bei spektakulären Entgleisungen etc. Dafür auf Bahnübergängen, oder beim Ein- und Aussteigen.
Die aufgeschlüsselten Zahlen zeigen: Schwere Personenschäden gibt es kaum bei spektakulären Entgleisungen etc. Dafür auf Bahnübergängen, oder beim Ein- und Aussteigen.

Sicherheitshinweise ernst nehmen

Einen Fokus legt das Bundesamt für Verkehr (BAV) deshalb auf «unangebrachtes Verhalten im Bereich der Gleise». Hier steht die Schweiz nämlich vergleichsweise schlecht da. Das Beachten der weissen Sicherheitslinie auf den Perrons sowie das unberechtigte Überqueren der Gleise wird darum in der neuen Kampagne thematisiert.

Ein Augenmerk richtet das BAV aber auch auf die Arbeitssicherheit. Im gut ausgebauten und dichten Schweizer ÖV-Netz gibt es naturgemäss viele Baustellen. Dort passieren aber jedes Jahr viele, auch tödliche Unfälle. Im 2017 starben drei Mitarbeiter und 12 wurden schwer verletzt.

Eines der Kampagnen-Videos: Nach wie vor passieren viele Unfälle, wegen unberechtigtem Überschreiten der Gleise. - BAV
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