Bundesbudget 2018 musste von Hand mit Excel nachgerechnet werden

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Finanzkontrolle kritisiert, dass die Steuerverwaltung den Jahresabschluss auf von Hand erstellen Excel-Listen berechnet hat.

Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV
Die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) in Bern. - Google Maps

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Finanzkontrolle (EFK) hat die Bundesrechnung 2018 überprüft.
  • Weil das System Daten nicht bereitstellen kann, wurde von Hand nachgerechnet.
  • Das sei zu fehleranfällig bei Einnahmen von über 50 Milliarden Franken, kritisiert die EFK

Die gute Nachricht: Der Jahresabschluss der Bundesrechnung stimmt. So ungefähr. Aber nur ungefähr, denn die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) hat für die Endabrechnung zahlreiche Excel-Listen von Hand erstellen müssen. Das hätte auch schief gehen können, bemängelt die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK).

Buchhaltung wie in einem KMU

Für den Jahresabschluss mit Excel-Tabellen zu arbeiten, ist nicht grundsätzlich falsch. Aber nur bei sehr kleinen Verhältnissen angebracht, betont Martin Köhli, Revisionsleiter Finanzaufsichtsprüfung bei der EFK. Der Bundeshaushalt ist kein Kiosk. «Der Jahresabschluss der ESTV verfügt mit 54,6 Milliarden Franken Einnahmen für das Rechnungsjahr 2018 über ein hohes Volumen und hohe Komplexität.»

Ueli Maurer Adrian Hug
Finanzminister Ueli Maurer, links, diskutiert mit Adrian Hug, dem Direktor der Eidgenössischen Steuerverwaltung ESTV, kurz vor einer Medienkonferenz im Januar 2018. - Keystone

Hinzu kommt, dass die Rechnungsprüfer bei manuell geänderten Listen kaum das tun können, was sie eigentlich sollten: Prüfen. Bei Stichproben fand die EFK prompt Ungereimtheiten. Flugs erarbeitete die EFK selbst ein Tool, um die Zahlen darzustellen, und siehe da: «Dieses führte zu anderen Werten.» Glücklicherweise «nur» 270 Millionen, ergebnisneutral falsch verbucht, weshalb die EFK auf eine Korrektur verzichtet.

So machen das die Profis

Trotzdem: Peinlich ist das für die Steuerverwaltung gleich doppelt. Die Finanzkontrolle hat nicht nur eine falschverbuchte Viertelmilliarde gefunden. Sondern den eidgenössischen Buchhaltern auch noch gleich vordemonstriert, wie man es besser macht.

Zwar basiert das Tool, dass die EFK mal eben schnell aus dem Ärmel geschüttelt hat, ebenfalls auf Excel. «Es ist aber im Vergleich zur ESTV-Vorgehensweise eine verbesserte Möglichkeit zur Darstellung der Steuerpositionen in der Bilanz», erklärt Köhli. Oder anders gesagt: Muss man in diesem Laden (kein Kiosk) denn eigentlich alles selbst machen?

Wirtschaftsprüfer
Ein Wirtschaftsprüfung in einer Firma in Zürich. - Keystone

Steuer-Software «Fiscal IT»: wenigstens läuft sie

Die Episode wirft aber auch ein schlechtes Licht auf die Buchhaltungs-Software. Einmal mehr, denn das neu eingeführte «Fiscal IT» sorgte schon letztes Jahr für Klagen über Mängel, Fehler und Budget-Überschreitung.

Das eigentlich geplante Vorgängerprojekt «Insieme» musste nach Kosten von 120 Millionen Franken abgebrochen werden. Jetzt ist man schon froh, wenn «Fiscal IT» wenigstens läuft. Auch wenn es die Daten für den Jahresabschluss nicht selbst ausspucken kann. «Weitere Automatisierungen werden angestrebt», stellt Martin Köhli lapidar fest – irgendwann wird hoffentlich «Fiscal IT» seinem Namen gerecht.

Auch sonst spricht aus den Worten der EFK fast eher Mitleid als Kritik gegenüber der Steuerverwaltung. Ressourcenmässig, handgestrickte Excel-Listen lassen grüssen, komme man rund um den Jahresabschluss an den Anschlag. Das sei zwar vielerorts so, aber die ESTV laut Köhli «auf einem kritischen Pfad. Ein Ausfall kann die rechtzeitige Erstellung der Bundesrechnung als Ganzes gefährden.»

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