Bundesrat Alain Berset präsentiert neue Teststrategie
Mit einer Testoffensive will der Bundesrat die nächsten Öffnungsschritte begleiten. Gesundheitsminister Alain Berset präsentiert die Entscheide.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrat Alain Berset präsentiert die neue Teststrategie des Bundes.
- Alle Tests sollen gratis sein, inklusive Selbsttests.
- Unternehmen und Schulen werden spezifisch miteinbezogen.
Der Bund will künftig alle Kosten sämtlicher Tests auf Coronavirus übernehmen. Denn die Lockerung von Pandemie-Massnahmen soll durch eine massive Ausweitung beim Testen begleitet werden. Einbezogen werden auch Unternehmen. In zehn Tagen soll diese neue Regelung gelten, vorab werden noch die Kantone konsultiert.
Jetzt geht’s los
Die Testkapazitäten seien verfügbar und Selbsttests könnten bald genutzt werden, schreibt der Bundesrat in seiner Mitteilung. Damit soll den ansteckenderen Virusvarianten begegnet werden. Prävention und Früherkennung von lokalen Ausbrüchen seien dabei zentral.
Ebenso zählt der Bundesrat auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung. Deshalb soll der Zugang zu den Selbsttests erleichtert werden. Von diesen ist zwar noch keiner offiziell zugelassen. Sobald dies der Fall ist, soll jede Person fünf Tests pro Monat gratis beziehen können.
Tests in Unternehmen und Schulen
In Unternehmen und Schulen soll «die mobile Bevölkerung» wiederholt mit Speichel-Proben getestet werden. Diese werden in gepoolten Auswertungen analysiert, um Aufwand und Kosten zu sparen. Die Teilnahme sei freiwillig, hingegen können Kantone den Unternehmen erlauben, auf die Quarantänepflicht zu verzichten.
Schutzkonzepte müssen aber trotz allem aufrecht erhalten werden. Wer positiv getestet wird, muss isch sofort in Isolation begeben und einen PCR-Test machen. Die Kosten schätzt der Bund auf eine Milliarde Franken. Auf Grundlage des Covid-19-Gesetztes könne der Bund dies so entscheiden.
Privilegien offen, Risiken auch
Ob die negativen Tests auch zu gewissen Privilegien berechtigen, hat der Bundesrat noch offen gelassen. Vorstellbar sei, dass damit die Teilnahme an Veranstaltungen oder der Zugang zu gewissen Bereichen möglich sei. Der Bundesrat warnt gleichzeitig, dass mit der Ausweitung der Teststrategie auch ein gewisses Risiko verbunden sei.
Jedes Testresultat sei nur eine Momentaufnahme. Auch seien die Selbsttests deutlich weniger verlässlich als die PCR-Tests. Der Bundesrat sieht eine Gefahr, dass ein negativer Test zu falscher Sicherheit und unvernünftigem Verhalten führe.
Das Protokoll der Medienkonferenz mit Alain Berset
15:30 Die leidige Lostik: Wie sollen sämtliche Einwohner der Schweiz zu fünf Tests pro Monat kommen? Diese werden in Apotheken abgegeben, lautet die Antwort.
Bundesrat Alain Berset greift den Faden auf und stellt gleich selbst eine Frage in den Raum. Können Schlaumeier jeden Tag in einer anderen Apotheke fünf Tests gratis beziehen? «Die Antwort ist Nein: Wir haben eine Zusammenarbeit mit den Krankenversicherungen. Wenn man sieht, dass jemand bereits fünf Tests bezogen hat, werden die weiteren separat abgerechnet.»
15:20 Besteht nicht die Gefahr, dass der Selbsttest als Alternative zur Impfung betrachtet wird? Das glaubt Alain Berset nicht. Die Impfung schütze nicht nur gegen die Erkrankung mit Coronavirus. Sondern auch gegen allfällige schwere, langfriste Folgen von Covid-19.
Er denke nicht, dass die Teststrategie die Teilnahme an der Impfkampagne beeinträchtige. «Das ist sowohl-als-auch, nicht entweder-oder.»
15:15 Wie sieht es denn jetzt mit den Lieferungen der Impf-Dosen aus? Es ist nach wie vor kompliziert. Alain Berset wehrt sich aber dagegen, dass diesbezüglich der Bund an Verzögerungen schuld sei.
Dass es Lieferschwierigkeiten gebe, sei in solchen Szenarien normal. Alain Berset erinnert daran, dass der Bund bereits im Dezember die Produkte von Moderna und Pfizer bestellt hatte. Damals waren diese noch gar nicht zugelassen.
Zahnbürste für die Nase
15:05 Die wohl simpelste Frage führt zu einem Hin und Her zwischen Journalisten, Bundesrat Alain Berset und Fachreferentin. Wie soll man sich so einen Selbsttest eigentlich vorstellen? «Nasal-Abstrich» scheint nicht ganz eine befriedigende Antwort zu sein. Jedenfalls sei der Selbsttest ähnlich wie die Probenahme für einen Schnelltest.
Berset übersetzt dies für medizinische Laien so: «Beim Abstrich, das geht doch eher weit in die Nase rauf. Der neue, das ist mehr so eine kleine Zahnbürste, die nicht sehr hoch geht.» Und nach Bestätigung durch die Fachreferentin: «Eine Nasenbürste. Ich habe nicht den Experten-Wortschatz dazu.»
Privilegien für Getestete werden zum Thema
15:03 Was sind die Erwägungen bei den Privilegien für negativ Getestete? Man plane in Etappen, führt Berset aus. Diese Frage werde natürlich kommen, aber zunächst gehe es um die Ausweitung der Teststrategie.
Später müsse man dann überlegen, was für Tests und Testresultate welche Aussage oder welche Konsequenz haben sollten. «Diese Fragen kommen, inklusive die Fragen bezüglich Impf-Zertifikat», so Berset.
14:55 Die Frage nach der Geschwindigkeit beim Öffnen, so wie dies diverse Kreise verlangen. Das sei ein grosses Risiko, betont Berset.
Die nächsten Öffnungsschritte dürfe man auf keinen Fall zu früh machen. «Was wir nicht riskieren wollen ist eine Situation, wo es so instabil wird, dass wir einen Jojo-Effekt haben.»
14:49 Die Fragerunde beginnt, als erstes wird aufgeworfen, dass das BAG nicht gerade begeistert ist von den Selbsttests. Diese seien nur einer der Elemente der gesamten Strategie, betont Berset. Dass es keine Pflicht gebe, sich im Falle eines positiven Tests zu melden, sei aber ein wichtiger Punkt.
14:45 Die Kosten von einer Milliarde Franken seien eine sehr grobe Schätzung, denn die Prognose sei schwierig. Das sei sehr viel Geld und nur einer der Punkte in der Gesamtstrategie des Bundes.
Selbsttest kein Freipass
14:35 Im Detail stellt Berset dann den Entscheid und die Überlegungen dahinter vor. Es sei ein sehr wichtiger Schritt hin zu einem normalen Leben. «Es ist gleichzeitig kein Freipass zum Leichtsinn», warnt er.
14:30 Bundesrat Alain Berset geht zu Beginn auf die heute Mittag durchgeführte Schweigeminute für die Opfer des Coronavirus ein. Er dankt auch einmal mehr den Angestellten im Gesundheitswesen.