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Bundesrat Guy Parmelin verwirrt mit angeblichem Gas-Röstigraben

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Bern,

Bei einem regionalen Gasmangel könnten die Romandie und die Deutschschweiz einander nicht aushelfen, sagte Bundesrat Guy Parmelin – was aber nicht stimmt.

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Wirtschaftsminister Guy Parmelin auf die Frage, ob bei einer Gas-Mangellage die Romandie der Ostschweiz aushelfen könnte. - YouTube / Der Schweizerische Bundesrat

Das Wichtigste in Kürze

  • Guy Parmelin erklärte an der Medienkonferenz die Probleme bei einer Gasmangellage.
  • Die Romandie und die Ostschweiz könnten einander kein Gas liefern.
  • Der Gasverband und auch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung widersprechen.

Am Mittwoch hat der Bundesrat die «Winter-Energiespar-Initiative (WESPI)» vorgestellt, mit der eine Strom- und Gasmangellage verhindert werden soll. Für den Fall, dass diese doch eintreten würde, hat Wirtschaftsminister Guy Parmelin bereits Verordnungsentwürfe in die Konsultation geschickt. Diese würden die Einschränkungen und Kontingentierung festlegen, falls im Winter tatsächlich zu wenig Gas die Schweiz erreichen sollte.

Guy Parmelin
Bundesrat Guy Parmelin (2.v.r.) spricht neben Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im SECO, links, und Bastian Schwark, Leiter Fachbereich Energie der Wirtschaftlichen Landesversorgung (2.v.l.) sowie Bundesratssprecher André Simonazzi. - Keystone

Guy Parmelin stellte die Pläne an der Seite der leitenden Beamten vor. Dabei liess eine Aussage des Bundesrats aufhorchen: Es sei möglich, dass nicht alle Regionen der Schweiz gleich stark von einer Mangellage betroffen wären. Die Romandie könnte also genügend Gas erhalten und ohne Einschränkungen leben können, während die Deutschschweiz bereits kontingentieren müsste.

Erdgas-Tafel Gasleitung Zürcher Oberland
Eine Erdgas-Tafel im Zürcher Oberland zeigt an, dass hier im Untergrund eine Hochdruck-Leitung verläuft. - Erdgas/Alessandro Della Bella

Ein solidarischer Ausgleich, um den benachteiligten Regionen auszuhelfen, sei schlicht nicht möglich: «Das sind physische Aspekte. Es ist die physische Übertragung, die schlichtweg nicht möglich ist. Und umgekehrt.» Die Situation sei eine andere als beim Strom, so Parmelin: «Es ist der Transport des Gases, physisch durch die Rohre, der nicht möglich ist», betont der Wirtschaftsminister.

Gas-Verband rätselt: «Netz ist durchgehend verbunden»

Eine Aussage, die sogar Thomas Hegglin, Mediensprecher des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie VSG, ratlos macht. «Ich weiss nicht, was Herr Parmelin damit genau gemeint haben könnte. Das Gasnetz der Schweiz ist praktisch durchgehend miteinander verbunden.»

Gasmangel
Hauptnetz der Schweizer Gasversorgung. - Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG

Die Ausnahme bilde das Tessin, das am norditalienischen Gasnetz hänge, erklärt Hegglin. Um den Südkanton mit der restlichen Schweiz zu erschliessen, hätte man sonst eine Pipeline durch die Alpen bauen müssen.

Bereitet Ihnen die Gasversorgung im Hinblick auf kommenden Winter Sorgen?

Schliesslich liefert das von Parmelin geführte Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL auf Anfrage einen Erklärungsversuch: «In einer Gas-Mangellage ist es an der Einschätzung des BWL, wie das noch verfügbare Gas bestmöglich eingesetzt wird und ob es überhaupt zu einem Transfer kommen muss und soll. In diesem Sinn ist auch die Antwort von Bundesrat Guy Parmelin zu verstehen.»

Transitgas Pipeline Leitung Gas
Sicht in einen Stollen mit einer Transitgas-Pipeline und einem Unterhaltswagen, am Dienstag, 7. September 2021, in Urweid bei Innertkirchen BE. - Keystone

Doch auch Mediensprecher Thomas Grünwald räumt ein: «Technisch gesehen ist es möglich, gewisse Gasmengen von einem Landesteil zu einem anderen zu transferieren.» Ein klein wenig scheint Bundesrat Parmelin zwar recht zu haben. Denn, so Verbands-Sprecher Hegglin: «Das Gas kann nicht aus der Westschweiz direkt in die Ostschweiz geleitet werden. Aber ein Austausch von Gas ist via die Transitgasleitung möglich.»

Die riesige Leitung quer durch die Alpen, die primär Gas von Deutschland nach Italien und umgekehrt leitet. Ganz so simpel wäre dies nicht, aber es ist – physisch – möglich. Das war ja die entscheidende Frage: Gibt es einen Gas-Röstigraben, oder nicht? Es gibt keinen, aber es ist etwas unwegsames Gelände.

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