Bürgerliche fordern Antikörper-Test für Zertifikat
Brauchen Genesene keine, eine oder zwei Impfungen? Egal, sagen bürgerliche Gesundheitspolitiker: Relevant sei schliesslich der Antikörper-Level.
Das Wichtigste in Kürze
- Wie lange sind Genesene und Geimpfte geschützt und wie viele Impfungen brauchen Genesene?
- Bürgerliche Gesundheitspolitiker fordern eine Gleichbehandlung beim Zertifikat.
- Deshalb soll künftig auf Antikörper-Tests abgestützt werden.
Man könnte meinen, in den Feriendestinationen sei der Kantönligeist ausgebrochen: In Sachen Zertifikat gelten je nach Land andere Regeln. In der Schweiz sind Genesene für sechs Monate zertifikatswürdig, Geimpfte neu für doppelt so lange. In anderen Ländern gilt dies aber oft nur für doppelt Geimpfte – auch wenn sie genesen sind.
Das BAG kann dagegen nicht einmal unterscheiden, wie viele Personen doppelt geimpft oder genesen und nur einmal geimpft sind. Sollten Genesene sich der Einfachheit halber ebenfalls doppelt impfen lassen? Das wäre der falsche Ansatz, finden bürgerliche Gesundheitspolitiker. Sie fordern unisono die Gleichbehandlung von Genesenen und Geimpften.
12 Monate Zertifikat für Genesene
FDP-Nationalrat Marcel Dobler bricht eine Lanze für die Genesenen. «Aus meiner Sicht, und Immunologen bestätigen das, sind sechs Monate eigentlich zu wenig. Ich fordere, dass man das bis auf zwölf Monate anhebt.» Mit Vorbehalt – «ausschlaggebend ist die wissenschaftliche Evidenz» – unterstützt dies auch die oberste Gesundheitspolitikerin im Land, Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel.
Ausschlaggebend sei, wie gut der Schutz gegen Ansteckung und schwere Verläufe sei. «Gleichstellung von Genesenen zu Geimpften: Das ist umzusetzen im Zertifikat. Wenn der Schutz gleichwertig ist, dann muss das auch gleichbehandelt werden.»
Antikörper-Test soll ausschlaggebend sein
Entsprechend müsse man mittelfristig wegkommen von starren Gültigkeitsdauern und Genesenen-Bestätigungen, findet Marcel Dobler. Ausschlaggebend sei ja eigentlich nicht eine Impfquote, so wie der Bundesrat dies anstrebe, sondern der Anteil an immunen Personen. Also einerseits die Geimpften, plus die Hunderttausenden von Genesenen, die zur Herdenimmunität beitragen. Letztere könnten weit zahlreicher sein als die offiziell ausgewiesenen, so Dobler mit Verweis auf Zahlen der Universität Genf.
Eine Gleichbehandlung von Geimpften und Genesenen auch hier: Mit Antikörper-Tests könnte bestimmt werden, wer ein Zertifikat erhält und wer nicht. Wer nach der Impfung eine mittelprächtige Immunantwort hatte, hat Pech. Wer auch 18 Monate nach einer Genesung nur so vor Antikörpern strotzt, kann auf eine Alibi-Impfung verzichten.
Das wäre dann auch epidemiologisch gesehen korrekt, pflichtet Humbel bei. «Man lernt laufend dazu, weiss immer mehr. Es gilt, dieses Wissen auch politisch umzusetzen und einfliessen zu lassen in die Zertifikate. Wenn die Antikörper-Tests diese Verlässlichkeit bringen, dann ist das auch zu berücksichtigen.»
Ferien: Impfen bleibt Trumpf
Kein Patentrezept anzubieten haben die beiden Parlamentarier für das Dilemma, dass dann in Feriendestinationen doch wieder anderes gilt. Auf jeden Fall sich im Vorfeld erkundigen, empfiehlt Humbel. Wobei jedes Land ja laufend Anpassungen mache und es keine Planungssicherheit gebe, gibt Dobler zu bedenken.
«Je nach Land muss auch eine gewisse Zeit seit der zweiten Impfung verstrichen sein», mahnt der FDPler. «Aber ja, wenn man doppelt geimpft ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man einreisen kann.» Und die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht das Gesundheitssystem, insbesondere die Intensivstationen belastet, meint Mitte-Politikerin Humbel. «Wie die Erfahrungen aus den Sommerferien zeigen, ist es einfach vorteilhaft und auch verantwortungsvoll, sich impfen zu lassen.»