Claude Longchamp: «Marco Rima hat sehr kleine Chancen auf die Wahl»
Kabarettist und Massnahmenkritiker Marco Rima kandidiert in Zug für den Ständerat. Für Politologe Claude Longchamp steht fest: «Er hat sehr kleine Chancen.»
Das Wichtigste in Kürze
- In den sozialen Medien hat Marco Rima seine Ständeratskandidatur bekannt gegeben.
- Claude Longchamp schätzt seine Chancen ein: «Ohne Rücktritte sind Neue aussichtslos.»
- Der Politologe erklärt, wie es bei anderen Kandidaten aus der Skeptiker-Bewegung aussieht.
Nach einer 40-jährigen Karriere als Schauspieler, Produzent und Kabarettist ist Marco Rima offenbar bereit für eine neue Herausforderung: In den sozialen Medien hat der gebürtige Zürcher am Donnerstagmorgen seine Kandidatur für den Ständerat verkündet.
«Ich stelle mich im Oktober der Zuger Bevölkerung als Kandidat für den Ständerat zur Verfügung.» Er werde den Wahlkampf als «unabhängige und parteilose Person» führen, erklärt Rima in einem YouTube-Video.
Politologe Claude Longchamp: «Ohne Rücktritte sind Neue aussichtslos»
Der Komiker habe allerdings schlechte Chancen, im Oktober ausreichend Stimmen auf sich zu vereinen. «Die eiserne Regel bei Ständeratswahlen heisst: Ohne Rücktritte sind Neue aussichtslos», wie Politologe Claude Longchamp auf Anfrage von Nau.ch erklärt.
Überdies hätten Ständeratskandidierende ohne Regierungs- oder Parlamentserfahrung selbst im Falle eines Rücktritts meist schlechte Aussichten. Schliesslich spreche auch die übergeordnete politische Grundhaltung im Kanton Zug gegen den Neuling.
Im flächenmässig kleinsten Kanton mit zwei Ständeratssitzen drehe sich nämlich vieles um die Standortförderung und die dafür benötigte Steuerpolitik. «Rima versteht sich dagegen als Kulturkämpfer gegen den ‹Pandemiestaat› – ich denke, das ist weit weg vom vorherrschenden Zugerlied.»
Komiker haben in der Schweizer Politik einen schweren Stand
Ferner habe der Komiker seine Plattform als Künstler durch seine kritische Haltung gegenüber den Massnahmen während der Pandemie grösstenteils verloren. Dass er jetzt in Form einer Ständeratskandidatur eine neue Bühne suche, dürfte keinesfalls zielführend sein, erklärt Longchamp weiter.
Ganz allgemein hätten Komiker in der Schweizer Politik nämlich einen schweren Stand: «Das klappt allermeistens nicht – Alfred Rasser war vor vielen Jahren die Ausnahme, welche diese Regel bestätigt.» Der für seine Rolle des Soldaten «HD Läppli» bekannte Kabarettist wurde 1967 in den Nationalrat gewählt.
Politische Kandidaturen auch ein Mittel, um relevant zu bleiben?
Rima ist indes längst nicht der einzige Kandidat aus dem Kreis der Massnahmenkritiker, die sich ins Bundeshaus wählen lassen möchten. Neben dem Kabarettisten hatten auch «Massvoll»-Günder Nicolas Rimoldi oder Robin Spiri von «Aufrecht Schweiz» ihre Kandidaturen angekündigt. Auch «Freiheitspartei»-Gründer Daniel Stricker hat in Aussicht gestellt, sich für die Wahlen im Oktober zur Verfügung zu stellen.
Für den Experten stellt auch dies keinesfalls eine Überraschung dar: «Wahlen garantieren den Kandidierenden Medienaufmerksamkeit. Das gilt letztlich auch für alle ‹Stars› der massnahmenkritischen Bewegung.» Ohne Medienöffentlichkeit bleibe von denselben nämlich nicht viel übrig, so Longchamp: «Die ganze Bewegung lebt von der Provokation und der Berichterstattung darüber.»
Bessere Chancen für Nicolas Rimoldi?
Auch Nicolas Rimoldi hat jüngst angekündigt, dass er für den Nationalrat kandidieren werde. Longchamp ist allerdings der Ansicht, dass die Chancen für den «Massvoll»-Gründer etwas besser aussähen, als diejenigen von Marco Rima.
«Rimoldi ist durch und durch ein Luzerner, der jetzt im Kanton Zürich kandidiert. Er hofft, auf diesem Weg von der geringen Eintrittsschwelle im bevölkerungsstärksten Kanton zu profitieren, welche bei rund drei Prozent liegt.»
Trotzdem hat Longchamp auch bei den Erfolgsaussichten von Nicoals Rimoldi grosse Zweifel: Seine Bewegung habe selbst bei Kantonsratswahlen mit noch tieferen Eintrittsschwellen kaum je einen Sitz erobern können.
Das Fazit des Experten: «Wenn Kandidierende aus der Skeptiker-Bewegung gewählt wurden, waren es in aller Regel Abtrünnige unter den Bisherigen.» Ob Massnahmenkritiker ab der nächsten Legislatur «Debattenkultur und politischen Diskurs» ins Bundeshaus zurückbringen werden, wird die Zukunft noch weisen müssen.