Coronavirus: Darum will das BAG die Quarantäne noch nicht verkürzen

Noch sieht das BAG von einer Verkürzung der 10-Tage-Quarantäne ab. Sorgen bereitet dem Corona-Beauftragten hingegen das steigende Alter der Infizierten.

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Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, erklärt die weiterhin 10 Tage andauernde Quarantänezeit. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Das BAG informierte am Donnerstag vor den Medien über die Corona-Entwicklungen.
  • Die Hospitalisations- und Todeszahlen seien derzeit stabil, sagt das BAG.
  • Sorgen bereitet dem Corona-Beauftragten das steigende Alter der Infizierten.

Die Anzahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus bleibt unverändert hoch. Trotz erweiterter Maskenpflicht in mehreren Kantonen, trotz Fokus auf schnelles Contact Tracing.

Wie gelingt es der Schweiz, die Corona-Zahlen wieder auf den Sinkflug zu steuern? Das Bundesamt für Gesundheit BAG informierte heute Donnerstag an einem Point de Presse über die neusten Entwicklungen.

Bei verkürzter Quarantäne würden zu viele Fälle durch die Lappen gehen

Von einer Verkürzung der Quarantänezeit sieht das BAG noch ab. Obwohl die umliegenden Länder Frankreich, Italien und Deutschland über eine Verkürzung diskutieren. Frankreich soll morgen Freitag den Entscheid fällen, ob die Quarantäne statt 14 nur noch sieben Tage beträgt.

Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten, winkt noch ab. «Im Moment gibt es keine neuen Daten die zeigen, dass eine Verkürzung wirklich sicher ist.» Denn schon bei den 10 Tagen «gehen uns etwa 15 Prozent der Fälle verloren». Darum: «Bei einer Verkürzung auf sieben Tage oder noch kürzer würden wir sehr, sehr viele Infizierte verlieren.»

Coronavirus Drosten
Virologe Christian Drosten stellt klar: Man muss nicht alle Fälle des Coronavirus verhindern. - Screenshot Twitter

In Deutschland geht der bekannte Virologe Christian Drosten von 10 Prozent verpassten Neuinfektionen aus.

Kantonsärzte-Präsident Rudolf Hauri warnte bei Nau.ch jedoch vor einer sinkenden Akzeptanz und damit mehr Quarantäne-Ignoranten. Kuster bleibt gelassen: «Hauptsächlich geht es darum, den Sinn zu erklären. So müssen wir die Menschen motivieren.» Wichtig sei es auch, den richtigen Leuten Quarantäne zu verordnen.

«Die, die wirklich ein grosses Risiko tragen sich angesteckt zu haben und keine breite Quarantäne bei Leuten, die ein sehr tiefes Ansteckungsrisiko haben.»

Alter der Infizierten steigt

Fast 90'000 Tests wurden in der vergangenen Woche gemacht, so Kuster weiter. «Die Positivitätsrate ist aber stabil bei ungefähr 3,1 Prozent», beruhigt Kuster. Dasselbe bei den Hospitalisations- und Todeszahlen.

Trotzdem: Die steigenden Infektionszahlen würden auch die Chance erhöhen, dass sich vermehrt Risikopatienten infizieren und es zu schwereren Krankheitsverläufen komme.

Coronavirus Spital kaum Schwerkranke
Ein Mediziner betreut einen Corona-Patienten im Kantonsspital in Locarno. - Keystone

Mehr als die Hälfte der Fälle werden in den Kantonen Genf, Waadt und Zürich registriert. «Das sind die Hotspots», fasst Kuster zusammen. Andere Kantone verzeichneten wenige oder sinkende Fallzahlen.

Die Hälfte der Personen, die sich derzeit anstecken, seien jünger als 31 Jahre. «Wir sehen aber eine Tendenz hin zu höherem Alter», was es zu vermeiden gelte, damit die Hospitalisationszahlen nicht in die Höhe schnellen.

Es brauche jedoch nicht mehr viel für eine zweite Welle. Die Taskforce mahne, es gelte einen von zehn der derzeitigen Fälle zu verhindern, damit es nicht zur zweiten Welle komme.

Weiterhin gelte es, die Hygiene-und Abstandsregeln einzuhalten, auch im familiären Umfeld.

Quarantäne für Frankreich-Reisende steht noch immer aus

Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG, betont die Wichtigkeit des Contact Tracing zur Prävention und zur Nachverfolgung der Fälle.

Coronavirus Quarantäne Schweiz Taskforce
Eine Frau arbeitet an einem Computer. Viele Menschen, die während der Corona-Pandemie beim Contact-Tracing gearbeitet haben, stehen nun ohne Job da. Könnten diese nicht helfen, die Flüchtlin - Keystone

Masserey mahnt aber auch an die Verantwortung der Arbeitgeber. Es sei wichtig, dass auch diese ihren Teil beitragen sowie Schutzkonzepte erarbeiten.

Bezüglich der möglichen Aufnahme von Frankreich auf die Risiko-Liste vertröstete Kuster am Point de Presse, man sei hier noch immer im Austausch mit den Grenzkantonen. Der Ball liege beim Bundesrat, welcher in den nächsten Tagen eine Entscheidung fälle.

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