Coronavirus: Verkürzt die Schweiz bald die Quarantänezeit?

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Bern,

Für viele ist die Quarantäne aufgrund des Coronavirus ärgerlich und zu lange. Frankreich oder Italien wollen sie daher auf 7 Tage verkürzen. Und die Schweiz?

Coronavirus BAG
Stefan Kuster, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, soll noch diese Woche über eine mögliche Quarantäneverkürzung informieren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreich will die Quarantänezeit für Infizierte auf sieben Tage reduzieren.
  • Auch Italien und Deutschland diskutieren über eine Verkürzung auf sieben Tage.
  • In der Schweiz soll am Donnerstag darüber informiert werden.

Sei es der Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person oder die Reise nach Spanien. Die Quarantänepflicht ist für viele Schweizer ein Schlag. Besonders für diejenigen, die nicht von Zuhause aus arbeiten können. Etwa Bauarbeiter oder Krankenschwestern.

Frankreich will der Bevölkerung nun entgegenkommen und plant die Reduzierung der Quarantänezeit von 14 auf sieben Tage. Gesundheitsminister Olivier Véran will die Akzeptanz der Selbstisolation verbessern, der Entscheid fällt am Freitag.

Damit bringen die Franzosen einen Stein ins Rollen: Auch Italien diskutiert über die Verkürzung auf sieben Tage. Ministerpräsident Giuseppe Conte will damit Kosten senken.

Quarantäne-Touris
Einreisende aus Risikogebieten müssen wegen der möglichen Verbreitung des Coronavirus 10 Tage in Quarantäne. - keystone

In Deutschland hat Gesundheitsminister Jens Spahn ebenfalls Interesse an einer Verkürzung gezeigt. Dies jedoch von bisher 14 auf neu 10 Tage, wie es die Schweiz handhabt.

Die Schweiz könnte nun auf der Verkürzungswelle mitsurfen.

«Eindrücke der gefüllten Spitäler verblassen»

Am Montag sass Bundesrat Alain Berset routinemässig mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren am Tisch. Thema: unter anderem die Quarantänezeit. Inhaltliche Beschlüsse wurden im Anschluss nicht kommuniziert.

Doch die Nachfrage zeigt: Auch Schweizer könnten bald früher die Isolation beenden. Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte-Vereinigung, befürwortet eine Verkürzung, «wenn hieb- und stichfeste, allgemein und breit anerkannte wissenschaftliche Belege dafür sprechen».

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

Zwar sei die Akzeptanz der Quarantänepflicht gut, glaubt Hauri. «Wir müssen den Sinn der Massnahme jedoch ausführlicher erklären als vor einigen Wochen.» Das Coronavirus werde als weniger bedrohlich empfunden, «die Eindrücke der gefüllten Spitäler verblassen».

Derzeit befinden sich in der Schweiz rund 15'800 Personen in Quarantäne. Zahlen, wie oft diese missachtet wird, gibt es nicht. Einzelne Ignoranten sorgten im Nachtleben jedoch für hunderte Quarantäne-Anordnungen.

Kurbelt die Schweiz also die Motivation an und verkürzt die Quarantänezeit? Das zuständige Bundesamt für Gesundheit BAG gibt sich bedeckt. Auf die Frage, ob eine Verkürzung zur Diskussion stehe, verweist es auf die Corona-Info vom Donnerstag. Am Nachmittag will es also über eine mögliche Verkürzung informieren.

Erste fünf Tage nach ersten Symptomen des Coronavirus ansteckend

Aus epidemiologischer Sicht ist die Verkürzung auf sieben Tage nicht gefährlich. Jedenfalls in gewissen Fällen. Das italienische Pendant zu Alain Berset stellt klar: «Man ist vor allem in den ersten fünf Tagen ansteckend.»

Aber nur, nachdem entweder Symptome aufgetreten sind oder nach einem positiven Test. Verläuft eine Erkrankung asymptomatisch, wie das etwa bei Kindern oft der Fall ist, ist die Festlegung eines Zeitpunktes schwierig.

Coronavirus Drosten
Virologe Christian Drosten stellt klar: Man muss nicht alle Fälle des Coronavirus verhindern. - Screenshot Twitter

Der deutsche Virologe Christian Drosten unterstützt die 7-Tage-Quarantäne ebenfalls. Zwar gingen dann gewisse Fälle durch die Lappen, doch das sei in Ordnung, schreibt der Berliner auf Twitter.

Die entscheidende Frage bleibt: Wie lange ist eine infizierte Person ansteckend? Entscheidend ist dabei die Zeitspanne zwischen Infektion und dem Ausbruch der ersten Symptome. Gemäss Drosten sind 90 Prozent der Infizierten fünf Tage nach dem Ausbruch nicht mehr ansteckend.

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