Coronavirus: Taskforce-Chef will Massnahmen bis März 2021
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz verzeichnet im Vergleich zu anderen Staaten enorm hohe Corona-Zahlen.
- Um der Situation Herr zu werden, setzen die Behörden auf einen «Slowdown» statt Lockdown.
- Das Bundesamt für Gesundheit informiert über die aktuelle Situation.
6634 neue Fälle des Coronavirus meldet das Bundesamt für Gesundheit am Freitag, 23. Oktober. Die Inzidenz liegt bei 495; kaum ein anderer Staat in Europa verzeichnet ähnlich hohe Inzidenzen.
Dennoch belässt es der Bundesrat vorerst bei einer strengeren Maskenpflicht und einem Versammlungsverbot ab 15 Personen. Am nächsten Mittwoch könnte die Landesregierung die Massnahmen verschärfen.
Die Experten aus Task Force, BAG, SECO und Koordinierten Sanitätsdienst informierten heute über die aktuelle Lage.
Hier die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
– Die in nächster Zeit ergriffenen Massnahmen sollten aus Sicht der Taskforce mindestens bis Frühling 2021 in Kraft sein.
– Sollten die Infektionen weiterhin so stark ansteigen, drohen die Spitäler schon Anfang November, also in zwei bis drei Wochen, an ihre Grenzen zu stossen. Die Intensivplätze könnten erschöpft werden.
– Die Eindämmungsmassnahmen wie Testen und Contact Tracing sind einerseits nicht mehr genug, um das Virus einzudämmen, und andererseits überlastet. In den nächsten Wochen müsste die Kapazität ausgeweitet werden, um wirklich Wirkung zu zeigen.
Hier das Protokoll der Pressekonferenz
15:07 Rudolf Hauri geht davon aus, dass ein Totalschaden vermieden werden könne. Somit ist die Pressekonferenz beendet.
15:00 Ein Spital habe schon eine Anfrage für die Unterstützung der Armee vorbereitet. Stettbacher kann aber nicht sagen, welches.
14:53 Die Kantone sollen Konzepte erarbeiten, wie ihre Wirtschaft über den Winter gestärkt werden soll, so Erik Jakob. Besonders leiden würden die «üblichen Verdächtigen», also die Gastronomiebranche, die Veranstaltungsbranche und die Hotellerie.
Doch nicht alle Betriebe würden diese Zeit überleben, so Jakob. Das müsse man auch anerkennen.
14:52 Der Dialog zwischen der Taskforce und den politischen Akteuren sei kein Problem, so Ackermann. Er habe das Gefühl, ihre Stimme werde gut gehört.
14:51 Wie sieht es mit der Mortalität aus? Es gebe keine Hinweise auf eine Änderung der Mortalität des Virus, so Ackermann.
14:50 Die Dunkelziffer sei wieder gestiegen, so Ackermann. Das sehe man an der steigenden Positivitätsrate. Doch es existiere im Moment keine Schätzung.
14:47 Die Anzahl freier Betten in Spitälern sei auch abhängig des Personals, so Stettbacher. Das Pflegepersonal käme auch an seine Grenzen, und so variiere die Kapazität.
14:46 Aus Kusters Sicht hätten die politischen Akteure durchaus ihre Verantwortung wahrgenommen. Der Bund habe auch seine Strategie vorgestellt: «Es läuft, es geht vorwärts.»
14:44 Martin Ackermann will die Politik und das politische Handeln während der Pandemie nicht kommentieren. Er könne lediglich die wissenschaftliche Lage präsentieren.
Stettbacher unterstreicht, dass alle Akteure zusammen Entscheidungen treffen müssten, um die Situation in den Griff zu bekommen.
14:41 Wieso ist die Schweiz schlimmer dran als Österreich? Das sei so nicht einfach zu beantworten, so Stefan Kuster. Und es sei auch nicht klar, dass klare Antworten nach einer wissenschaftlichen Untersuchung gefunden werden könnten.
14:34 Die Armee und der Zivildienst könnten in Spitälern und Alters- und Pflegeheime eingesetzt werden, so Stettbacher.
14:32 Stefan Kuster schildert die Test-Situation. Die Kapazität müsse ausgebaut werden, die Lage sei angespannt. Es gebe im Moment noch genügend Tests, doch das könne sich in den nächsten Wochen ändern. Die Antigen-Tests seien in Bearbeitung.
14:27 Nun ergreift Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrats, das Wort. Die Zahlen der Belegung von Akut- und Intensivbetten bewegten sich sehr schnell. Ebenso könnte es in der «Intermediate Care» eng werden, würden die Zahlen weiter ansteigen.
14:25 Für die kommende Wintersaison wünsche sich der Tourismus Planungssicherheit. Jakob sagt, die Saison könne stattfinden, wenn Schutzkonzepte für die Gebiete vorhanden seien. Diese seien unumgänglich und zeigten ihre Wirkung.
Jakob appelliert an die Arbeitgeber: Die Schutzkonzepte seien jetzt umso wichtiger.
14:17 Erik Jakob vom SECO spricht die Situation des Tourismus-Sektor an. Es wurde ein «schon fast historischer Rückgang» verzeichnet worden. Der Bund habe Massnahmen ergriffen, um Massenentlassungen und finanzielle Schwierigkeiten zu vermeiden.
14:15 Alle Massnahmen, die jetzt getroffen werden, brauchen zwei Wochen, um ihre Wirkung aufzuzeigen. Die Zeit reiche jetzt nicht mehr aus, um abzuwarten. Die Eindämmungsstrategie mit Testen und Contact Tracing sei nicht mehr genügend, so Ackermann.
Der Reproduktionswert sei zu hoch: Zehn Personen steckt heute im Durchschnitt etwa sechzehn weitere Personen an. Die Massnahmen müssten aus Sicht der Taskforce bis nächsten Frühling durchgezogen werden.
14:12 Martin Ackermann fasst den Lagebericht der Taskforce zu den Hospitalisierungen zusammen. Diese würden sich jede Woche verdoppeln, sowie auch die Einweisungen in die Intensivstationen.
Die Taskforce rechnete drei Szenarien für die Intensivstationen durch. Die Verdopplungszeit müsse unbedingt verlangsamt werden, sonst würden die Intensivplätze schon Anfang November ausgelastet sein.
14:09 Der Ausbau des Contact Tracings laufe natürlich weiter, sagt Hauri. Antigen-Schnelltests seien «sehr erwünscht».
14:05 Nun ergreift Rudolf Hauri das Wort: Der Zuger Kantonsarzt sagt, das Contact Tracing habe seine Grenzen erreicht. Die Geschwindigkeit der Verbreitung sei zu hoch.
Hier könne die Bevölkerung helfen, indem sie selbst ihre engen Kontakte und Bekannte informiere. Dabei könne auch die Covid-App helfen, unterstreicht Hauri. Dennoch müsse man die Anzahl enger Kontakte vermindern, vor allem der physische Kontakt zwischen den Leuten.
14:04 Wir haben alle Nachbarländer deutlich überholt, so Stefan Kuster vom BAG. «Umso mehr müssen wir jetzt unnötige Kontakte vermeiden», fügt er hinzu. Die Hygienemassnahmen werden ins Gedächtnis gerufen.
14:01 Die aktuelle Lage: In einer Woche haben sich die Neuinfektionen mehr als verdoppelt. Die Positivitätsrate ist im Durchschnitt 21 Prozent. Nach wie vor sind alle Altersklassen vom Virus betroffen.
Der Anstieg erfolge weiterhin exponentiell und überall, aber nicht überall gleich stark.
Coronavirus: Slowdown statt Lockdown
Einen Lockdown wie im Frühling möchte der Bundesrat unbedingt vermeiden. Im Fokus steht deshalb ein «Slowdown», den auch die Kantone verfügen können. Dabei soll das wirtschaftliche Leben weitergehen, Einschränkungen sind vor allem in der Freizeit vorgesehen.
Folgende Experten des Bundes waren an der Pressekonferenz dabei.
- Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
- Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Kantonsarzt Zug
- Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force
- Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung SECO, WBF
- Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD)