Coronavirus: BAG & Taskforce erklären Omikron-Explosion
Omikron hat in der Schweiz das Zepter übernommen. Die Fallzahlen des Coronavirus dürften weiter steigen. Macht die Quarantäne noch Sinn? Das BAG informiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fallzahlen in der Schweiz dürften in den nächsten Tagen und Wochen stark steigen.
- Seit dem 17. Dezember ist Omikron die dominierende Variante des Coronavirus.
- BAG, Taskforce und Kantone informieren über die nächsten Schritte.
Nach Weihnachten herrscht endlich Gewissheit. Die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus dominiert das Infektionsgeschehen in der Schweiz.
Wie schlimm das ist, bleibt indes unklar. Studien weisen darauf hin, dass Omikron zu weniger schweren Krankheitsverläufen führt. Dennoch dürften die Spitäler in den nächsten Wochen stark belastet werden.
Politisch dürfte die Frage nach den Quarantäne-Regeln zu reden geben. Heute herrscht pure Willkür: Die Kantone können Geimpfte, die Kontakt zu einem Omikron-Fall hatten, in Quarantäne stecken. Würden sie das in den nächsten Wochen tun, wären wohl rasch hunderttausende Menschen in der eigenen Wohnung eingesperrt.
Weil das die Wirtschaft und die Infrastruktur massiv schwächen würde, haben etwa die USA bereits reagiert. Die Isolation dauert nur noch fünf statt wie bis anhin zehn Tage. Für dreifach geimpfte Amerikaner gibt es keine Kontakt-Quarantäne mehr.
Das BAG, die Taskforce und die Vereinigung der Kantonsärzte informierten am wöchentlichen Point de Presse über die aktuelle Lage.
Dies sind die wichtigsten Punkte:
- 336 Patienten müssten derzeit auf einer Intensivstation versorgt werden, so Patrick Mathys vom BAG. Dies entspreche fast 40 Prozent der verfügbaren Plätze. Eine optimale Versorgung der Patienten sei weiterhin nicht mehr gewährleistet. Zeitnah drohten weitere Engpässe und ein hoher Druck auf die Spitäler.
- Es werde viel diskutiert, dass die Krankheitsverläufe bei Omikron milder sein könnten. Doch Taskforce-Präsidentin Tanja Stalder betont, der Vergleich beziehe sich auf die Delta-Variante. Die bisherigen Daten würden darauf hinweisen, dass Omikron schwerere Verläufen als die Ursprungsvariante des Coronavirus verursache.
- Die Taskforce schätzt den R-Wert von Delta derzeit auf etwa 0,9, von Omikron aber auf über 2. Man habe drei Szenarien für die kommenden Wochen errechnet, so Stadler. Bereits im Januar könnte es zu über 20'000 täglichen Neuinfektionen kommen.
- Bei der Dauer der Quarantäne sind sich die verschiedenen Vertreter nicht einig. Kantonsarzt-Chef Rudolf Hauri sagte, man wolle nicht unnötig lange Isolationen machen. Bei asymptomatischen Personen könnte die Dauer der Quarantäne verkürzt werden. Stadler hingegen weist darauf hin, man wisse noch zu wenig über Omikron, es gebe keinen Grund, bei geimpften oder doppelt geimpften Personen auf Quarantäne-Massnahmen zu verzichten.
Hier finden Sie das Protokoll der Medienkonferenz:
15.06: Ob sich Omikron bei den Kindern besser ausbreiten wird, wisse man noch nicht, so Stadler. Man gehe nicht davon aus, dass es Kinder anders treffen werde als der Rest der Bevölkerung. Regelmässig testen, Masken für alle Schüler, gutes Lüften und CO2-Geräte würden in ein optimales Setting für den Schulstart gehören.
15.05: Muss in der Schweiz analog zu Deutschland der Gesetzgeber wegen der Triage-Empfehlungen tätig werden? Ich sehe keinen Grund dazu, so Mathys. Das sei nichts Neues.
Bei unseren Richtlinien sei die Gefahr von einer Diskriminierung nicht gegeben, so Hauri.
15.02: «Wie lange eine Auffrischimpfung gegen eine Ansteckung mit der Omikron-Variante des Coronavirus schützt, ist derzeit unklar. Zehn bis zwölf Wochen lang allerdings dürfte der Schutz hoch sein», schätzt Stadler.
15.00: Kann man den Effekt der Weihnachtsfeiern bereits nachweisen? Und wie lautet die Empfehlung für Silvester?
Die Daten zeigten die Dynamik über Weihnachten noch nicht, das könne man erst nach Neujahr beurteilen. Stadler erwartet, dass die Fälle allein wegen Omikron hochgehen werden.
Der nahe Kontakt, durchmischt und etwa mit Alkoholgenuss, sei problematisch, so Hauri. Man könne jedoch feiern, am besten im Freien und mit den üblichen Vorsichtsmassnahmen.
14.57: Stadler äussert sich zum Nutzen der Masken: «Der wirkliche Unterschied liegt zwischen keiner Maske und einer korrekt getragenen Maske. Wenn alle Menschen mit medizinischen Masken aus dem Haus gehen würden und diese komplett anbehalten würden, bis sie wieder zu Hause angekommen sind, hätten wir diese Pandemie sehr gut im Griff.»
Eine korrekt getragene FFP2-Maske würde gegenüber der medizinischen Maske zwar einen Vorteil bringen. Doch der Unterschied sei zu gering, um das Tragen einer FFP2-Maske vorzuschreiben.
14.55: Stadler ergänzt, das Risiko einer Hospitalisation liege bei Omikron wohl irgendwo zwischen der Ursprungsvariante und Delta. Man sei also im Bereich der Sars-Cov-Viren und keinesfalls bei einem harmlosen Schnupfen.
14.51: Rein immunologisch bringe eine Auffrischung durch eine Impfung gleich viel Schutz, wie durch eine Ansteckung.
Hauri ergänzt, man wolle diese Personen möglichst gleich behandeln in Bezug auf eine allfällige Quarantäne.
14.49: Mathys zeigt Verständnis für den Aufruf aus Luzern nach nationalen Massnahmen. Er weist darauf hin, dass vor Wochen die Kantone noch ihre Autonomie unbedingt behalten wollten. Und trotz des wiederholten Aufrufs nach repetitiven Tests in allen Schulen der Schweiz seien diese nicht eingeführt worden.
14.48: Die Zahlen seien über das Wochenende und Feiertage zu wenig aussagekräftig und nur mühsam zu interpretieren, deswegen bleibe das BAG dabei, keine Zahlen zu veröffentlichen.
14.45: Mathys spricht von rund 42 Fällen von Omikron, die zu einer Hospitalisierung von Personen trotz dritter Impfung geführt hätten.
In zwei bis drei Wochen könnte man davon ausgehen, dass sämtliche Corona-Fälle auf Omikron zurückzuführen seien.
14.43: Der Bundesrat weile nicht in den Ferien und sei sehr wohl in der Lage, jederzeit eine Sitzung abzuhalten und Massnahmen zu beschliessen, stellt Andreas Ledergerber, Informationsbeauftragter der Bundeskanzlei, klar.
14.39: Patrick Mathys: «Wir können es nicht einfach laufen lassen.» Die Spitäler seien am Anschlag und vor der Überlastung.
14.36: Mathys betont, die Devise sei gleich geblieben: Kontakte möglichst reduzieren und die Kontakte möglichst sicher gestalten. Da seien alle gefordert und jeder könne mithelfen, dazu brauche es keine Regeln oder Massnahmen.
14.32: «Wir wollen nicht unnötig lange Isolationen machen, wenn es kürzer geht, oder wenn es Personen braucht, die nicht in Quarantäne sein müssen: Völlig asymptomatische, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ansteckend sind und sich schützen. Bei diesen Personen könnte die Dauer verkürzt werden», so Hauri.
Stadler ergänzt, man wisse noch zu wenig über die Viruslast und deren Dauer. Um zentrale Infrastrukturen aufrechtzuerhalten, hätten Personen bereits jetzt eine Erleichterung der Quarantäne-Regeln erhalten.
14.29: Die Dauer der Quarantäne und Isolation müsste per Bundesratsbeschluss verändert werden, so Mathys. Man sei im engen Austausch und es würden verschiedene Varianten diskutiert.
Die Gewichtung der Quarantäne müsse ebenfalls neu anaylisiert werden, so Hauri. Also ob auch Geimpfte in Quarantäne müssen und wie enge Kontakte definiert werden.
Es gebe keinen Grund, bei geimpften oder doppelt geimpften Personen auf Quarantäne-Massnahmen zu verzichten, sagte Tanja Stadler, Präsidentin der wissenschaftlichen Taskforce, am Dienstag vor den Medien in Bern. Anders sehe das bei Menschen mit Auffrischungsimpfung aus. Diese seien besser geschützt.
14.27: Irgendwann werden die Testkapazitäten erschöpft sein, sodass die Fallzahlen nicht weiter steigen können, gibt Stadler zu bedenken.
14.25: Es beginnt die Fragerunde. Gibt es ein Szenario, ab dem die Schweiz nicht mehr funktionieren kann? Bei 20'000 Fällen, oder höher? Bei 20'000 sei dies sicher nicht der Fall, so Mathys. Man habe jedoch keine konkrete Zahl.
Auch Stadler bestätigt, bei 20'000 Fällen könne das öffentliche Leben aufrechterhalten werden.
Hauri präzisiert, rund 25 bis 30 Prozent der Ansteckungen fänden in der Familie statt. Deshalb seien die Zahlen zu relativieren, es arbeiteten nicht alle bei kritischen Bereichen.
14.21: Der Zuger Kantonsarzt Rudolph Hauri spricht über die Lage in den Spitäler. Es gebe Spitäler, in denen die Kapazitätsgrenzen der Intensivstationen erreicht seien. Doch es gebe Möglichkeiten zum Ausgleich mit anderen Spitälern und die Zahl der Nicht-Covid-Patienten sei tiefer.
Durch die schiere Anzahl der Fälle sei das Contact Tracing in einigen Kantonen eingeschränkt, dort könnten nicht mehr alle engen Kontakte eruiert werden.
Die Absage des Spengler Cups aufgrund von zahlreichen Infektionen von Spielern des HC Davos dürfte der Omikronvariante geschuldet sein, vermutet der Zuger Kantonsarzt. Glücklicherweise sei über schwere Krankheitsverläufe bei den jugendlichen Sportlern nichts bekannt.
14.12: Nun spricht Tanja Stadler, Präsidentin der Taskforce. Der erste Omikron-Fall sei vor fünf Wochen nachgewiesen worden. Nun sei die Variante bereits dominant. So eine Verbreitung habe man bisher bei keiner der Varianten beobachten können.
Die Taskforce schätzt den R-Wert der Omikron-Variante derzeit auf 2. Bei Delta liege er bei etwa 0,9.
Die Taskforce hat nun drei Szenarien errechnet, wie die sich die Fallzahlen weiterentwickeln könnten. Bereits im Januar könnte es zu über 20'000 Neuinfektionen pro Tag kommen.
Es werde viel diskutiert, dass die Krankheitsverläufe bei Omikron milder sein könnten. Doch Stalder betont, der Vergleich beziehe sich auf die Delta-Variante, die ihrerseits schwerere Verläufe verursache, als die Ursprungsvariante des Coronavirus. Es werden also voraussichtlich bei den erwarteten Fallzahlen viele Menschen erkranken, was eine starke Belastung für die Spitäler bedeuten würde.
14.00: Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung des BAG, eröffnet mit einem Überblick zur aktuellen Lage. Die Lage zu Omikron habe sich nicht wesentlich verändert. Es gebe erste Anzeichen, dass Omikron früher ansteckend sei als Delta und den Immunschutz besser umgehen könne. Immerhin könnte der Krankheitsverlauf etwas leichter sein als bei Delta sein.
Die Verdopplungszeit liege zwischen drei und fünf Tagen. Zum Schweregrad der Erkrankungen gebe es nach wie vor noch viele Unsicherheiten.
336 Patienten müssten derzeit auf einer Intensivstation versorgt werden. Dies entspreche fast 40 Prozent der verfügbaren Plätze. Eine optimale Versorgung der Patienten sei weiterhin nicht mehr gewährleistet. Zeitnah drohten weitere Engpässe und ein hoher Druck auf die Spitäler.
Omikron sei nun die dominante Variante, auch wenn es noch regionale Unterschiede gebe. Das Bild sei noch leicht verzerrt, da gezielt nach der Omikron-Variante gesucht werde. «Wir müssen uns da aber nicht um einzelne Prozentpunkte streichen», so Mathys.
Seit gestern seien über 13'000 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Neu seien die 20 bis 29-Jährigen am stärksten betroffen.
Im Kanton Tessin zeige sich nun, wie es bald im Rest der Schweiz aussehen könnte. Dort gingen über 95 Prozent aller Fälle auf Omikron zurück.
Folgende Fachleute informierten heute zum Coronavirus:
- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force
- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS