Der Lockdown ist erst seit einer Woche in Kraft, seine Effekte noch nicht spürbar. Die Mutationen des Coronavirus sind aber Grund zur Sorge, so die Behörden.
Die Medienkonferenz mit Fachpersonen des BAG, der Kantone und der Task Force.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz befindet sich seit über einer Woche in einem Lockdown.
  • Um aber die Fallzahlen noch stärker zu senken, will der Bund Massentests durchführen.
  • Die Ausbreitung der Corona-Varianten bereiten dem BAG und der Task Force noch Sorge.
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Die Fallzahlen sinken leicht, die Hospitalisationen und Todesfälle eher stark. Trotzdem sind die Behörden nicht erleichtert. Das BAG, die Kantone und die Task Force zeigen sich in Hinsicht auf die Verbreitung der Mutationen besorgt. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Medienkonferenz:

– Die Verdopplungszeit der Varianten des Coronavirus ist nun bei rund einer Woche, schätzt die Task Force. Wenn sich dies so weiterentwickelt, werde die britische Mutation im März der dominante Virusstamm sein. Das könnte auch eine Trendumkehr mit sich bringen. Bisher wurde jedoch erfreulicherweise die brasilianische Mutation in der Schweiz nicht nachgewiesen.

Impfung Coronavirus B.1.1.7.
Impfzentrum in Genf. Noch ist die Gefahr gering, dass die verabreichten Impfungen nicht gegen neue Varianten des Virus wirken. Zwar fehlt es noch an biologischen Daten zu den beiden «gefürchteten» Mutationen B.1.1.7. und 501.V2, aber die Wirksamkeit der zugelassenen Impfseren dagegen ist erwiesen. - Keystone

– Die Lieferengpässe von Pfizer/Biontech sorgen immer noch für Chaos. Zum Teil erhalten Kantone beispielsweise nicht genug, um eine zweite Dosis verabreichen zu können. Das BAG sagt dazu, man stehe in Kontakt zu den betroffenen Kantonen. Zudem würden die erwarteten Impfdosenvolumen bis März unverändert geliefert werden.

Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:

15:14 Rudolf Hauri sagt, in einer Krisensituation sei es völlig normal, auf Lieferengpässe und anderen Problemen reagieren zu müssen. Es sei nicht schön, aber es sei nun mal so. Damit ist die Medienkonferenz beendet.

15:08 Ebenfalls seien FFP2-Masken in Zügen kein Thema, sagt Hauri. Wennschon müsste man über FFP2-Masken in zum Beispiel kleinen Büroräumlichkeiten reden.

15:05 Weitere Schutzkonzepte im öffentlichen Verkehr wegen des Coronavirus seien nicht Diskussionsthema, so Mathys. Allenfalls wäre es aber Aufgabe der Unternehmen, weitere Konzepte auszuarbeiten.

Kein «Kafi- und Gipfeli-Verbot» im Zug

15:03 Das Masken-Schlupfloch im öffentlichen Verkehr gibt zu reden: Dass Menschen lange trinken oder essen, um ihre Maske nicht tragen zu müssen, sei die Ausnahme, nicht die Regel. Deswegen sei aus Sicht des BAG ein Ess- oder Trinkverbot nicht sinnvoll.

SBB personal
Die Disziplin beim Maskentragen ist in der Schweiz grundsätzlich hoch. - Keystone

15:01 Das Niveau der Neuinfektionen, welches vom Bund angestrebt wird, bewege sich im dreistelligen Bereich, sagt Mathys. Dies so rasch wie möglich fügt er hinzu.

14:58 Müsste man im Kampf gegen das Coronavirus die Mobilität weiter reduzieren? Man könne noch nicht beurteilen, ob die Massnahmen vom 18. Januar wirken. Deswegen würde man erst nächste oder übernächste Woche darüber reden.

14:54 Berger von der EKIF bestätigt, dass beim Pfizer/Biontech-Impfstoff sicher 5 Dosen aus der Ampulle gezogen werden können. Wenn man aber gut trainiert sei, seien auch 6 Dosen möglich. Wichtig sei, dass jede Person die richtige Menge bekäme.

14:52 Das IT-System des Bundes, um Impf-Anmeldung zu betreuen, habe in gewissen Kantonen für Probleme gesorgt. Der Zuger Kantonsarzt Hauri sagt, in seiner Umgebung habe man auch Startprobleme gehabt. Mittlerweile funktioniere es aber gut.

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

Kronig fügt hinzu, das BAG habe gute Rückmeldungen bekommen. Man bleibe aber nah daran.

14:47 Die Ziele, welche das BAG für die Durchimpfung setze, seien eher Schätzungen, sagt Kronig. Die Lieferungen schwankten sehr dynamisch.

14:42 Die Ausweitung der Teststrategie, vom Bund vorgesehen, sei eine gute Voraussetzung, so Hauri. Doch die Tests müssten in der Ausführung möglichst einfach sein, damit viele Leute mitmachen würden.

BAG wegen Lieferengpässen in Bredouille

14:33 In gewissen Kantonen könnten wegen der Lieferungsengpässen die Verabreichung der zweiten Dose in Gefahr. Das BAG sei mit betroffenen Kantonen im Kontakt, so Kronig. Der Verteilschlüssel sei eigentlich gerecht. Für allfällige Lösungen müsse mit allen Kantonen geschaut werden.

Kronig
Nora Kronig, Vizedirektorin BAG und Leiterin Abteilung Internationales BAG. - Keystone

14:31 Zwischen Januar und März werde die Schweiz die abgemachten Volumen an Impfdosen bekommen, so Kronig. Dies aber immer mit Schwankungen: Bei Biontech/Pfizer sei eine Verlangsamung vorgesehen, welche aber dann aufgeholt werde.

14:28 Die Kantone seien frei, Massnahmen strenger umzusetzen, als es Verordnungen des Bundes vorausgesetzt hätten. So zum Beispiel bei Bussen beim Nicht-Testen auf das Coronavirus in Graubünden.

14:24 Wegen der Verspätung der Impfdosen-Lieferungen müssten Termine verschoben werden, so Rudolf Hauri. Die Kantone hofften, dass in dieser Hinsicht baldmöglichst eine Besserung zu sehen sei.

14:20 Ackermann weibelt für ausgeweitetes Testen, aber nicht nur: Die Task Force wünsche sich ein Verhalten «wie über die Feiertage». Die Bevölkerung habe sich in dieser Zeit sehr verantwortungsbewusst verhalten.

Ackermann
Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force. - Keystone

14:14 Nun ergreift Martin Ackermann von der Task Force das Wort. Die Lage sei schwierig zu fassen, so der Experte. Die Varianten, welche ansteckender seien, würden derzeit auf die Schwere des Krankheitsverlaufs untersucht werden. Aktuell würden etwa 7 Prozent der positiven Corona-Proben sequenziert.

Spätestens im März werde die britische Mutation etwa 50 Prozent aller Fälle ausmachen, und so die dominante Variante werden. Das schätzt die Task Force. Die Variante des Coronavirus bringe «ein schnelles, exponentielles» Wachstum mit sich.

Der R-Wert für Mitte Januar liege bei etwa 0.9, so Ackermann. Das zeige, dass die Fallzahlen tatsächlich abnehmen. Da aber die Fälle der Varianten stark zunehmen würden, bestehe die Gefahr einer Trendumkehr.

Pflegepersonal unterschiedlich bei Impfung gegen Coronavirus priorisieren

14:09 Christoph Berger, Präsident der EKIF, spricht weiter über die Impfung. Er fokussiert sich auf das Impfen des Personals, welches besonders gefährdete Personen betreut. In den Kantonen sei aber die Strategie überall anders angelaufen, so Berger. Deswegen wolle die EKIF und das BAG den Ständen Rahmenbedingungen liefern.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, begrüsst diese Pläne. - keystone

Priorität hätten Personal, welches eine grosse Systemrelevanz aufzeigten. Zudem wichtig sei auch ihre Exposition gegenüber des Coronavirus und letztlich auch das Ausbruchsrisiko im Arbeitsumfeld.

14:06 Jetzt spricht Nora Kronig über die Situation in Hinsicht auf die Impfung. Alle Kantone hätten nun ihren Impfstart hinter sich gehabt. Nach wie vor gebe es wegen der Lieferverspätungen grosse Herausforderungen. Man arbeite aber weiterhin mit den Lieferanten daran, so Kronig.

14:00 «Die Richtung stimmt, nur beim Tempo hapert's leider noch ein bisschen», beginnt Patrick Mathys die Medienkonferenz. Neuinfektionen seien am Sinken, aber nicht schnell genug. Die Hospitalisationen seien stark gesunken, was die Lage in den Spitälern jedoch nicht entspanne.

Patrick Mathys Coronavirus BAG
Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit am BAG. - Keystone

Die Todesfälle seien ebenfalls am Abnehmen, eine Übersterblichkeit sei jedoch noch zu verzeichnen. Die Mutationen des Coronavirus seien nach wie vor Grund zur Sorge: Stand heute seien 1126 nachgewiesen worden. Gut die Hälfte sei dem britischen Stamm zuweisbar, 26 dem südafrikanischen. Die brasilianische Variante sei nicht nachgewiesen worden.

Das BAG zeige sich «verhalten optimistisch», so Mathys.

Folgende Fachleute nahmen teil:

– Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force

– Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

– Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

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