Coronavirus: Braucht auch die Schweiz eine Impfprämie?
Um die Impf-Kampagne anzukurbeln, schenkt US-Präsident Biden den Gepiksten 100 Dollar. Die Schweizer Behörden zeigen sich diesbezüglich (noch) zurückhaltend.
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA sollen Impflinge vom Staat künftig 100 Dollar als «Belohnung» erhalten.
- Das BAG geht auf diese Frage aktuell nicht ein – die Gesundheitsdirektoren sind skeptisch.
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt auch in den Vereinigten Staaten wieder an. Präsident Joe Biden setzt deshalb nun teilweise auf Impfpflichten. Und auf eine Prämie von 100 US-Dollar für jene, die sich für die Impfung entscheiden.
Die Entwicklung der Fallzahlen und des Impffortschritts ähnelt jener in der Schweiz. Könnte eine Impfprämie für Unentschlossene auch hier Wunder bewirken? Eine Umfrage von Nau.ch zeigt: Die Verantwortlichen drücken auf die Bremse.
Engelberger: Prämie aktuell nicht sinnvoll
Lukas Engelbeger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, findet: «Die Impfung, welche für die Bevölkerung kostenlos und einfach zugänglich ist, ist Anreiz genug.»
Das würde die bisherige Durchimpfung belegen, so der Mitte-Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt. Zudem ist «auch das langfristig gültige Zertifikat ein Anreiz». Weitere künstliche Anreize seien «zur Zeit nicht sinnvoll».
Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel, Präsidentin der Gesundheitskommission, lehnt eine Prämie ebenfalls ab. «Es wäre ein falsches Signal. Für den Bezug von Gesundheitsleistungen sollte man nicht bezahlt werden», so die Aargauerin.
Bundesamt für Gesundheit weicht aus
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erteilt der Idee keine direkte Absage. «Die Kantone kennen ihre Bevölkerung am besten und wissen genau, wie die verschiedenen Bevölkerungsgruppen erreicht werden», erklärt eine Sprecherin.
Man stehe in engem Austausch und verfolge die Entwicklung eng. Aktuell arbeite man an einer weiteren Welle der «Kommunikations-Kampagne» zur Impfung, welche Mitte August lanciert werden soll.
Grundsätzlich ist das BAG überzeugt, ein vereinfachter Zugang zur Impfung – etwa mit Impfbussen vor Einkaufszentren – weitere Menschen überzeugen werde. Hinzu kämen steigende Fallzahlen, was ebenfalls helfen könnte bei der Steigerung der Impfquote.
Auch der Kanton Bern erklärt, dass man auf Kampagnen setze, um die Quote zu erhöhen. Einer Impfprämie stehe man kritisch gegenüber, so Sprecher Gundekar Giebel. Denn: «Es werden wohl nicht Incentives sein, die die Impfbereitschaft erhöhen, sondern überzeugende Argumente und solidarisches Verhalten.»