Coronavirus: Bundesrat gewinnt seine Massnahmen-Wette
Seit dem 1. April gibt es keine Coronavirus Massnahmen mehr. Nach einem Monat zeigen die Zahlen: Der Bundesrat hat die Normalität offenbar zu Recht ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat trotz Warnungen alle Corona-Massnahmen aufgehoben.
- Nach einem Monat scheint er damit Recht zu behalten: Die Zahlen sinken weiterhin massiv.
- Mit Blick auf den Herbst erarbeiten die Behörden bereits Szenarien für eine erneute Welle.
Als eine der ersten Regierungen in Europa hat der Bundesrat vor genau einem Monat sämtliche Corona-Massnahmen aufgehoben. Tag für Tag tragen im Bus und in Läden weniger Leute eine Maske, die Pandemie scheint im Alltag beendet.
Weil sich auch im Frühling noch viele Menschen infizierten, warnten Virologen vor dem Massnahmen-Ende. So kritisierte etwa die Genfer Professorin Isabella Eckerle das Aus der Massnahmen als «falsch».
Einen Monat später zeigt sich nun: Der Bundesrat hat die Wette gegen das Virus zumindest vorerst für sich entschieden.
Coronavirus: Fast alle Indikatoren im freien Fall
Gemäss den neusten verfügbaren BAG-Daten liegen nur noch 80 Personen mit Coronavirus auf einer Intensivstation. Vor einem Monat waren es mit 146 noch fast doppelt so viele. Nur 70 Prozent der Intensiv-Plätze sind aktuell belegt.
Bei den Hospitalisationen zeigt sich ebenfalls ein erfreuliches Bild. Immer weniger Menschen brauchen wegen des Coronavirus Spitalpflege. Ausserdem ist fast die Hälfte der Corona-Hospitalisierten aus anderen Gründen eingeliefert worden, wie das BAG transparent macht.
Die Fallzahlen befinden sich ebenfalls im Sinkflug. «Nur» noch 22'000 Fälle registrierten die Behörden innert einer Woche. Zwei Wochen zuvor waren es noch deren 40'000.
Hier gilt es allerdings zu beachten, dass die Zahl der Tests ebenfalls zurückging. Die Positivitätsrate bei PCR-Tests liegt weiterhin bei 33 Prozent. Die Dunkelziffer von Infizierten im Alltag dürfte also weiterhin hoch sein.
Bund und Kantone bereiten sich auf mögliche Herbst-Welle vor
Zurück geht auch die Zahl der Verstorbenen. Offensichtlich bleibt Omikron im Vergleich zu früheren Varianten relativ harmlos. Gute Nachrichten gibt es von dieser Front: Es sind keine neuen Mutationen aufgetreten. Gemäss BAG sind 99,6 Prozent der Fälle auf Omikron zurückzuführen.
Insgesamt scheint das Ende der Massnahmen also weiterhin gerechtfertigt. Aus der Politik gab es diesbezüglich keine Kritik mehr, nachdem linke Vertreter lange vor einem zu frühen Ausstieg gewarnt hatten.
Von der politischen Bühne verabschiedet hat sich das Coronavirus aber dennoch nicht. Bund und Kantone planen für den Herbst bereits vor, um nicht von einer neuen Welle überrascht zu werden. Aktuell streiten die Akteure etwa darüber, wer in welchem Fall welche Kompetenzen hat.
Ob in den kälteren Monaten eine vierte Impfung empfohlen wird oder neue Einschränkungen verhängt werden, zeigt sich erst in einigen Monaten.