Coronavirus: Bundesrat beschliesst grosse Lockerungen
Ab Montag macht die Schweiz einen grossen Schritt in Richtung Normalität. Der Bundesrat lockert deutlich schneller als angekündigt. Die Details.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat lockert heute radikaler als zuvor gedacht.
- Im privaten Rahmen sind wieder viel mehr Personen bei Treffen erlaubt.
- Die Homeoffice-Pflicht bleibt vorerst bestehen, ausser, die Betriebe testen regelmässig.
Also doch: Der Bundesrat reagiert auf die sinkenden Fallzahlen des Coronavirus. Er lockert die Massnahmen zur Eindämmung deutlich schneller als vor zwei Wochen angekündigt. Die neuen Freiheiten gibt es bereits ab nächstem Montag, dem 31. Mai.
Aufatmen darf die Gastronomie. Nach fast einem halben Jahr der Zwangsschliessung dürfen Innenräume von Bars und Restaurants wieder öffnen. Dabei gelten wie im Herbst weiterhin strikte Regeln.
So dürfen sich maximal vier Personen an einem Tisch treffen, die Kontaktdaten müssen erhoben werden. Aber: Die vorgesehene Maskenpflicht am Tisch entfällt. Der Mund-Nasen-Schutz muss nur beim Eintreffen oder dem Gang zur Toilette aufgesetzt werden.
Auch die Sperrstunde ab 23 Uhr ist ab Montag aufgehoben. Auf den seit dem 19. April geöffneten Terrassen dürfen sich neu sechs Personen pro Tisch treffen.
Homeoffice-Pflicht nur vorsichtig gelockert
Vorsichtig lockert der Bundesrat die Homeoffice-Pflicht. Diese wird ab Montag in eine Empfehlung umgewandelt für Betriebe, welche regelmässig testen. Wenn alle impfwilligen Personen geimpft sind, fällt die Regel dann für alle weg.
Deutlich mehr Freiheiten gibt es im privaten Rahmen. In Innenräumen dürfen sich wieder 30 Personen treffen, draussen sogar deren 50. Schutzkonzepte sind hier keine mehr nötig. Im öffentlichen Raum gibt es keine Personen-Obergrenze mehr für Treffen.
Veranstaltungen an der frischen Luft dürfen mit maximal 300 Personen stattfinden. In Innenräumen liegt die Grenze bei 100 Menschen. Hier gelten indes zusätzliche Einschränkungen.
Bei den Grossveranstaltungen visiert der Bundesrat den 20. August als zentralen Termin an. Für Geimpfte, Genesene und Negativgetestete heisst es dann: Ab ins Stadion. Unter gewissen Bedingungen herrschen dann keine Obergrenzen mehr.
Über weitere Lockerungen will die Landesregierung am 11. Juni informieren, der Entscheid soll dann zwei Wochen später fallen. Zentral für eine Öffnung wird in den nächsten Monaten der Fortschritt der Impf-Kampagne sein, erklärte Alain Berset.
Das Protokoll der Medienkonferenz:
14:32 Der Bundesrat sei zuversichtlich, dass der Öffnungsschritt richtig sei. «Es ist eine Mischung aus Vorsicht und kalkuliertem Risiko», sagt Berset. Das sei die Strategie schon immer gewesen. Somit ist die Medienkonferenz zu Ende.
14:29 Berset wäre «sehr traurig und enttäuscht», sollte die Durchführung von Grossevents nicht funktionieren. Aber die Organisation sei eine Riesensache, und der Bundesrat habe viel Verständnis dafür. Organisatoren seien aber motiviert, Events auf die Beine zu stellen.
14:26 Auch bei Grossveranstaltungen werde das Ess- und Trinkverbot aufgehoben. Allgemein hoffe das BAG, die Regeln für die Gastronomie im Sommer dann komplett fallen zu lassen.
14:24 Patrick Mathys antwortet auf eine Frage zum Impfschutz gegen das Coronavirus: Der Schutz halte wahrscheinlich länger an als sechs Monate. Wie viel aber sei noch nicht klar.
14:23 Auf eine Frage zum Covid-Zertifikat kann Berset nicht antworten: Da müsste beim Bundesamt für Informatik angefragt werden, sagt er. Der Gesundheitsminister schätzt aber, dass alles nach Plan laufe.
Normalisierungsphase wahrscheinlich Ende August
14:20 Im Juli werde wahrscheinlich der letzte grosse Öffnungsschritt erfolgen, bevor die dritte Phase anfangen könne. Grundlegende Regeln wie Maske und Abstand könnten dann immer noch gelten.
14:17 Kann der Bundesrat schon einschätzen, wenn die Normalisierungsphase eintreffen wird? Das sei von der Durchimpfungsrate abhängig, antwortet Berset. Was wiederum von der Impfwilligkeit der Bevölkerung abhängig sei. Falls zudem auch Kinder unter 16 Jahren plötzlich zugelassen wären, könnte es auch länger dauern.
Berset schätzt aber, die dritte Phase werde erst im August oder September eintreffen. Dann wären auch keine Massnahmen mehr durchsetzbar, sagt er. Das Coronavirus werde zwar noch zirkulieren, aber weniger Schaden anrichten.
14:15 Eine Frage zur EM: Wie sollen die Behörden auf spontane Versammlungen ohne Maske und Abstand reagieren? Die Personenobergrenze wurde aufgehoben, so Berset. Michael Gerber, Rechtsexperte beim BAG ergänzt: Maske tragen und Abstand halten sei weiterhin wichtig und müsse umgesetzt werden.
14:09 Werden die Fallzahlen des Coronavirus wegen angesteckten Kindern wieder ansteigen? Nein, die Teststrategie sei jetzt viel besser. Kinder seien zudem viel weniger vom Virus betroffen als andere Altersgruppen.
Berset fügt hinzu, es werde eine Zulassung für die beiden mRNA-Impfstoffe ab 12 Jahren erwartet. Dies «würde die Situation auch gut begleiten», glaubt Berset.
14:08 Der Bundesrat glaube, alle Risikopersonen, welche impfwillig seien, hätten die Gelegenheit erhalten, sich impfen zu lassen.
14:05 Lockert der Bundesrat wie letztes Jahr zu schnell? Sicher könne man sich nie sein, gibt Berset zu. Aber die Schutzmassnahmen würden immer wie besser umgesetzt, und die Durchimpfung schreite voran. Tests und Schutzmasken könnten auch wieder im Herbst eingesetzt werden, je nach Situation.
«Gute Entwicklung» trotz Coronavirus in Sicht
14:03 Alain Berset ruft die Bevölkerung dazu auf, sich testen und impfen zu lassen. «Wenn es weiter gut geht», sagt er, könne in den nächsten Monaten eine «gute Entwicklung» erzielt werden.
13:58 Die Pilotprojekte für Grossevents dürfen schon ab 1. Juni stattfinden. Auch hier hat der Bundesrat die Personenobergrenze nach oben angepasst: Innen 600, draussen bis zu 1000. Im Juli zählt der Bundesrat dann bei Grossveranstaltungen auf das Covid-Zertifikat.
13:55 Personen, welche aus Grossbritannien zurückreisen und geimpft sind, müssen trotzdem in Quarantäne. Dies aufgrund der besorgniserregenden Variante des Coronavirus, sagt Berset. Ansonsten müssen Genesene und Geimpfte nicht mehr in Quarantäne, sie gelten sechs Monate lang als nicht gefährlich.
13:54 Die Rückkehr ins Büro werde eine Mehrzahl an Kontakten mit sich ziehen, ist Berset sicher. Deswegen sei das Testkonzept wichtig. Zudem müssten besonders gefährdete Mitarbeitende weiterhin geschützt werden.
13:53 Der Bundesrat habe aufgrund des geringen Ansteckungsrisiko die Sitzplätze auf Terrassen auf sechs angepasst. An Hochschulen existiere keine Personenobergrenze mehr für Präsenzunterricht, sofern ein Testkonzept vorliege.
13:49 Die erste Phase im Plan des Bundesrats neige sich dem Ende zu, so Berset. Die Stabilisierungsphase beginne demnächst. «Mit jedem Tag nähern wir uns dem Ende dieser Pandemie», sagt der Bundesrat zufrieden.
13:45 Alain Berset eröffnet die Medienkonferenz. Der Bundesrat sei optimistisch, die Schweiz sei noch nicht am Ende des Weges, aber nahe dran. Die Fallzahlen des Coronavirus seien seit Wochen in einem Sinkflug.