Coronavirus: 80 Prozent der Schweizer bereits mit Omikron infiziert
Die Ansteckungen mit dem Coronavirus sind erneut angestiegen. Die Experten von Bund, Kantone und der Taskforce präsentieren die neusten Erkenntnisse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fall- und Hospitalisationszahlen sind in den letzten Wochen erneut angestiegen.
- Am Point de Presse informieren die Fachexperten über die aktuelle Lage.
Seit Anfang Februar steigen die Corona-Zahlen erneut an. Die Spitäler verzeichnen ebenfalls einen Anstieg an Patienten.
Am 100. Point de Presse informierten die Experten von BAG, Kantonen und Taskforce über die aktuelle Corona-Lage. Falls sich die Lage nicht dramtisch verschlechtere, sei dies voraussichtlich auch gleich die letzte solche Konferenz gewesen.
Das sind die wichtigsten Punkte:
- Derzeit stecken sich rund 100'000 Personen pro Tag an, so BAG-Chef Matyhs. «Damit dürften 10 Prozent der Bevölkerung Virenträger und potenziell ansteckend sein.» Zudem sind rund 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung bereits mit der Corona-Variante Omikron in Kontakt gekommen. Dank der hohen Durchimpfungsrate und der hohen Immunität bleibe die Zahl klinischer und schwerer Fälle verhältnismässig tief. Deshalb sorge sich das BAG nicht allzu stark über die hohe Zirkulation.
- Falls der Bundesrat die besondere Lage wie geplant Ende Monat beende, werde das BAG die Corona-Zahlen nur noch dienstags veröffentlichen. Die Überwachung werde weitergeführt, insbesondere das Monitoring des Abwassers. Das Covid-Dashboard werde ebenfalls weitergeführt.
- Falle Ende März die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, sei mit einem vorübergehenden erneuten Anstieg der Fallzahlen zu rechnen, warnt der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri. «Künftig stehen individuelle Schutzmassnahmen im Fokus.»
- BAG und EKIF empfehlen keine zweite Auffrischimpfung, erklärte Impfchef Christoph Berger. Eine zweite Auffrischungsimpfung führe zwar wieder zu hohen Antikörperspiegeln, bringe aber beim Schutz vor neuen Ansteckungen wenig Wirkung. Dies könnte sich bis nächsten Herbst noch ändern. In Absprache mit dem Ärzt könnten Personen diese jedoch trotzdem bereits bekommen.
- Die Corona-Variante Omikron ist gemäss Tanja Stadler von der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes weiterhin sehr gefährlich. Aber in einer Bevölkerung mit vielen Geimpften und Genesenen seien die Verläufe viel weniger schlimm als anderswo.
Hier finden Sie das Protokoll zur Medienkonferenz:
15.12: In der normalen Lage könnte keine nationale Maskenpflicht im öffentlich Verkehr aufrechterhalten werden, so Matyhs.
Die Kantone könnten auf im regionalen Verkehr eine solche Regel einführen, so Hauri. Auf den nationalen Verkehr könnten sie keinen Einfluss nehmen.
15.08: Die weitere Entwicklung sei schwer vorauszusagen, so Stadler. Saisonalbedingt werde das Coronavirus im Herbst höher sein, als im Sommer.
«Dem Virus geht langsam die Wirte aus», so Mathys. Das soll die Ausbreitung ab April auf natürliche Weise ausbremsen.
15.05: Wie gefährlich ist eigentlich Omikron? «Omikron an sich ist sehr gefährlich», so Stadler. Gesellschaften, die wenig durchimpft und wenig Kontakt hatten, merken das, wie das Beispiel Hongkong gegenüber Indonesien zeige. Der Unterschied in der Schweiz zu früheren Wellen liege vor allem an der hohen Immunität.
15.02: Das BAG stemmt sich nicht gegen die Datenerhebung zu Long Covid. Da man die Krankheit noch nicht gut kenne, wisse das BAG derzeit daher nicht, welche Daten überhaupt erhoben werden sollen. Da Gesundheitsdaten zu den sensibelsten Daten gehörten, sei dies auch rechtlich eine Herausforderung. Man können nur Daten sammeln, die relevant und brauchbar seien, so Mathys zum Thema Long Covid-Register.
14.58: EKIF und BAG gehen derzeit davon aus, dass der jetzige Impfstoff im Herbst zum Einsatz kommen würde. Dies sei nicht vergleichbar mit der Grippe-Impfung, die in jeder Saison auf die Virenstämme angepasst werde, stell Berger auf Nachfrage klar.
14.53: Aus epidemiologischer Sicht spreche einiges für das Tragen einer Maske, so Mathys. Jeder Person sei es freigestellt, weiterhin eine zu tragen. Ob das Obligatorium im öffentlichen Verkehr bleiben werde, müsse der Bundesrat entscheiden.
Stadler wiederholt auf Anfrage, dass aus epidemiologischer Sicht der Nutzen der Maske klar erwiesen sei. Wenn alle eine Maske tragen, kommt es zu weniger Infektionen.
14.51: Der Schutz vor schwerer Infektion halte auch nach vier Monaten an, so Berger. Es gebe keine Evidenz für eine breite Empfehlung zu einer weiteren Auffrischimpfung für eine ganze Bevölkerungsgruppe.
14.49: Die genauen Empfehlungen bezüglich Tests seien im BAG noch nicht erarbeitet. Man werde Informationen verlieren, wenn der Corona-Test nicht mehr obligatorisch sei.
Hauri glaubt, dass sich auch ohne Isolationspflicht viele Personen weiterhin testen lassen werden. Ausserdem würden sich die Behörden regelmässig mit der Ärzteschaft austauschen.
14.47: Die Impfempfehlungen gelten weiterhin, auch für Kinder, so Berger. Alle ab zwölf Jahre sollen sich also normal impfen lassen. Jüngere Kinder ab fünf sollen brauchen weiterhin keine Booster-Impfung.
14.46: Der Staat müsse die Bevölkerung nicht an der Hand nehmen, so Mathys. Nun sei es Zeit für die Eigenverantwortung.
14.42: «Wer krank ist, gehört eigentlich nicht in die Öffentlichkeit», so Mathys. Das gelte nicht nur für Corona. Deshalb auch ohne Isolation soll man zu Hause bleibe, wenn man Corona-Symptome aufweise und sich testen lassen.
14.38: Es beginnt die Fragerunde. Stecken sich die Menschen mehrfach an, oder wie kommen die hohen Infektionszahlen zustande?
Ja, rund 80 Prozent der Bevölkerung habe sich mit Omikron angesteckt, so Stadler. Internationale Daten zeigte, dass sich Personen mehrfach anstecken können. Es gebe auch Berichte aus der Schweiz von Mehrfachansteckungen.
Patrick Mathys spricht von Reinfektionen, wenn zwei positive Test mindestens 90 Tage auseinander liegen. Da sei die Zahl von Reinfektionen sehr tief. Auch bei engerer Definition sei diese Zahl sehr tief.
Rudolf Hauri bestätigt aus der Praxis, man sehe solche Reinfektionen. «Sie machen aber nicht die grosse Masse aus.»
Ohne Maskenpflicht werden die Zahlen wohl erneut ansteigen
14.37: Kantonsarzt Rudolf Hauri spricht über die Auswirkung von Grossveranstaltungen auf die Verbreitung des Coronavirus. So sei nach der Fasnacht eine Zunahme beobachtet worden.
Mit dem vorgesehenen Wegfall der Massnahmen, insbesondere der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, müsse mit einem Anstieg der Fallzahlen gerechnet werden. Dieser könne ausgeprägt sein, wegen der hohen Dunkelziffer. Die Hygieneregeln müssten deshalb weiterhin in Erinnerung bleiben.
14.34: Die Wissenschaft werde die Entwicklung der Pandemie weiterhin begleiten, auch nach Auflösung der Taskforce. Wenn Politik und Wissenschaft zusammenarbeiten, könne man gemeinsam mehr erreichen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnte bei zukünftigen Krisen helfen.
Taskforce: Impfschutz weiterhin hoch
14.28: Zwar nehme die Hospitalisation bei Menschen über 60 Jahren wieder zu. Doch dies deute nicht auf einen abnehmenden Impfschutz. Dies sei vielmehr auf die hohe Zahl der Infektionen zurückzuführen, so Stadler.
In der Zukunft gelte es nun in den Räumen für gute Luft zu sorgen. Ausserdem würde das kollektive Maskentragen einen guten Schutz bieten. Dies sei vor allem bei hoher Verbreitung des Coronavirus wichtig. Daher sollte diese Massnahme immer in der Hinterhand gehalten werden, insbesondere mit Hinblick auf den Winter.
Ausserdem müsse die Epidemie weiterhin gut beobachtet werden, um entsprechend reagieren zu können. Das Monitoring sei deshalb für die Taskforce essenziell.
Long Covid und die psychische Belastung durch die Pandemie werde die Gesellschaft weiterhin stark beschäftigen. Den Betroffenen gelte es nun zu helfen.
Und schliesslich sei die finanzielle Situation der Schweiz zwar gut, die Verteilung der Belastung jedoch ungleich verteilt. Menschen mit wenig Einkommen seien überdurchschnittlich stark betroffen. Dies müsste in Zukunft näher betrachtet werden.
14.25: Tanja Stadler bestätigt die Auflösung der Taskforce auf Ende März. Sie gibt nun einen Ausblick für den weiteren Verlauf der Verbreitung des Coronavirus. Die Taskforce erwartet, dass die Welle im Frühjahr abflacht.
14.22: Studien aus Israel zeigten, dass der maximale Schutz wahrscheinlich nach drei Impfungen erreicht sei. Eine zweite Auffrischimpfung junger Personen im Gesundheitswesen könnte daher nur eine geringe Wirkung zeigen, so Berger.
Die EKIF und das BAG empfehle daher derzeit keine zweite Auffrischimpfung. In Einzelfällen könne diese off-Label jedoch durchaus verabreicht werden.
Es sei jedoch denkbar, dass eine jährliche Impfkampagne wie bei der Grippe nötig sein werde. Daher gelte es nun, sich auf eine solche vorzubereiten.
14.18: EKIF-Chef Christoph Berger spricht über die weitere Impfstrategie. Die bisherige Strategie mit zwei Impfungen plus Booster führe zu einer guten Immunität gegen das Coronavirus. Der Schutz vor schweren Verläufen halte an. Vor milderen Verläufen sei man hingegen mit der Zeit weniger gut geschützt.
Zu Hospitalisationen und Einweisungen in die Intensivstationen komme es bei geimpften Personen allerdings kaum noch.
BAG will Corona-Zahlen noch einmal pro Woche liefern
14.12: Die Zahl der Infektionen werde wohl bald zurückgehen. Doch bis Ende April müsse noch mit hohen Zahlen gerechnet werden.
Zur Überwachung der epidemiologischen Lage stützt sich das BAG auf fünf Pfeiler: Das obligatorische Meldesystem, das Sentinella-Meldesystem und das Abwassermonitoring, das 70 Prozent der Bevölkerung abdecke. Zusätzlich sollen Stichproben durchgeführt werden.
Das BAG will die Impfdaten weiterhin erheben. Auch sollen Immunitäts-Studien weitergeführt werden. Ob weitere Daten nötig seien, werde laufend untersucht.
Das Covid-Dashboard werde weitergeführt. Doch die Kennzahlen sollen bei einer allfälligen Rückkehr zur normalen Lage nur noch dienstags veröffentlicht werden.
14.06: Die Zunahme bei den Hospitalisationen sei weniger stark als bei den Fallzahlen, so Mathys. Auch habe die Zahl der Intensivpatienten zugenommen, auch da aber nur schwach. Im Schnitt seien rund 10 Todesfälle pro Tag zu beklagen.
Das Verhältnis zwischen den infizierten Personen und den Personen, die intensivmedizinische Betreuung benötigen, sei kontinuierlich seit der dritten Welle zurückgegangen. Dies sei teilweise wegen der höheren Immunität und auch der Omikron-Variante zuzuschreiben. Deswegen mache man sich derzeit auch wegen der hohen Zirkulation wenig Sorgen.
14.00: Patrick Mathys, Leiter der Krisenbewältigung des BAG, eröffnet den 100. und voraussichtlich letzten Point de Presse zum Coronavirus. Wir hätten uns zwar in den letzten Wochen weitgehend wieder an ein normales Leben gewohnt. Doch viele hätten sich in dieser Zeit mit dem Coronavirus infiziert.
Mathys präsentiert die Fallzahlen, die fast die höchste Werte der ersten Omikron-Welle erreicht haben. Es würden sich derzeit noch jeden Tag über 100'000 Personen anstecken. «Damit dürften 10 Prozent der Bevölkerung Virenträger und potenziell ansteckend sein.»
Ansteckungen mit dem Coronavirus haben wieder zugenommen
Nachdem die Schweiz den ersten Omikron-Peak hinter sich gelassen hatte, hat das BAG die Frequenz der Kommunikation heruntergefahren. Seit Anfang Februar verzichtet die Behörde auf die wöchentlichen Points de Presse zum Coronavirus.
Nun treten die Experten erneut vor die Medien, um über die neuesten Entwicklungen rund um das Coronavirus zu informieren. Angesichts der steigenden Zahlen und damit verbundene Verunsicherung sei ein guter Zeitpunkt. Auch wenn dieser bereits vor Wochen so geplant war.
Der Fahrplan des Bundesrats sieht vor, Ende Monat die besondere Lage zu beenden und damit die restlichen Massnahmen aufzuheben. Ebenfalls auf Ende März löst sich die Taskforce auf eigenen Wunsch auf. Damit tritt Präsidentin Tanja Stadler heute wohl zum letzten Mal in dieser Funktion auf.
Folgende Fachleute nehmen teil:
- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG.
- Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF.
- Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force.
- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS.