Coronavirus: Das sind die Impfempfehlungen für Herbst 2022
Die Impfkommission empfiehlt den zweiten Booster – die vierte Impfung gegen das Coronavirus – erst ab Herbst. Die Behörden orientieren live.
Das Wichtigste in Kürze
- Swissmedic und Impfkommission präsentieren die Impfempfehlungen für den Herbst.
- Personen über 80 wird ab sofort der Booster empfohlen.
- Für den Herbst wird die Auffrischimpfung der gesamten Bevölkerung empfohlen.
Seit Ende Januar 2022 hat sich in Sachen Impfempfehlung gegen das Coronavirus nicht mehr viel getan. In den letzten Wochen sind die Fallzahlen im Steigen begriffen. Nun orientieren Impfkommission, Swissmedic, BAG und die Kantone über die Impfempfehlungen ab Herbst.
Zweiter Booster generell ab Herbst
Wer eine Auffrischimpfung benötigt, weil das Zertifikat im Ausland nicht mehr gültig ist, kann das zwar schon jetzt tun. Dies hat der Bundesrat vor vier Wochen offiziell auch abgesegnet, aber bezahlen muss man diesen Extra-Booster selbst.
Schlagzeilen gemacht hat dagegen die Beschaffungsstrategie des Bundes für den nächsten Winter. Das Parlament hat schliesslich das Budget so zusammengestrichen, dass die Verträge mit den Herstellern erst einmal neu verhandelt werden müssen.
Für den Sommer wird an der Impfstrategie nun nichts geändert, mit Ausnahme der Ü80, für die die Boosterempfehlung gilt. Ansonsten: Wer will, kann mehr tun, zahlt aber drauf. Für Ungeimpfte, doppelt Geimpfte und Genesene gelten die gleichen Empfehlungen weiterhin. Im Herbst soll dann der zweite Booster empfohlen sein für diejenigen rund 44 Prozent, die schon eine Auffrischimpfung erhalten haben. Auch für alle anderen Konstellationen geht es dann weiter im selben Schema. Doppelt Geimpften wird ihr erster Booster nahegelegt, Ungeimpften die erste Dosis, bei Genesenen je nach deren Impfstatus.
Das Protokoll
14:25 Céline Gardiol vom BAG bestätigt, dass die Teststrategie nach wie vor gleichbleibe. Wer entsprechende Symptome habe, könne sich testen lassen.
14:20 «Wenn ganz eine andere Variante kommt, stimmt das alles nicht, was ich gesagt habe», sagt Berger auf eine Journalisten-Frage zu den Priorisierungen. Man kommuniziere heute, damit entsprechende Vorbereitungen getroffen werden könnten. Aber es könne sich vieles ändern.
Kantonsarzt Hauri bestätigt denn auch: Sollte die Situation so bleiben wie jetzt, werde es wohl keinen grossen Ansturm auf die Impfzentren geben. Aber man sie theoretisch bereit und am Planen, um grosse Zahlen an Impfwilligen bewältigen zu können.
14:15 Ist es denkbar, dass sich vulnerable Personen künftig viermal pro Jahr impfen lassen müssen? «Ich weiss es nicht», so die Bilanz von Impf-Chef Christoph Berger. Normalerweise impfe man ja im Herbst, aber aktuell sei halt «etwas dazwischengekommen». Man befinde sich in einer Phase zwischen Pandemie und endemischem Virus.
Die Grenze von 80 Jahren sei natürlich nicht scharf, betont Berger. Man sehe aber bei dieser Altersgruppe deutlich mehr schwere Erkrankungen.
14:10 Die Fragerunde beginnt. Wird bei bereits bestellten Chargen automatisch der jeweils neuste zugelassene Impfstoff geliefert? Das sei tatsächlich so in den Verträgen festgehalten, heisst es vom BAG. Die Schweiz erhalte immer den neusten zugelassenen Impfstoff. Dieser werde dann auch verimpft, auch wenn noch alte Bestände vorhanden wären.
14:05 Hingegen rechnet Hauri mit einer Influenza-Welle (Grippe) und weiteren Atemwegserkrankungen. Das kenne man ja bereits. Besonders gefährdete Personen und besonders exponierte Personen in den Vordergrund zu stellen, sei sicher sinnvoll.
«Es hat derzeit genügend Impfstoff», stellt Hauri klar. Deshalb seien die Empfehlungskategorien nicht mit einer Kontingentierung verbunden. Sollte es Engpässe geben, werde man aber auf die Kategorien abstützen können. Um die Versorgung sicherzustellen, werde man unter anderem auch mobile Impf-Equipen in Pflegeheimen einsetzen.
13:58 Kantonsarzt-Präsident Rudolf Hauri geht auf die stetig steigenden Fallzahlen und die Belastung der Spitäler ein. Er gehe nicht davon aus, dass diese neuerliche Welle nicht bewältigt werden könne: «Alarmstimmung ist nicht angebracht, leichter Sinn aber auch nicht.»
Insbesondere in Gesundheitsinstitutionen und ähnlichen Lokalitäten sei eine Maske sicher angezeigt. Auch Abstand halten und weitere, bereits eingespielte Massnahmen seien nach wie vor sinnvoll.
Es gehe nicht um die Verhinderung einer Welle. Mittlerweile schütze die Grundimmunisierung die Bevölkerung und die medikamentöse Behandlung habe sich verbessert. Wie es im Winterhalbjahr weitergehe, könne man aber nicht sagen. Verhältnisse wie im Jahr zuvor seien wenig wahrscheinlich, eine «normale» Situation aber genauso wenig.
13:55 Das Gesuch um Zulassung eines bivalenten Impfstoffs von Moderna sei aktuell das wohl wichtigste, sagt Philippe Girard von Swissmedic. Die Begutachtung erfolge wie immer rollen, aber es sei unklar, wie lange es bis zur Zulassung dauere. Das Gesuch habe aber hohe Priorität.
Man erwarte weitere Gesuche für neue oder erweiterte Impfstoffe.
13:50 Berger bringt auch parallele Massnahmen wie Masken mit ins Spiel, die einen Beitrag Leisten müssten. Die Wahl des «richtigen» Zeitpunkts für die Auffrischimpfung im Herbst sei zentral, da die Wirkung nur wenige Monate anhalte. Heute gebe es schon einmal diese Vorinformation, später werde man sich noch etwas genauer festlegen.
13:45 Prioritär seien deshalb besonders gefährdete Personen über 65 Jahren oder jüngere Personen mit einem Risikofaktor. Die Impfung biete ihnen einen zusätzlichen Schutz. Andre Personen hätten ein geringeres Risiko, insbesondere wenn sie geimpft seien. Berger mahnt: «Mild» heisse nicht nichts, sondern könne sehr wohl mehrere Tage Arbeitsausfall bedeuten.
In zweiter Linie im Fokus sei deshalb das Gesundheitspersonal. Für alle anderen Personengruppen bestehe ebenfalls eine Empfehlung, nicht aber für unter 16 Jahren. Für Kinder bestehe ein sehr geringes Erkrankungspotenzial.
13:40 Der Chef der Impfkommission, Christoph Berger, führt aus, dass die Bevölkerung wegen der vielen Ansteckungen und vor allem wegen der Impfungen viel weniger anfällig sei. Die Omikron-Varianten, auch die neuen, führten zudem zu milderen Verläufen. Die Omikron-Varianten konnten den Schutz der Impfung aber oft umgehen.
Bei einer grossen Virus-Ausbreitung müssten Impfungen eingesetzt werden. Dies vor dem Hintergrund, dass die Immunität relativ schnell nachlasse. Saisonal bedingt werden die Fallzahlen im Herbst und Winter erneut zunehmen und es werde eine weitere Welle geben. Ziel sei, die Hospitalisationen und die schweren Erkrankungen zu minimieren. Deshalb gebe es eine nach Risikofaktoren abgestufte Impfempfehlung der Kommission.
13:30 Céline Gardiol, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle, ersetzt heute die BAG-Vizedirektorin Linda Nartey: Als Kontaktperson eines Corona-Falls verzichtet sie auf die Teilnahme an der Medienkonferenz.
Man stelle eine Zunahme der Hospitalisierungen fest. Aber die internationalen Studien zeigten keine Hinweise darauf, dass die neuen Varianten schwerere Verläufe zur Folge hätten. Eine präszise Prognose für die nächsten Wochen oder gar den Herbst sei nicht möglich. Die Impfung sei noch immer die beste Möglichkeit, eine schwere Erkrankung zu verhindern. Deshalb empfehle man heute die Auffrischungsimpfung für Personen ab 80, für alle anderen ab Herbst.
Impfstoffe: mRNA, J&J, Novavax
Der Bund will grundsätzlich an seiner bisherigen Impfstoff-Strategie festhalten. Da die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech auch gegen Omikron am besten schützen, fährt man zweigleisig mit diesen Produkten weiter. Der Vektor-Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) ist zwar zugelassen, gilt aber als wenig wirksam.
Seit Mai zugelassen ist aber auch der protein-basierte Impfstoff von Novavax. Er ist empfohlen, wenn medizinische Gründe gegen einen mRNA-Impfstoff sprechen oder für Personen, die solche ablehnen. Deshalb wird er vom Bund auch nur in geringeren Mengen beschafft. Noch unklar ist, wie die Geschichte mit den gekündigten Verträgen mit Pfizer/Biontech und Moderna weitergeht.
Spezifisch gegen die Omikron-Variante schützende Impfstoffe sind noch keine zugelassen. Moderna hat aber Ende Juni einen Antrag auf Zulassungserweiterung bei Swissmedic eingereicht. Ebenfalls hängig ist ein Moderna-Gesuch für die Impfung von Kindern ab sechs Monaten bis 5 Jahren.