Coronavirus: Deshalb will der Bundesrat keine Ausgangssperre
Der Bundesrat hat heute neue Massnahmen gegen das Coronavirus beschlossen. Eine Ausgangssperre gibt es nicht, jedoch ein Verbot für Treffen ab fünf Personen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat verbietet Treffen von Gruppen ab 5 Personen.
- Er hat im Gegensatz zu anderen Ländern keine Ausgangssperre verhängt.
- Berset begründet: «Wir machen keine Spektakel-Politik»
Es war die grosse Frage vor der heutigen Pressekonferenz des Bundesrats zum Coronavirus: Verhängt die Regierung eine Ausgangssperre oder nicht?
Jetzt ist klar: Es gibt kein Ausgangsverbot für Schweizerinnen und Schweizer. Hingegen sind Ansammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Weshalb nicht gleich die Ausgangssperre wie in Frankreich oder Italien?
Alain Berset sagte klar: Der Bundesrat habe die Frage diskutiert, sich aber dagegen entschieden, weil das Land trotz allem noch funktionieren müsse. Der Detailhandel, die Post, der Journalismus, der öffentliche Verkehr, die Banken, die Feuerwehr und vieles mehr müssten am Laufen erhalten werden. Zudem seien die Baustellen - unter Einhaltung der Abstands-Regeln - ebenfalls noch offen.
«Keine Spektakel-Politik»
Was die Schweiz nun entschieden habe, sei schon sehr nahe am Ausgehverbot wie in Frankreich oder Italien. Im Gegensatz zu anderen Ländern betreibe der Bundesrat aber keine Spektakel-Politik, betonte Berset. «Es geht nicht um die 20 Sekunden der Ankündigung, sondern darum, was nachher geschieht.»
Die Bevölkerung müsse hinter dem Entscheid stehen können. Denn auch die möglichen Gegenreaktionen der Leute hätten den Bundesrat dazu bewogen, keine Ausgangs-Sperre zu verhängen. Sei die Entscheidung zu streng, könne es Revolte geben, wie man im Ausland schon habe beobachten können. Und der Bundesrat habe jetzt ausführlich begründet, weshalb die neuen Massnahmen auch wirklich nötig seien.
«Nicht das Verbot schützt, sondern das Verhalten»
Ein weiteres Argument spreche gegen eine totale Sperre: «Es ist nicht das Ausgangsverbot, das uns schützt, sondern es ist unser Verhalten», betonte der Gesundheitsminister. «Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand». Die Coronavirus-Fälle steigen von Tag zu Tag, in der Schweiz gibt es bereits 43 Tote.
Der Bundesrat sei überrascht darüber gewesen, dass Uri ein Ausgehverbot für Personen ab 65 Jahren verhängt habe. Man müsse jetzt abklären, inwiefern dies mit der Verordnung des Bundesrats einhergehe.
Und Familien mit sechs Personen?
Berset präzisierte zudem , dass das Versammlungsverbot ab fünf Personen natürlich nicht für Familien mit mehr als drei Kindern gelte. Diese dürften auch weiterhin zu sechst im eigenen Garten spielen. Das Verbot gelte vor allem für Menschenansammlungen auf der Strasse, im öffentlichen Raum.