Coronavirus: ETH & BAG korrigieren R-Wert von 1,18 auf 1,12

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Wie so oft hat die ETH die für Verschärfungen massgebende Reproduktionszahl des Coronavirus überschätzt. Nun liegt der Wert wieder unter der kritischen Grenze.

R-Wert Coronavirus BAG ETH
Das BAG hat den von der ETH berechneten R-Wert bereits für den 12. März zu hoch ausgewiesen. Nun liegt er wieder unter der kritischen Schwelle von 1,15. - Keystone/BAG

Das Wichtigste in Kürze

  • Der aktuellste R-Wert für die Schweiz beträgt laut ETH und BAG 1,14.
  • Die Zahl für den 12. März hingegen wird still und leise von 1,18 auf 1,12 korrigiert.
  • Damit liegt die Reproduktionszahl wieder unter dem massgebenden Wert von 1,15.

Die Enttäuschung am letzten Freitag war nicht nur bei Wirten gross. Der Bundesrat hat die auf den 22. März geplanten Lockerungen weitgehend verschoben. Stattdessen gab er wegen den steigenden Fallzahlen gar Kriterien für weitere Verschärfungen bekannt.

Einer der zentralen Werte rund um das Coronavirus ist die Reproduktionszahl R. Diese gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person unter den aktuellen Bedingungen im Durchschnitt ansteckt. Gestern Donnerstag lag dieser von der ETH berechnete Wert für den 12. März bei 1,18.

Coronavirus: Bundesrat will bei R von 1,15 verschärfen

Demnach steckten an diesem Tag 100 Infizierte 118 weitere an. Das ist dem Bundesrat zu bunt. Ab einer Zahl von 1,15 oder mehr will er künftig die geltenden Massnahmen verschärfen. Deshalb begann vielerorts das grosse Bibbern.

R-Wert Coronavirus 12. März
Am Donnerstag, 25. März lag der von der ETH berechnete R-Wert für den 12. März bei 1,18. - Twitter/BAG

Nun dürften viele in der Bevölkerung etwas aufatmen. Denn: Die ETH hat den Wert für den 12. März auf 1,12 runterkorrigiert. Damit liegt die zentrale Zahl wieder unter dem kritischen Wert.

R-Wert Coronavirus neu
Einen Tag später wird der R-Wert für den 12. März nur noch auf 1,12 berechnet. - Screenshot BAG

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Behörden verschätzt haben. Im Februar wurde die Zahl während Wochen jeweils am Freitag deutlich nach unten angepasst. Das sorgte für gehässige Reaktionen – bis hin zu einer Rücktrittsforderung von SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi an Gesundheitsminister Alain Berset.

Korrekturen am R-Wert immer wieder freitags

Dass der R-Wert jeweils am Freitag grössere Korrekturen erfährt, liegt auch an der Berechnungsmethode. Am letzten Wochentag wird jeweils ein um vier Tage aktuellerer Wert publiziert. Zuvor wird er wegen den Weekend-Effekten eine Weile lang nicht aktualisiert.

Ist der R-Wert das richtige Kriterium, um über einen neuen Lockdown zu entscheiden?

Wichtig ist in diesem Kontext auch das Konfidenzintervall. Dieses besagt, zwischen welchen Bereichen der R-Wert tatsächlich liegt. Für den 12. März liegt die entsprechende Spannweite zwischen 1,00 und 1,24.

R-Wert Karte Schweiz
Trotz der Korrektur nach unten bleibt die Lage um das Coronavirus ernst: In fast allen Kantonen liegt der R-Wert klar über 1. - Screenshot BAG

Diese für künftige Corona-Entscheide enorm wichtige Zahl unterliegt also einem relativ grossen Unsicherheitsfaktor. Der neuste verfügbare Wert beträgt 1,14 mit einem Konfidenzintervall zwischen 1,00 und 1,28.

Sicher ist also, dass die Zahl der Fälle des Coronavirus zunehmend ist. Wie stark genau, ist aber schwer abzuschätzen.

Berset Maurer Parmelin Coronavirus
Alain Berset, Guy Parmelin und Ueli Maurer verkünden an einer Medienkonferenz drastische Massnahmen. Erst am 14. April sind neue Entscheide zu erwarten. - Keystone

Das dürfte der Bundesrat bei seiner nächsten Sitzung vom 31. März berücksichtigen. Mit Entscheidungen ist allerdings erst nach Ostern am 14. April zu rechnen.

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