Coronavirus: Die Booster-Empfehlung für unter 65-Jährige kommt

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Köniz,

Die Booster-Kampagne läuft seit dieser Woche, doch nur für alle ab 65 Jahren. Die Empfehlung für den Rest der Bevölkerung soll bereits in einigen Wochen folgen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dieser Woche werden grossflächig Booster-Impfungen für alle ab 65 Jahren verabreicht.
  • Doch bereits fordern Fachleute und Teile der Bevölkerung die Auffrischung für alle.
  • Am wöchentlichen Point de Presse nehmen BAG und Impfkommission Stellung.

Die Kennzahlen rund um das Coronavirus steigen weiter an. Die Zahl der Neuinfektionen verdoppelt sich derzeit alle 14 Tage. Auch in den Spitälern nimmt der Druck zu. Lagen vor einer Woche noch 532 Corona-Patienten im Spital, sind es jetzt schon 681.

Nach dem Abschluss der nationalen Impfwoche begann am gestrigen Montag die Booster-Kampagne. Am wöchentlichen Point de Presse wurde nun die Auffrischung auch für unter 65-Jährige in einigen Wochen in Aussicht gestellt. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen:

- «Wir befinden uns in einer neuen Infektionswelle», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG. Die Fallzahlen verdoppelten sich alle zwei Wochen, eine baldige Überlastung des Gesundheitswesens könne nicht ausgeschlossen werden.

- In wenigen Wochen soll die Booster-Impfung auch für die breite Bevölkerung empfohlen werden. «Die offizielle Empfehlung ist in Erarbeitung und folgt in wenigen Wochen», sagte EKIF-Präsident Christoph Berger. Die Empfehlung müsse sorgfältig erstellt werden und erfolge ausserhalb der Zulassung durch die Swissmedic. Es sei nun wichtig, dass alle Personen über 65 zuerst die Gelegenheit erhalten, ihren Impfschutz auffrischen zu können.

- «Die Impfwoche war kein Grosserfolg. Wir haben uns noch mehr Erstimpfungen gewünscht», fasste der Zuger Kantonsarzt zusammen.

- Gemäss Michael Beer, Leiter des Projekts Impfoffensive, habe man den Abnahme-Trend der Impfungen brechen können. Die Impfwoche habe zu 15'000 zusätzlichen Impfungen geführt und viele Menschen – insbesondere junge Personen – dazu gebracht, sich mit dem Thema zu befassen. Der Bund hat mindestens 27 Millionen Franken für die Impfwoche ausgegeben.

Michael Beer, Vizedirektor, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, und Leiter des Projekts Impfoffensive, zweite-rechts, spricht an der Seite von Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS, Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF, und Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, BAG, von links, an einem Point de Presse zur Covid 19 Situation, am Dienstag, 16. November 2021, in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex) - keystone

- EKIF-Präsident Christoph Berger geht nicht davon aus, dass sich die Bevölkerung nun im Halbjahresrhythmus gegen das Coronavirus impfen muss. Die Empfehlung für die Impfungen würden ja im Kontext an die epidemiologische Lage gemacht .«Ich gehe nicht davon aus und hoffe nicht, dass wir diese Lage im kommenden Jahr haben.» Wie bei vielen anderen Impfungen sei hier aber eine dritte Impfung angezeigt.

Hier finden Sie das Protokoll zur Medienkonferenz

15.03: Auch trotz Zertifikatspflicht könnten erneut Massnahmen wie Maskenpflicht in Innenräumen wieder eingeführt werden, falls sich die Zahlen weiter entwickeln wie in den letzten Wochen. «Nichts ist ausgeschlossen», so Hauri.

15.00: Verlängert sich das Zertifikat bei einem Impfdurchbruch gleich wie bei einer Booster-Impfung? Der Effekt auf die Schutzwirkung sei der gleiche, daher zeige sich das auch im Zertifikat: Eine Verlängerung, die in der EU für 6 Monate gelte, in der Schweiz für ein Jahr.

14.54: Die Impfung der ungeimpften Bevölkerungsgruppen sei elementar. Derzeit trifft das insbesondere auf Kinder zu. Kann man Kinder off-Label verimpfen und weist die Strategie Mängel auf angesichts der hohen Zahlen?

«Natürlich könnte wir eine Empfehlung machen für Kinder off-Label zu imfpen», so Berger. «Wir haben aber den Impfstoff für die Impfung der Kinder nicht, die Dosierung, die in den USA verwendet wird, ist eine andere», so Berger.

Die Nutzen-Risiko-Abwägung für die Kinder falle nicht gut aus. Die Kinder hätte eine ganz geringe Krankheitslast. Man habe auch wenig Daten für die Abschätzung der Risiken.

«Sollen wir jetzt die Kinder impfen, um die Erwachsenen zu schützen? Das ist sehr altruistisch», so Berger. Doch man beurteile die Situation laufend.

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Eine Schülerin hebt zum Trinken die Maske zum Schutz gegen das Coronavirus an. (Symbolbild) - dpa

Die Massnahmen in den Schulen seien derzeit darauf ausgerichtet, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Auch da müsse man die Situation immer wieder neu beurteilen. Falls sich die Situation verschlimmere, müsse man Massnahmen wie eine Maskenpflicht wieder ins Auge fassen, so Hauri.

14.52: Bald werden auch die Booster-Impfungen auf dem Dashboard veröffentlicht. Das BAG erhalte diese Daten bereits.

14.50: Wie sieht es bei den Antikörper-Tests aus? Erhält man eine Angabe der Menge an Antikörper?

Die Menge an Antikörper sage nichts über den Schutz aus, so Masserey. Die Ergebnisse fliessen wohl auch nicht in die Forschung ein, da man dafür eine repräsentative Bevölkerungsgruppe auswähle.

14.46: Die Empfehlung erfolge nicht gegen die Swissmedic. Es handle sich um verschiedene Zuständigkeiten, erklärt Berger. «Jetzt gehen wir ein bisschen über den Rahmen der Swissmedic hinaus.»

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Einer Frau wird in einem Pflegeheim eine Auffrischungsimpfung des Impfstoffes von Biontech/Pfizer injiziert. - dpa-infocom GmbH

14.45: Müssen wir uns nun auf eine Impfung im Halbjahresrhythmus einstellen? «Ich gehe nicht davon aus», so Berger. Viele Impfungen brauchten eine dritte Dosis. Ausserdem erfolge die Empfehlung auch im Hinblick auf die epidemiologische Lage. «Ich gehe nicht davon aus und hoffe nicht, dass wir in einem Jahr diese Lage haben.»

14.42: Bei der Interpretation der Zahlen bezüglich des Anteils von Geimpften auf den Intensivstationen sei Vorsicht geboten. Vor allem ältere Menschen seien geimpft und hätten das grösste Risiko einer Spitaleinweisung.

14.39: Eine unterschiedliche Gültigkeitsdauer des Zertifikats habe keinen negativen Einfluss auf die Reise innerhalb der EU. Jedes Land könne das für sich entscheiden, nur die Akzeptanz der gegenseitigen Zertifikate sei geregelt, so Masserey.

Griechenland
Senioren gehören zu den durch das Coronavirus meistgefährdeten Personengruppen. - Keystone

14.36: Gibt es Diskussionen über ein Impf-Obligatorium? «Nein, so weit mir bekannt ist, gibt es das nicht», so Masserey.

14.33: Wo ist der Flaschenhals bei der Booster-Impfung? Es gibt genügend Impfstoff, es geht nur darum, dass die älteren Personen Vorrang erhalten sollen.

Das Gesundheitspersonal kann sich jetzt schon mit der aktuellen Empfehlung die Booster-Impfung abholen. Wenn das Personal das will, kann das in Absprache mit einem Arzt bereits jetzt erfolgen. Es ist jedoch keine Empfehlung und ausserhalb der Zulassung, erklärt Berger.

14:32: Nun zu den Kosten der Impfwoche. Es gibt Verträge mit den Kantonen über 20 Millionen, der Bund hat rund 7 Millionen ausgegeben, so Beer.

14:30: Bis wann komme denn nun die Empfehlung für alle? Im Bereich Ende November, so Berger.

14.28: Nun beginnt die Fragerunde: Die Impfempfehlung sei in Vorbereitung und werde in Abhängigkeit der Zahlen eingeführt, also erst, wenn die Zahlen zeigten, dass der Booster nötig sei? Die Empfehlung sei erst bereit, wenn die Menschen über 65 Jahren die Möglichkeit hatten, sich die Auffrischung zu holen.

14.24: Nun spricht der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri: «Die Impfwoche war kein Grosserfolg. Wir haben uns noch mehr Erstimpfungen gewünscht.» Doch die Kampagne laufe auch nach der Impfwoche weiter.

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

Die Ausgangslage könne nicht nur durch die Impfung, sondern insbesondere auch durch das Verhalten für den Winter verbessert werden. Nur wenn neben der Grundimmunisierung die bekannte Vorsichts-Regeln eingehalten würden, könne das Coronavirus eingedämmt werden.

14.15: Christoph Berger spricht über die Empfehlungen zur Booster-Impfung. Es gehe nun über die Erweiterung der Empfehlung für die jüngere Bevölkerung.

«Die Empfehlung für Personen unter 65 Jahren ist in Bearbeitung und folgt voraussichtlich in wenigen Wochen», kündigt Berger an. Die Auffrischung der Impfung aller Personen über 65 bleibe aber prioritär. Sie sollen sie bekommen, bevor die Erweiterung auf jüngere Personen folgt.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF. - keystone

Die Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung zur Vermeidung von milden Infektionen und von Ansteckungen halte nur kurz an. Dies werde im Hinblick auf den Winter bei den Empfehlungen berücksichtigt.

Nach den Über-65-Jährigen sollen vorerst etwa das Gesundheitspersonal und Menschen mit Grunderkrankungen die dritte Dosis erhalten. Erst im nächsten Schritt soll sich die breite Bevölkerung impfen lassen.

14.10: Michael Beer zieht eine Bilanz der Impfwoche. Viele Angebote blieben bestehen, auch nach der Impfwoche.

«Die Konzert-Tour wurde mit zwei ausverkauften Konzerten abgeschlossen, das Publikum war begeistert.» Die Impfung sei dadurch bei den jungen Menschen vermehrt thematisiert worden.

Im Vorfeld sei kein klares Ziel in Zahlen definiert worden, aber jede Impfung zähle. Auch über die Kosten sei diskutiert worden.

«Der Abnahme-Trend der Impfungen konnte gebrochen werden», so Beer. «Sie hat zu 15'000 Mehr-Impfungen geführt.»

14.00: Zu Beginn präsentiert Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, die neuesten Corona-Zahlen. Im Vergleich mit dem Rest Europas weise die Schweiz etwa eine durchschnittliche Inzidenz auf.

Die Zahl der Fälle steige jedoch weiterhin an. Auch die Anzahl der Tests nehme zu, sowie deren Positivitätsrate. «Die Zahlen sehen aber nicht gleich aus wie vor einem Jahr.» Zwar seien die Infektionen ähnlich hoch, doch die Hospitalisationen und Todesfälle fielen deutlich tiefer aus.

Die Inzidenzrate steige in allen Altersklassen an, aber besonders bei den Kindern und Jugendlichen. Rund 15 Prozent der Plätze auf Schweizer Intensivstationen seien derzeit durch Corona-Patienten belegt.

Während der Impfwoche sei die Zahl der täglichen verabreichten Impfdosen angestiegen um rund 34 Prozent.

Es gibt ein neues Online-Tool, Covid-19 Vac Check, auf dem jederzeit eine Person prüfen kann, ob er sich impfen lassen kann. Danach wird die Person weitergeleitet auf die kantonale Seite.

Folgende Fachleute nahmen teil:

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG

Michael Beer, Vizedirektor, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, und Leiter des Projekts Impfoffensive

Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

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