Coronavirus: Lukas Engelberger steht mit Brems-Kurs alleine da
GDK-Chef Lukas Engelberger preschte vor und plädierte für langsame Corona-Lockerungen. Praktisch alle Kantone wollen aber eine Turbo-Öffnung. Wie kam es dazu?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat schlägt grosse Lockerungen vor, GDK-Präsident Lukas Engelberger bremst.
- Praktisch alle Kantone wollen die verbleibenden Massnahmen jedoch rasch aufheben.
- Der Basler Gesundheitsdirektor sagt, die Situation habe sich nun weiter entspannt.
Der 28. Januar 2022 geht in die Schweizer Pandemie-Geschichte ein. Bei einem Besuch im Kanton Aargau preschte Gesundheitsminister Alain Berset vor und ebnete den Boden für weitgehende Corona-Lockerungen.
Das kam nicht überall gut an. Noch bevor der Bundesrat in der Woche darauf die entsprechenden Vorschläge machte, ging Lukas Engelberger, der Chef der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK), auf die Hinterbeine.
«Die Pandemie endet nicht wie ein Krieg mit einem Waffenstillstand um zwölf Uhr mittags», erklärte er etwa dem «SonntagsBlick». Der Basler Mitte-Politiker verteidigte auch eine Weiterführung der Zertifikatspflicht für bestimmte Anlässe.
Nur drei Kantone wollen Variante 2
Nun zeigt sich nach der beendeten Konsultation der Kantone: Engelberger steht mit seiner zurückhaltenden Position weitgehend alleine da. Nur sein «eigener» Kanton Basel-Stadt, Jura und Zürich sprechen sich für die vorsichtige Lockerungsvariante 2 aus.
Der Kanton Zürich bringt faktisch jedoch eine eigene Variante ins Spiel. Er fordert ein sofortiges Ende der Homeoffice-Empfehlung und das Aus der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr in rund zwei Wochen.
Die anderen Stände fordern den Bundesrat auf, praktisch alle Massnahmen per 17. Februar aufzuheben. Bloss die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr wollen viele noch aufrechterhalten. Es wirkt, als spielten die Kantonsregierungen «Hau den Lukas».
Hat sich der Basler Regierungsrat verschätzt? Auf die Frage, ob er heute nochmals derart auf die Bremse stehen würde, sagt Engelberger: «Die Situation hat sich in den vergangenen Tagen weiter entspannt.» Es gebe gute Gründe zur Zuversicht, «weitere Lockerungen» seien angezeigt.
Die Frage bleibe aber, «ob man schon nächste Woche sämtliche Schutzmassnahmen abbauen soll», so Engelberger zu Nau.ch. Deshalb plädiere sein Kanton wie er für die «vorsichtigere Variante 2».
Unklar bei der Öffnungs-Euphorie der Kantone bleibt, welche Rolle die jeweiligen Gesundheitsdirektoren spielten. Unterlagen diese vielerorts in den meist bürgerlich dominierten Gesamt-Gremien?
Engelberger will nicht generalisieren, aber: «Selbstverständlich ist es Aufgabe der Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, den gesundheitspolitischen Aspekten bei der Gesamtbeurteilung ein besonderes Gewicht zu geben.» Doch auch die GDK habe «das ganze Bild gesehen und die Auswirkungen der Schutzmassnahmen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft nie ausser Acht gelassen».
Man werde nun sehen, was der Bundesrat am Mittwoch entscheide. «Sollten die Fallzahlen und Hospitalisationen ihren Höhepunkt bis dahin tatsächlich überschritten haben und nachhaltig sinken, dann sieht es sehr gut aus», versprüht der GDK-Chef doch noch etwas Optimismus.
Ein Ende der meisten Corona-Massnahmen hätte auch für die kantonalen Gesundheitschefs und Engelberger selbst Folgen. Sie müssten nicht mehr wöchentlich Stellung nehmen zu Lockerungen oder Verschärfungen.